Schloss macht sich bereit für die Dommusik
Eigentlich war es vorgesehen, dass große Teile des Limburger Schlosses von der Jahresmitte an von der Dommusik genutzt werden. Das ist nicht der Fall. Es gibt Gründe für die Verzögerung – und sie haben ausnahmsweise mal nichts oder nur wenig mit der Corona-Pandemie zu tun, zumindest was das Schloss angeht.
Der 1. Oktober wird nach Angaben von Markus Saal, zuständig bei der Stadt für den Denkmalschutz, nun als Termin angepeilt, an dem die Dommusik große Teile des Schlosses als Mieterin nutzt. Das Risiko für eine weitere Verzögerung ist gering, viele Gewerke befinden sich in den letzten Zügen und weitere Möglichkeiten der baulichen Überraschung sind nahezu auszuschließen. Überraschungen und Anlass zu Verzögerungen hat es in den vergangenen Monaten seit Anfang des Jahres allerdings einige gegeben.
Den Schlosshof durchziehen seit vielen Wochen offene Gräben. Das war auch so geplant, denn sämtliche Versorgungsleitungen für das Schloss mit seinen fünf verschiedenen Gebäudeteilen galt es dort zu verlegen. Neben Wasser und Abwasser auch noch Gas und Strom sowie Glasfaserkabel. Da die Arbeiten quasi in historisch bedeutsamen Boden verliefen, begleiteten aufgrund von Auflagen des Landesamtes für Denkmalpflege von der Stadt Limburg beauftragte Archäologen des Institutes für Bauforschung und Dokumentation Marburg diese Arbeiten. Nach Angaben von Saal nahmen diese zum Teil sehr aufwendigen Arbeiten mehr Zeit in Anspruch, als zunächst eingeplant. Dabei stießen die Archäologen auch auf zahlreiche Fundamente und befestigte Flächen, deren fachliche Bewertung und zusammenfassende Würdigung noch aussteht.
Verlauf der neuen Versorgungsleitung genau dokumentiert
Die Arbeiten sind nun im Wesentlichen abgeschlossen und die Ver- und Entsorgung des Schlosses ist nun zeitgemäß und auch jederzeit kontrollierbar. In der Vergangenheit verliefen die Rohre aus Ton und Eisen durch den Keller des Saalbaus und anschließend unter dem Gebäude entlang. Natürlich ist der Verlauf der neuen Versorgungsleitung genau dokumentiert, auch dies ist ein klarer Vorteil gegenüber dem alten System. „Der Einsatz unserer Mitarbeiter vom Bauhof hat sich bewährt“, sagt Saal. Das Öffnen der Gräben sowie das Verlegen der Abwasserleitungen war den Bauhofmitarbeitern übertragen worden, um auf die langen und durch die archäologische Begleitung bedingten Wartezeiten reagieren zu können. Bei einer Fremdvergabe wären Stillstandszeiten berechnet worden. Das war bei dem Einsatz der Bauhofmitarbeiter nicht der Fall, die bei der Unterbrechung der Arbeiten im Schlosshof ihren anderen Aufgaben nachgingen.
Wie Saal berichtet, wartete aber auch das Gebäude selbst noch mit Überraschungen auf, die zu zeitlichen Verzögerungen führten. Der Renaissancebau und vor allem der Kapellenbau wiesen zahlreiche spätere Einbauten auf, die auch zu statischen Konstruktionen führten, deren Notwendigkeit beziehungsweise deren Dimensionierung nicht immer nachvollziehbar waren. Unterhalb der alten Hausmeisterwohnung im Kapellenbau wurde ein später eingebauter Unterzug wieder entfernt. Dieser wurde offensichtlich aufgrund der maroden Deckenbalken eingebaut, was sich beim Öffnen der Ecke bestätigte. Auch später eingebaute Stahlkonstruktionen konnten ausgebaut werden. Dadurch sind nun zuvor verdeckte Oberlichter von Fenstern wieder frei.
Holzböden und Türen werden fertiggestellt
Es sind natürlich immer noch Handwerker in dem Komplex. Elektriker oder Heizungsbauer zum Beispiel, oder Fachleute wie Jürgen Roth und Maik Ohl widmen sich der Fertigstellung der Holzböden und Türen. All diese Arbeiten neigen sich dem Ende entgegen. An der Außentreppe ist sogar noch einmal der Einsatz eines Schlossers notwendig geworden, da das Geländer nicht mehr über die notwendige Höhe verfügte. „Auch solche Arbeiten sind alle mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen“, macht Saal deutlich.
Im kommenden Wochen wird das neue Treppenhaus im Kapellenbau dann noch einmal zur Baustelle. Die Stahlkonstruktion befindet sich schon seit geraumer Zeit an Ort und Stelle, nun sollen die Auftritte aus Holz befestigt werden. Im September ist dann die Endreinigung vorgesehen, damit die Dommusik ab 1. Oktober ihre gemieteten Räume nutzen kann.
Ehemalige Scheune wird künftig vom Stadtarchiv genutzt
Damit wird ein wichtiges Etappenziel erreicht, um das Schloss wieder zu nutzen und verstärkt mit Leben zu füllen. Abgeschlossen ist das Projekt damit noch nicht. Die italienische und die portugiesische Gemeinde haben die ehemalige Scheune auf dem Areal geräumt. Das Gebäude wird in Zukunft vom Stadtarchiv genutzt und muss entsprechend ertüchtigt und hergerichtet werden. In der Scheune haben sich nach der Räumung des Dachgeschosses feuchte Stellen an den geneigten Innenflächen gezeigt, die eine Erneuerung der Dachflächen zwingend erforderlich machen. Wie bei allen anderen bereits sanierten Dachflächen des Schlosses wird die Eindeckung mit Naturschiefer vorgenommen.
Das Dachgeschoss dient in Zukunft als Lager für das Stadtarchiv. Das Obergeschoss wird dem Stadtarchivar mit seinen Mitarbeiterinnen als Büroraum zur Verfügung stehen und im Erdgeschoss wird der neue Leseraum eingerichtet. Die Sanierung des Schlosses umfasst ein Finanzvolumen von rund 7,5 Millionen Euro, das sich auf mehrere Jahre erstreckt. In diesem Jahr sind im Haushalt der Stadt rund eine Million Euro für die Sanierung vorgesehen.