Berlin-Denkmal an der Alten Lahnbrücke
Idee
Die Anregung zu einem Berlin-Denkmal kam von den Limburger Jungsozialisten. Im Herbst 1958 war eine Gruppe aus dem Bezirk Wiesbaden nach Berlin gereist, hatten ein Notaufnahmelager besucht und wurden im Kreuzberger Rathaus von Bezirksbürgermeister Willy Kreßmann begrüßt. Der rief ihnen zum Abschied zu: „Vergesst uns Berliner nicht!“
So beantragten die Jungsozialisten nach Rücksprache mit den Parteigremien beim Magistrat, ein Berlin-Denkmal zu errichten. Treibende Kraft war dabei Adolf Müller. Als Material sollten Steine der 1945 gesprengten Autobahnbrücke verwendet werden. Der Bildhauer Dieter Veil aus Eschhofen hatte dazu einen Entwurf vorgelegt. Gegen die Gestaltung hatte der Landeskonsevator keine Einwände, wohl aber gegen den Standort. Stattdessen schlug er einen Platz im Zentrum der Stadt vor.
Politischer Beschluss
Der Antrag der Jungsozialisten lag am 22. Juni 1959 der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung vor. Im Protokollbuch ist zu lesen:
Die Jungsozialisten sind an die Stadt herangetreten mit dem Antrage, für ein von ihnen geplantes Mahnmal „Berlin“ einen geeigneten Aufstellungsplatz sowie eine finanzielle Unterstützung bereitzustellen. Der Magistrat will, daß sich die gesamte Limburger Jugend an dem Vorhaben beteiligt, und schlägt als Aufstellungsort für das Mahnmal ein städtisches Grundstück unmittelbar am stadtseitigen Ausgang der alten Lahnbrücke vor.
Im Zusammenhang mit der Errichtung eines Mahnmals Berlin regt der Stadtverordnete Krohmann an, dieses mit einem Kriegerehrenmal zu verbinden, das in Limburg noch fehle. Auch hält er den Aufstellungsort an der alten Lahnbrücke nicht für ganz glücklich.
Der Bürgermeister bittet, nicht beide Projekte untereinander zu verknüpfen und zunächst einmal der Errichtung eines Mahnmals „Berlin“ zuzustimmen. Wegen eines Kriegerehrenmals habe man früher an die alte Kapelle auf dem Domfriedhof gedacht. Mittlerweile habe aber das Bischöfliche Ordinariat diese Kapelle für kirchliche Zwecke beantragt. Im übrigen möchte der Bürgermeister an dem Aufstellungsort für das Mahnmal „Berlin“ an der alten Lahnbrücke festgehalten haben, wobei gleichzeitig die Mauer an der alten Brücke in Ordnung gebracht und vielleicht auch eine Treppe zur Erbach angelegt werden könnte.
Stadtverordneter Krohmann setzt sich darauf für eine Erhöhung der mit 300,-- DM veranschlagten finanziellen Beihilfe auf 500,-- DM ein. Die Versammlung beschließt einstimmig wie folgt:
Beschluß: Die Stadtverordnetenversammlung genehmigt die Aufstellung eines Mahnmals „Berlin“ auf dem städtischen Grundstück an der Konrad-Kurzbold-Straße unmittelbar neben der alten Lahnbrücke unter Beteiligung der gesamten Jugend Limburgs und bewilligt einen Zuschuß zu den Kosten in Höhe von 300,- DM aus Verstärkungsmitteln.
Aufbau und Einweihung
Im November 1959 war der Sockel bereits erstellt und die Umfassungsmauer wurde errichtet. Zur Einweihungsfeier beabsichtigten die Jungsozialisten, Berlins Regierenden Bürgermeister Willy Brandt einzuladen. Dem war aber eine Teilnahme nicht möglich, stattdessen reiste der Berliner Bundestagsabgeordnete (und spätere SPD-Landesvorsitzende) Kurt Mattick an und hielt die Festrede.
Als Termin war der 7. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR festgelegt worden, der 17. Juni 1960. Kurz zuvor gründete sich der Arbeitskreis „Unteilbares Deutschland“, der die Organisation der Einweihungsfeierlichkeiten übernahm. „Das Mahnmal Berlin soll den Bürgern Limburgs, den vielen Besuchern und Touristen, welche an ihm vorübergehen, immer wieder Mahner für die Freiheit der Bevölkerung unserer alten Reichshauptstadt Berlin und in ihrem Kampf für die Unabhängigkeit und der Verbundenheit mit dem Westen als Insel in dem unfreien Osten Rufer sein. Es soll unsere Verbundenheit mit dieser tapferen Bevölkerung herausstellen und bekunden,“ erklärte der Arbeitskreis.
Zur Einweihung des Denkmals kamen viele Teilnehmer in die Konrad-Kurzbold-Straße, an der Spitze Bürgermeister Joseph Schneider und Regierungspräsident Dr. Walter Schubert. Hauptredner Kurt Mattick MdB hob hervor, dass Berlin ein Symbol für die Freiheit sei und den 17 Millionen Menschen in der Ostzone Hoffnung gebe. Zum Abschluss seiner Rede entzündete der Abgeordnete die Feuerschale.
Nutzung
In den vergangenen Jahrzehnten fanden regelmäßig am Denkmal Veranstaltungen zur deutschen Einheit bzw. zur Erinnerung an die Opfer der Teilung statt. Vor allem die CDU legte regelmäßig am 17. Juni dort einen Kranz nieder. Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens ließ die Partei 1995 neben dem Denkmal einen Ahornbaum pflanzen.