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Archivalie der Woche 307 - Radfahr-Verkehr

Vor wenigen Tagen, am 3. Juni, war der „Europäische Tag des Fahrrads“. Die heutige Archivalie der Woche ist daher die „Special-Akte betr. Radfahrer-Verkehr“ (Signatur: StALM II/3398), die von 1924 bis 1953 geführt wurde.
Die ersten Schriftstücke sind Abschriften des Wiesbadener Radsportclubs 1907 e.V., der die betroffenen Behörden um Genehmigung eines Radrennens über 160 Kilometer ersucht. Die Fahrt sollte ab 6 Uhr morgens von Wiesbaden aus bis Limburg führen und dann über den Taunus zurück. Der Regierungspräsident genehmigte die Veranstaltung unter der Bedingung, dass am 20. Juli 1924 schon um 4 Uhr gestartet würde.
Auch das Radrennen vom Sonntag, 22. Mai 1927 des Radfahrer-Clubs 1924 Dehrn von Dehrn über Limburg, Brechen, Camberg nach Würges und zurück wurde unter Auflagen genehmigt. So mussten die Durchfahrtzeiten den Ortspolizeibehörden gemeldet werden und es durfte kein Gottesdienst gestört werden. Diese Auflagen erhielt auch der Verein „Radsport 1925“ in Limburg, der am gleichen Tag ein Rennen von Limburg über Dauborn nach Werschau, Lindenholzhausen, Eschhofen, Obertiefenbach bis Steinbach und Hadamar und zurück nach Limburg abhielt, wie eine Woche zuvor der Verein für Radsport in Limburg.
Auch weitere Vereine wie der Radfahrklub „Nassovia 1926“ Elz, der Radfahrerverei 1912 Elz oder der Radsportklub Opel e. V. veranstalteten Ausfahrten und Rennen, für die sie eine behördliche Genehmigung brauchten.
Die Akte erhält mehrere Anzeigen, so gegen den Kaufmann Bernhard Lahnstein, dem vorgeworfen wurde, er habe „am 5.7.24, gegen 9:50 Uhr nachm. mit seinem Fahrrad die hiesige Bahnhofstraße befahren, ohne dasselbe beleuchtet zu haben“. Wegen des gleichen Vergehens wurden auch die Schüler Georg Maurer und Lothar Hely, der Spenglerlehrling Heinrich Preuss, der Wegemeister Peter Schuy und weitere angezeigt. Auch andere Vergehen wie das verbotene Befahren eines Teils des Neumarktes wurden zur Anzeige gebracht. Alfred Schickel wurde belangt, weil er am 21. Oktober 1926 die Grabenstraße und die Lahnbrücke freihändig befahren hatte. Auch Unfallmeldungen wurden in der Akte festgehalten, so der Sturz des Formers Johann Marx aus Holzheim in der Unteren Grabenstraße (heute: Konrad-Kurzbold-Straße), der sich so stark verletzte, dass er bewusstlos war. Der Unfall wird ausführlich geschildert. Demnach war auch ein LKW der Firma P. P. Cahensly darin verwickelt.
Das Radfahren erfreute sich in den 1920-er und 1930-er Jahren großer Beliebtheit. Mit dem zweiten Weltkrieg war es damit vorbei. 1942 wies der Regierungspräsident die Landräte und Polizeipräsidenten im Bezirk an, die „missbräuchliche Benutzung von Fahrrädern“ zu unterbinden, da dies mit der Lage auf dem Rohstoffsektor (Gummi und Stahl) nicht vereinbar sei.
08.06.2025 

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