Neujahrsempfang in Limburg: In jeder Uniform steckt ein Mensch
Das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte sollte kein alltägliches sein. Doch verzeichnet die Statistik Höchstwerte dazu. Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck ruft daher zu mehr Respekt, Toleranz und Friedlichkeit im gesellschaftlichen Miteinander auf.
Die Relevanz des Themas griff in diesem Jahr der Neujahrsempfang der Stadt Limburg im Sitzungssaal des Rathauses auf, der sich an die städtischen Einsatzkräfte mit dem Thema „Respekt für unsere Einsatzkräfte“ richtete.
Gefolgt waren der Einladung des Magistrats der Stadt Limburg, Mitglieder der Limburger Freiwilligen Feuerwehr sowie der Stadtteile, des freiwilligen Polizeidienstes, der Stadtpolizei, des Technischen Hilfsdienstes, des Deutschen Roten Kreuzes und der Malteser.
Musikalisch begleitet wurde der Empfang durch das Blechbläserensemble der Kreismusikschule unter Leitung von Peter Schreiber.
Bürgermeister Dr. Marius Hahn begrüßte alle anwesenden Gäste und überbrachte die besten Wünsche im Namen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.
Unter den Anwesenden hatten sich neben den Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch und Martin Rabanus, den Landtagsabgeordneten Christian Wendel, Andreas Hofmeister und Katrin Schleenbecker, dem Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Gießen Dr. Christoph Ullrich, dem Landrat Michael Köberle, dem 1. Kreisbeigeordneten Jörg Sauer auch Vertreter der Polizei, der Industrie- und Handelskammer und der Kreishandwerkerschaft im Rathaus eingefunden.
Hahn gedachte der Opfer von Aschaffenburg und pflichtete seinem Aschaffenburger Amtskollegen bei, dass die Tat eines Einzelnen niemals einer gesamten Bevölkerungsgruppe angerechnet werden dürfe. Wut und Trauer über die Gewalttat dürften nicht in Hass und Gewalt ausarten.
Wertschätzung und Dankbarkeit
An die städtischen Einsatzkräfte gerichtet, sagte Hahn: „Lassen Sie mich zu Beginn des Jahres 2025 ein Dankeschön an ‚Sie alle‘ richten. Das ist gelebtes Miteinander, das vielen als Vorbild dienen sollte. Die Rolle von Wertschätzung und Achtung füreinander spielt hierbei eine entscheidende Rolle.
Allen, die nicht fragen, was ihre Stadt und ihr Land für sie tun, sondern für die im Vordergrund ihres Handelns steht, was sie für das Gemeinwesen tun können, spreche ich meinen größten Respekt aus.“
Hahn nutzte den Anlass, um den beiden langjährigen freiwilligen Polizeihelfern Salvatore Bascetta, seit 2006 im Dienst, und Hubert Schäfer, seit 2008 dabei, als Bindeglied zwischen Verwaltung und Bürgern zu danken und ihnen ein Präsent zu überreichen.
Damit leitete er über an den Gastredner Prof. Dr. Roman Poseck, Hessischer Minister des Innern für Sicherheit und Heimatschutz, und seinen Vortrag „Respekt für unsere Einsatzkräfte“.
"Respekt für unsere Einsatzkräfte"
Er stellte fest, dass in der Gesellschaft einiges ins Rutschen geraten sei, denn den Einsatzkräften solle Respekt, Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht werden. Schließlich seien sie für den Schutz jedes Einzelnen da. Daher fordert er dringend eine Trendumkehr, um die zu schützen, die uns schützen.
So hätten sich die Angriffe auf Einsatzkräfte in den vergangenen Jahren an Intensität und Häufigkeit zugenommen. Hessen sei zwar das viertsicherste Bundesland in Deutschland und die Aufklärungsquote der Straftaten in Hessen liege bei 63 % und sei über dem Bundesdurchschnitt, jedoch dürften wir nicht zulassen, dass die Einsatzkräfte Angst hätten, ihren Dienst zu verrichten, appellierte Poseck an die Anwesenden.
2023 wurden mehr als 5.000 Übergriffe auf Einsatzkräfte in Hessen gezählt. Dabei fielen 170 davon auf Rettungskräfte und 24 auf die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Auch in Limburg sind diese mit 40 Übergriffen allgegenwärtig.
Das macht etwas mit den Menschen, denn in jeder Uniform steckt ein Mensch, so Poseck. Er setzt dabei auch auf die Verschärfung des Strafrechts und eine konsequente und zügige Verfolgung von Angriffen auf Einsatzkräfte. Weiterhin fordert er eine Mindeststrafe für solche Straftaten von sechs Monaten bis zu einem Jahr, je nach Schwere der Tat.
Denn nicht nur die hauptamtlichen Einsatzkräfte müssen geschützt werden. Auch die rund 80.000 ehrenamtlichen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden der 2.400 Feuerwehren in Hessen zählen dazu. Sie leisten einen großen Beitrag für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Sie verfolgen mit ihren Kameraden verschiedenen Alters, Geschlechts und Nationalität ein Ziel, als Team Schaden von Menschen abzuwenden. Zudem leisten sie einen enormen Einsatz in der Jugendarbeit und vermitteln den etwa 80.000 Kindern und Jugendlichen Werte wie Toleranz, Respekt und Vielfalt.
Wie Poseck weiter ausführt, hat das Land Hessen ein Respektpaket mit vielen Maßnahmen für Einsatzkräfte geschnürt, darunter fallen beispielsweise (erhöhte) Polizeizulagen, (erweiterte) Einsatzentschädigungen, der Einsatz sozialer Medien, verschiedene Danksagungsformate wie „Einladung ins Taunus Wunderland“ oder Empfänge. Dialogformate wie „Cops im Dialog“ richten sich direkt an die junge Zielgruppe. Hierbei gehen Einsatzkräfte der Polizei gezielt in die Schulen und stellen sich kritischen Fragen von Schülerinnen und Schülern.
Besorgniserregend sei, dass die Zündschnur vieler Mitmenschen kürzer geworden ist und Aggressivität schneller stattfindet.
Daher ruft er Schulen, Bildungseinrichtungen, aber auch Elternhäuser dazu auf, zu mehr Respekt als Grundeinstellung des gesellschaftlichen Miteinanders beizutragen, so Poseck.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung nutzen die Gäste die Möglichkeit, bei Kaltgetränken und Fingerfood vom Buffet in den Austausch miteinander zu gehen