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Archivalie der Woche 292 - Opfer der Nationalsozialisten

Heute zeigen wir Fotos von sieben Menschen, die den Nationalsozialisten zum Opfer fielen, einer Partei, die bei den demokratischen Wahlen von 1928 bis 1933 ihren Stimmenanteil kontinuierlich ausbaute, um schließlich die Demokratie zu zerstören. Millionen Menschen fielen der rechtsradikalen Ideologie zum Opfer, darunter mindestens 198 Limburger. Hinzu kommen hunderte Tote an den Fronten und im Bombenkrieg. Sieben von ihnen stellen wir hier vor. Sie mahnen uns, nie wieder radikalen Kräften Macht zu überlassen!
Ilse Friedländer, geb. 1906, Jüdin, war die Tochter des Richters Dr. Adolf Friedländer und seiner Ehefrau Maria Friedländer geb. Grosser. Sie hatte einen Zwillingsbruder. Ihre Eltern ließen sich scheiden und sie wohnte Anfang der 1940-er Jahre mit ihrer Mutter in Frankfurt zusammen. Am 16. September 1942 wurden Mutter und Tochter nach Theresienstadt deportiert, von dort im Frühjahr 1944 nach Auschwitz, wo Ilse Friedländer ermordet wurde. Ihre Mutter starb im KZ Bergen-Belsen, ihr Vater hatte sich 1942 das Leben genommen.
Karl-Heinz Grill, geb. 1913, Katholik, war von Geburt an geistig behindert. Seit seinem 5. Lebensjahr wohnte er im St. Vincenzstift in Aulhausen. 1934 wurde er zwangsweise sterilisiert. Ab 1937 lebte er im Kalmenhof in Idstein. Am 11. März 1941 erhielten seine Eltern die Mitteilung, ihr Sohn sei in eine andere Anstalt verlegt ohne nähere Angaben. Auf Nachfrage wurde ihnen gesagt, sie sollen denken, er sei an der Front gefallen. Zwei Wochen später erhielten sie die Nachricht, Karl-Heinz Grill sei in der Anstalt Pirna Sonnenstein gestorben. Tatsächlich war er bereits am 11. März 1941 in Hadamar ermordet worden. Weil Helene Grill offen darüber sprach, nahm die Gestapo sie fest.
Liane Moses, geb. 1928, Jüdin, lebte nach dem Tod ihres Vaters mit Mutter und Bruder in Limburg. Als ihre Mutter 1933 in die Niederlande floh, blieb sie bei ihren Verwandten Hermann und Jacobine Goldschmidt. Ab 1935 besuchte sie die Schule, die sie 1938 verlassen musste. Im Dezember 1938 durfte sie zu ihrer Mutter in die Niederlande. Nach dem Einfall der Wehrmacht wurden Mutter und Tochter in Westerbork interniert und am 20. April 1943 nach Sobibor deportiert. Sofort nach der Ankunft wurden sie ermordet. Lianes älterer Bruder Werner war bereits 1942 in Auschwitz ermordet worden.
Max Rosenthal, geb. 1892, Jude, war Hausmeister der Synagoge. Seine Frau und sein Sohn reisten 1938 in die USA. In der sogenannten „Reichskristallnacht“ entging er mit knapper Not dem Tod in den Flammen der brennenden Synagoge. Er wurde ins KZ Buchenwald verschleppt und erst im Januar 1939 wieder freigelassen. Im Sommer 1939 versuchte er, mit der M.S. „Saint Louis“ nach Kuba zu gelangen. Das Einreisevisum war aber wiederrufen worden. So mussten er und 900 weitere jüdische Flüchtlinge nach Europa zurückkehren. Max Rosenthal ging nach Frankreich, wurde nach Einmarsch der Wehrmacht interniert und am 9. September 1942 nach Auschwitz deportiert. Er wurde sofort nach der Ankunft ermordet.
Erich Josef Schardt, geb. 1922, Katholik, war von Geburt an geistig behindert und lebte seit 1931 in der Heilanstalt Aulhausen. 1938 wurde er zum Kalmenhof in Idstein verlegt, 1939 nach Hadamar und wenige Monate später nach Herborn. Von dort wurde er am 28. Februar 1941 nach Hadamar gebracht und im Zuge der sogenannten „ersten Mordphase“ sofort nach der Ankunft getötet. Seinen Angehörigen wurde zwei Wochen später mitgeteilt, er sei in der Anstalt Hartheim bei Linz gestorben.
Berta Schaumburger geb. Rosenthal, geb. 1864, Jüdin, war die Witwe des Metzgers Ferdinand Schaumburger. Nach dessen Tod 1909 hatte sie das Geschäft der Familie weiter betrieben. Seit 1919 lebte sie im Haus ihrer Tochter Johanna Litzinger in der Fleischgasse, die ebenfalls eine Metzgerei betrieb. 1939 wurde die 75-jährige Berta Schaumburger gezwungen, Limburg zu verlassen und ins jüdische Altersheim in Frankfurt zu ziehen. Am 19. August 1942 wurde sie ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie am 17. November 1942 zu Tode kam.
Peter Zirfas, geb. 1887, Katholik, war Soldat im Ersten Weltkrieg. Möglicherweise war die psychische Belastung, die er an der Front erfuhr, mit dafür verantwortlich, dass er später an Schizophrenie erkrankte. Im Laufe der 1920-er Jahre verschlechterte sich sein Gesundheitszustand so sehr, dass er dauerhaft in der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar leben musste. Ende August 1941 erhielt seine Ehefrau die Mitteilung, er sei am 22. August 1941 an einer Thrombose gestorben. Tatsächlich war er im Rahmen der T 4-Aktion vergast worden. Der Familie war diese Tatsache bewusst. Eine Verwandte wurde von der Gestapo einbestellt und ermahnt, nichts davon in der Öffentlichkeit verlauten zu lassen.
25.02.2025 

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