Archivalie der Woche 276 - Kaiserurkunde für Limburg
Am 26. August 1346 stellte Kaiser Ludwig der Bayer in Frankfurt eine Urkunde aus, die für Limburgs Stadtherrn Gerlach III. wie auch für die Bürger große wirtschaftliche und rechtliche Bedeutung hatte. Im Krieg des Kaisers gegen König Johann von Böhmen und Markgraf Karl von Mähren (der kurz zuvor in Rhens zum Gegenkönig gewählte Karl IV.) unterstützte der Limburger den König und erhielt dafür 20.000 Pfund Heller. Um dies aufzubringen, überließ Ludwig ihm die jährlich Reichssteuern („stirwe“) der Städte Frankfurt, Wetzlar, Friedberg und Gelnhausen und den Zoll zwischen Hachenburg und Mainz, bis der Betrag eingenommen sei.
Die Urkunde (Signatur: StALM Urk A 3) ist leidlich gut erhalten, das Pergament ist an einigen Stellen eingerissen und hat Löcher (s. Foto). Das kaiserliche Siegel fehlt. Wann es abhanden gekommen ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Möglicherweise geschah dies schon vor Jahrhunderten. Als die Urkunde bei einer ersten Bestandsaufnahme des Stadtarchivs 1876 erfasst wurde, fehlte das Siegel bereits.
Der Text der Urkunde (übertragen von Christian Bahl 1878) lautet:
Wir Ludewig von Gots genaden Romischer keiser, ze allen ziten merer des richtes, bekennen offenlich mit disem brief, daz wir mit dem edeln manne Gerlachen herren ze Lympurg, unserm liben getruwen, also geret haben und ober ein kommen sin, daz er und sin erben uns dienen und beholfen sullen sin mit der stat ze Lympurg und mit aller irer maht in dem krieg den wir haben mit dem von Beheim und sinem sun, dem marhgrafen von Meren, der sich des richs annimt, und wider alle ir helfer und diener, und umb die selben hilff und dienst haben wir dem vorgenanten Gerlachen von Lympurg verricht und geben zweinzig tusent phunt haller guter werung, alz ze Frankinford geng und geb ist. Und die selben zweinzig tusint phunt haller haben wir im bewiset und verschaffet uf den vier steden in der Wetribe, zu Frankinford, Wetflaren, Fridberg und Geylenhusen, und uf die stirwe, die si uns und dem riche jaerlich uf sand Martinstag schuldig sind zu geben. Der sehtzehenhundert mark sind guter werung je drei haller fur einen Colnischen pfennig ze raitten, an hunert mark, die wir der stat ze Fridberg zu irem baw ze ettlichen jaren, alz ir brif sagent, geben haben. Und die selben stet sullent dem egenanten herren von Lympurg oder sinen erben des geltz geben und bezalen alz hernahgeschriben stet: achthalb hundert mark von sant Martinstag, der aller nehst kumt uber ein jar, und dar nah aber uber ein jar fumfzehen hundert mark der obgenanten werunge, und danne fuerbaz alle ja ruf sand Martinstag funfzehen hundert mark an alle geverde und furzog; wann och die jar, die wir den von Fridberg gelazzen haben, usgand, so sullen si die hundert mark dem oftgenanten herren zu Lympurg oder sinen erben zu dem andern gelt richten und geben. Und dar zu haben wir von unserm keyserlichen gewalt einen zol und geleittes gelt gemacht und geleget, die der oft genant herr ze Lympurg oder sin erben uf heben und nemen sullen zuschen Hachinberg und Mentz, an welher stat in daz aller best kumt und fuegt, also daz si von jedem pferde, daz niden her ufgelastet kumt, haben und nemen sullen sechs schilling haller, und von iglichem pferd, daz oben herab kumt, zwen schilling haller, und sullen die vorgenanten zolle stiwre und geleitt inne haben und in nehmen alz lang bis der vorgenant herr ze Lympurg oder sin erben der zweinzig tusent phunt haller gar und gentzlich verricht werdent und gewert, und swann si der zweinzig tusend phunt verricht und gewert sind, von welhen sachen daz kumt, so sol ir dinst aller erst angan und uns dann beholfen sin in dem vogenanten unserm krige, mit der stat ze Lympurg und aller irer maht, und sol ouch der herre ze Lympurg, sind eben und die stat ze Lympurg die wile stille sitzen und wider uns und die unsern niht sin. Ez ist ouch geret, ob ieman den herren ze Lympurg oder sine erben benoeten oder angriffen wolt, ee daz si des vorgenanten geltz bezalt und gewert weren, und uns oder die unsern umb helf monten und beten, und wann wir oder die unsern in oder den irn geholfen heten, so sullen si uns furbaz mit der stat ze Lympurg und mit aller irer maht verbunden sin zehelfen, ob si dannoh des obgenanten geltz niht bezalt und verricht weren, in aller der wise, als ob si des geltz gar und gentzliche verricht und gewert weren. Auch sol sich die stat ze Lympurg verbunden ewiglichen zu den vorgenanten vier steten in der Wetreye, alz si dann ze beider sitte mit einander ze rat werdent und dar umb uber ein koment. Geschehe und wer ouch, daz wir ab giengen, ee daz der vorgenant herr ze Lympurg oder sin erben diese vorgenant summ geltes gentzlichen bezalt wurden, waz in dannoh des geltz us stund, daz sullen si haben und des wartten uf des riches guten, und muegen dar umb pfenden an allen zorn und frevel, usgenommen der vorgenanten vier stet. Müst ouch der herr von Lympurg oder sin erben daz riche dar umb pfenden, welherlei kuntlichen schaden si dann da von nement, den sullen in unser nahkomen an dem riche ab tun und usrichten, ze gelicher wise alz umb daz obgenant gelt, daz in dannoh unlag, an die vier stet, die sullen si dar umb niht pfenden noh angriffen. Waz pfand si ouch nement uber die chost, die si darumb taeten, die sullen unsern nahkomen an dem rich an dem gelt abgan. Auch sol der vorgenant herr ze Lympurg, sin erben und die stat ze Lympurg beholfen und verbunden sin ze dinen und ze helfen wer in disem krieg unser stat were. Also wem die vier stede in der Wetrey gehuldigt heten und fur einen Roemischen kunig haldent. Wann ouch der herr von Lympurg oder sin erben der zweinzig tusend phunt haller verricht und gewert sint, von welhen sahen daz koem, so sind die stiwr, der zol und daz geleittes gelt uns und dem riche ledig und los. Und dar uber ze einen urkund geben wir in disen brief versigelten mit unserm keyserlichen insiegel. Der geben ist ze Frankinford, an samptztag nah sand Bartholomeustag, nach Christs geburt driuzehen hundert jar und in dem sechs und vierzigstem jare, in dem zwei und dreizzigstem jar unsers richt uns in den niunzehenden des keyserthums.