Kreuzweg und Greifenberg erlebbar machen
Über 14 Stationen zieht sich der Kreuzweg vom Tal Josaphat hoch bis zur Kreuzkapelle auf dem Greifenberg. Zu sehen ist davon kaum etwas. Das soll sich ändern. Und der Greifenberg als Naherholungsgebiet soll stärker ins Bewusstsein der Limburger rücken.
Hier und da stehen noch einige Eiben, die einst gepflanzt worden waren, um den Stationen aus hellem Stein einen dunklen Rahmen zu geben. Das Muster der Bepflanzung ist an ein, zwei Stationen noch vorhanden. Zwei Eiben links und rechts des Bildstocks, dahinter eine Linde. Doch die Bäume sind gewachsen, ihre Kronen haben sich längst von den Bildstöcken entfernt und bilden keinen Rahmen mehr. Oft wurden die Bäume, vor allem die langsam wachsenden Eiben, entfernt, ihre Baumstümpfe sind noch sichtbare Zeugnisse.
„Der Weg ist ein Stück Limburger Kulturgut und droht ganz in Vergessenheit zu geraten“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Sein Ansinnen ist es, den sich in Serpentinen den Hang hinauf schlängelnden Weg wieder sichtbarer und damit auch erlebbarer zu machen. Auch Volkmar Gundermann, Leiter des Bauamts der Stadt, sieht es als eine Verpflichtung an, dem Weg als Vermächtnis Limburger Bürgertums wieder mehr Geltung zu verschaffen.
Gestiftet von Limburger Kaufmann Peter Paul Cahensly der Jüngere
Nach der Denkmaltopgraphie hat der Limburger Kaufmann Peter Paul Cahensly der Jüngere im Jahr 1900 den Kreuzweg am Steilhang hoch zur Kapelle gestiftet. Die Szenen an den 14 Stationen sind als hochrechteckige Tonreliefs gestaltet, die in neogotische Sandsteinstelen mit Pyramidendächern eingelassen sind, der Entwurf stammt von dem Architekten Jakob Fachinger, umgesetzt wurde es von den Bildhauern Georg Baudrexel und Jakob Hilf. 1905 wurde an den Anfang des Weges noch eine annähernd lebensgroße, architektonisch gerahmte Ölbergszene durch den Blechwarenfabrikant Joseph Heppel hinzugefügt.
Gestaltet wurden nicht nur die Stationen selbst, sondern auch die einzelnen Abschnitte dazwischen. Dort zeigt sich ähnlich wie auf dem Schafsberg eine Vielfalt von Bäumen und Sträuchern. Allerdings ist das teilweise nur noch ansatzweise vorhanden. Die Vielfalt schwindet, die Schäden an dem Bewuchs nimmt zu. Nach Angaben der zuständigen Revierförsterin Nadine Ströbele ist der Einsatz von Forstarbeitern in dem Hang angesagt, denn dort befinden sich bereits abgestorbene Fichten, einige geschädigte Ahornbäume (Pilzbefall) sowie Robinien, die entfernt werden müssen.
Um 1900 ist der Hang noch kahl
Der Einsatz in dem steilen Hang werde nicht einfach, dabei geht es vor allem um den Abtransport der gefällten Bäume. Auch sind einige Entnahmen notwendig, um für stehenbleibende Bäume die Lebens- und Wuchsbedingungen zu verbessern. Gezielte Neupflanzungen sollen helfen, die einzelnen Bildstöcken stärker zu betonen, so die Revierförsterin. Auf einem Foto aus der Zeit um 1900 und damit kurz nach dem Anlegen des Kreuzweges ist der Steilhang völlig kahl und unbewachsen.
Der Kreuzweg führt zur Kreuzkapelle auf dem Greifenberg, die einst auch von der Stadt aus zu sehen war. Sichtbeziehungen sollen nach Angaben von Bürgermeister Hahn dort wiederhergestellt werden, wo dies ohne forstlichen Substanzverlust möglich ist. Die Kreuzkapelle wurde vermutlich um 1666 von der Familie Rath gestiftet, steht in der Denkmaltopographie. 1792 wurde sie bei Rückzugsgefechten preußischer Truppen und 1796 beim Kampf gegen französische Truppen weitgehend zerstört. Aus Spendenaufkommen wurde sie wiederhergestellt und 1804 neu geweiht. 1912 umgebaut und mit einem Vorbau versehen, 1979/82 fand eine umfassende Restaurierung statt. Nach Angaben des Bürgermeisters gibt es Überlegungen, zusammen mit der EVL die Kapelle abends anzustrahlen. Der dafür benötigte Strom soll direkt vor Ort erzeugt werden.
Blick auf Stadt und Dom eingeschränkt
Der Blick auf die Stadt und den Dom als deren Wahrzeichen ist heute vom Greifenberg nur noch sehr eingeschränkt möglich, aber es gibt noch entsprechende Stellen. Zum Beispiel auf einer Streuobstwiese, die sich im Eigentum des Bürgerhospitalfonds befindet. Dort befindet sich auch noch eine alte Mauer, die das Gefälle im Hang ausgleicht beziehungsweise als Begrenzung für eine Fläche dient, die einmal bebaut war. „Das ist ein geeigneter Standort für eine weitere Sonnenbank, wie sie schon auf dem Domplateau und dem Schafsberg stehen“, verdeutlicht Hahn.
„Unser Ziel muss es sein, den Greifenberg als Naherholungsgebiet wieder attraktiver zu machen und ihn stärker in das Bewusstsein der Limburger zu rufen“, erklärt der Bürgermeister. Dazu sollen auch bestehende Alleen auf dem Greifenberg ergänzt und freigestellt werden.