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Mobilität auf Bestellung

Die Fahrt zur Arbeit, das Treffen mit Freunden, der Weg zum Sportkurs, ein Arztbesuch: Für all das muss man mobil sein. Bei manchen Verbindungen stößt der öffentliche Bus- und Bahnverkehr in Limburg und vor allem in den Stadtteilen an seine Grenzen.

On-Demand-Mobilität (zu Deutsch: auf Bestellung) ist die Lösung. Jeder kann damit per Telefon oder App ein Fahrzeug bestellen und wird zu verschiedenen Haltepunkte im Stadtgebiet gebracht. Ein Fahrplan oder feste Linien sind nicht notwendig. Eine spezielle Software entwickelt jede Route individuell und sorgt dafür, dass der Fahrgast in wenigen Minuten an seinem Wunschpunkt einsteigen kann. Fahrgäste mit dem gleichen oder einem ähnlichen Weg teilen sich dabei das Fahrzeug.

Die Stadt Limburg setzt das Modell der On-Demand-Mobilität im Rahmen eines Pilotprojektes in einem Verbund anderen Kommunen und mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) um. Gemeinsames Ziel ist es, den motorisierten Individualverkehr, also Auto, Motorrad oder Roller, zu reduzieren und den ÖPNV attraktiver zu machen, damit er von bisher nicht erreichten Kundengruppen genutzt wird. Dies führt dann zu weniger Lärm und Schadstoffen in den Städten bei gleichzeitigem Ausbau des Mobilitätsangebots in Limburg.

On-Demand-System für eine ganze Region

Das Besondere an dem Projekt ist, dass erstmals in Deutschland ein On-Demand-System für eine ganze Region und mit einheitlichen Standards eingeführt wird. Das Projektvolumen liegt daher auch bei rund 110 Millionen Euro und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Der Anteil für Limburg liegt bei rund 1,74 Millionen Euro, 915.000 Euro kommen als Fördergeld vom Bund aus dem Programm „Saubere Luft“.

Der erste Schritt ist nun die Konzeptentwicklung, bei der jede Kommune auf ihre spezifischen Bedarfe und Voraussetzungen eingeht. Für Limburg bedeutet dies bessere Anbindungen an die bestehenden Bus- und Bahnangebote, beispielsweise an den ICE-Bahnhof oder die Expressbuslinie X72. Auch die Pendler soll das Konzept in den Blick nehmen. Bisher unzureichend angebundene Firmen und Arbeitsplatzstandorte sollen durch das On-Demand-System erschlossen werden. Gleichzeitig soll die Lücke in den Rand- und Nachtzeiten, in denen aktuell keine oder nur wenige Busse fahren, geschlossen werden.

Bei der Konzepterstellung müssen hauptsächlich drei Punkte geklärt werden: Wann und wo genau die On-Demand-Fahrzeuge verkehren sollen, wichtig ist dabei, dass die bestehenden Bus- und Bahnlinien ergänzt und nicht ersetzt wird. Außerdem muss ermittelt werden, wie viele Fahrzeuge nötig sind.

Weiterentwicklung des AnrufSammel-Taxis

„Im Grunde ist On-Demand-Mobilität die Weiterentwicklung unseres inzwischen erfolgreichen AnrufSammel-Taxis. Wir wollen die individuelle Mobilität der Bürger weiter ausbauen, damit die Lücken in den Wegeketten möglichst wenige werden“, sagt der 1. Stadtrat Michael Stanke, der gleichzeitig Betriebsleiter der Stadtlinie ist. Über den städtischen Eigenbetrieb wird das On-Demand-System umgesetzt.

Das AnrufSammel-Taxi fährt seit 2015 in den Abend- und Nachtstunden zwischen den Haltestellen im Stadtgebiet (außer der Haltestelle im ICE-Gebiet), wenn die Stadtlinie nicht mehr unterwegs ist. Wer das AST nutzen möchte, bestellt es telefonisch 30 Minuten vor der gewünschten Abfahrtzeit. Mit dem On-Demand-System können weitere Strecken, beispielsweise in die Stadtteile erschlossen werden.

Ein weiteres Plus der On-Demand-Mobilität sind die Fahrzeuge, die ausschließlich mit nachhaltigen Antrieben fahren werden. „Damit ist das On-Demand-Modell ein idealer Baustein, um die Belastung mit Stickstoffdioxid und Lärm in der Limburger Innenstadt zu reduzieren. Beides ist nicht nur im Hinblick auf das Gerichtsverfahren vor dem VGH wichtig, sondern es erhöht auch die Lebensqualität in Limburg“, sagt Stanke. 

App wird entwickelt

Parallel zu den Einzelkonzepten der teilnehmenden Kommunen wird unter anderem eine App entwickelt, Fahrzeuge beschafft und ein gemeinsamer Tarif abgestimmt. Die Kriterien dafür haben die Kommunen gemeinsam in Arbeitsgruppen festgelegt. Aktuell läuft unter der Federführung des Rhein-Main-Verkehrsverbunds die Ausschreibung für die Software.

Gemeinsam werden die Kommunen auch eine Preisgestaltung festlegen. Denkbar wäre beispielsweise neben einem festen Preis auch eine Grundgebühr plus eine Summe pro gefahrenem Kilometer.

Start voraussichtlich 2021

Nach der Konzeptphase folgt im nächsten Jahr die Umsetzung mit wissenschaftlicher Begleitung und kontinuierlicher Bewertung. An den Start gehen wird das On-Demand-System in Limburg voraussichtlich im Jahr 2021. Dann wird es das Anrufsammeltaxi ablösen, für das die Verträge Ende Mai 2021 auslaufen.

Beim Pilotprojekt nehmen große und kleine Städte und Landkreise, sowie Städte aus den Ballungsräumen Rhein-Main und den angrenzenden Räumen teil. Damit werden Pendlerbewegungen berücksichtigt und es ergibt sich ein geschlossenes Angebot. Projektteilnehmer sind neben der Stadt Limburg die Städte Hanau, Frankfurt, Kelsterbach, Hofheim, Taunusstein, Groß-Gerau und Wiesbaden sowie der Landkreis Darmstadt-Dieburg, der Landkreis Offenbach.

09.06.2020 

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