Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl will 200 Limburger Tauben aufnehmen
Die beabsichtigte Reduzierung des Taubenbestands in Limburg durch Tötung hat die Stadt nicht nur national in die (negativen) Schlagzeilen gebracht, sondern auch weit über die Grenzen des Landes hinaus. Nach dem Bürgerentscheid am 9. Juni mit dem Ergebnis, dass der im November vergangenen Jahres von der Stadtverordnetenversammlung gefasste Beschluss umgesetzt werden soll, gingen zudem Hunderte von Zuschriften, die meisten digital, bei der Stadt ein.
Die Absenderinnen und Absender äußerten ihr Entsetzen, Enttäuschung, Unverständnis und teilweise auch Bedrohungen. Die mediale Aufmerksamkeit hat jedoch auch dazu geführt, dass sich nun eine neue Möglichkeit eröffnet. Der Stadt liegt ein Angebot vor, 200 Tauben aus Limburg abzuholen und sie weit entfernt weiter leben zu lassen, so dass sie nicht nach Limburg zurückfliegen. „Wir werden dieses Angebot als ein gegenüber der Tötung deutlich milderes Mittel gerne annehmen und ich bin der Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl mit Sitz in Salzburg sehr dankbar, dass es uns diese Möglichkeit eröffnet“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich, der als Oberhaupt der Stadt immer wieder persönlich angeschrieben und aufgefordert wird, den Beschluss nicht umzusetzen.
Beschimpfungen, Beleidigungen und teilweise auch Bedrohungen hat es seit November ihm gegenüber sowie vielfach gegenüber den ehrenamtlichen Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern oder auch Mitarbeitenden der Verwaltung gegeben. Der Stadtverordnetenbeschluss vom November setzt vor einer Umsetzung noch einmal eine genaue Prüfung voraus, ob in Limburg die Voraussetzungen erfüllt sind, um eine Taubentötung vorzunehmen.
Eine gute Alternative
Das Gut Aiderbichl hat der Stadt nun angeboten, 200 Tauben aus Limburg abzuholen und an einem Standort nahe der tschechischen Grenze aufzunehmen und zu beherbergen. Aufgabe der Stadt wird es sein, die Tauben zu fangen und sie bis zum Abtransport, der in zwei oder drei Fahrten vorgenommen werden soll, tierschutzgerecht zu beherbergen.
Die Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl wurde 2001 gegründet und ist seither im Einsatz für Tiere in Notlagen. Auf den rund 30 Heimathöfen in sechs verschiedenen Ländern Europas werden derzeit über 8000 Tiere bis an ihr natürliches Lebensende versorgt. Auf einem der Heimathöfe in Eslarn in der Oberpfalz/Bayern konnte 2023 ein 50 Meter langer Neubau eröffnet werden, der speziell für die artgerechte Taubenhaltung konzipiert wurde. Das Taubenhaus von Gut Aiderbichl Eslarn ist einzigartig und gilt als Modell für eine ideale Taubenhaltung. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun 200 der Limburger Tauben bei uns auf Gut Aiderbichl ein ,Für-immer-Zuhause‘ schenken können“, so Dieter Ehrengruber, Geschäftsführer von Gut Aiderbichl.
„Dort unterzukommen ist für die Limburger Tauben sicherlich eine gute Alternative“, ist Hahn überzeugt. Und er knüpft an die sich nun eröffnende Möglichkeit die Hoffnung, dass unter den vielen Tier- und Taubenschützern, die sich seit November vergangenen Jahres bei der Stadt gemeldet haben, auch welche sind, die gegebenenfalls weitere Tauben aus Limburg möglichst zeitnah aufnehmen. In der zentralen Innenstadt von Limburg wurde eine Population von bis zu 700 Tauben ermittelt. Diese Zahl kam durch eine Zählung im Frühjahr vergangenen Jahres mit anschließender Hochrechnung zustande. Erklärtes Ziel ist eine Population von rund 300 Tieren.
Reduzierten Bestand halten
Das Gut Aiderbichl will die Kosten für den Transport und die anschließende Unterbringung übernehmen. Die Stadt hätte die Kosten für das Einfangen und die Betreuung der Tauben bis zum Transport zu tragen. „Es geht nun darum, ein geeignetes Grundstück oder Gebäude zu finden, um die Tiere bis zu ihrem Transport gut zu beherbergen; zudem müssen wir das Einfangen der Tiere organisieren“, so der Bürgermeister. Keinen Zweifel lässt er daran, dass die Stadt ein solches Angebot auf keinen Fall ausschlagen kann. „Mit Gut Aiderbichl haben wir zum ersten Mal in der Diskussion auch eine Möglichkeit, ohne das Töten von Tieren, den Bestand dennoch zügig zu reduzieren“, so Hahn weiter.
Kommt diese Teillösung zustande und finden sich anschließend noch weitere Institutionen und Einzelpersonen, die Limburger Tauben übernehmen, lässt sich die angestrebte Population idealerweise ganz ohne eine Tötung erreichen. Dann wird es eine wichtige Aufgabe werden, so Hahn weiter, den reduzierten Bestand in der Form zu halten. Auch dazu gab es viele Vorschläge in den vergangenen Monaten und zahlreiche Angebote an die Stadt, dabei unterstützend aktiv zu werden. „Ich hoffe, das gilt dann auch weiter“, so Hahn.
Wer die Stadt beim Einfangen und/oder der Unterbringung unterstützen will, kann sich per E-Mail an michael.wolf@stadt.limburg.de wenden.