Neubau der Lichfield-Brücke soll 2031 starten
Neubau stellt Herausforderungen beim Schutz des Trinkwassers
Im Jahr 2031 soll mit dem Neubau der Lichfield-Brücke begonnen werden. Das neue Datum nannten die Vertreterinnen und Vertreter von Hessen Mobil im Rahmen einer Pressekonferenz in ihrer Dependance in Limburg. Zuletzt hatte die Behörde 2026 als möglichen Start für den Baubeginn genannt, zuvor galt ein Baubeginn im Jahr 2022 als gesetzt. Anlass für die erneute Verschiebung: Die Gründung der neuen Brücke wird deutlich tiefer gehen als ursprünglich geplant. Dabei werden auch Trinkwasserbrunnen der Stadt Limburg tangiert.
Der Sicherung der Trinkwasserversorgung ist oberste Priorität einzuräumen, zumal ausgerechnet die ergiebigsten Brunnen der Stadt in direkter Nachbarschaft der Brücke liegen beziehungsweise es Verbindungen zu in der Nähe befindlichen Brunnen gibt. Um die Trinkwasserversorgung zu sichern, ist der Bau einer Wasseraufbereitungsanlage notwendig, wie Ingenieur Marcel Rüping erklärte, der Hessen Mobil und die EVL berät. Bisher verfügt die EVL, die für die Trinkwasserversorgung in der Stadt zuständig ist, über keine Aufbereitungsanlage. Was bei der Qualität des Wassers bisher auch nicht notwendig ist.
Bis 45 Meter in die Tiefe
Doch durch die Gründungsarbeiten für die Brücke, die Gründung geht an verschiedenen Stellen bis 45 Meter in die Tiefe, kommen die Arbeiten in Bereiche, die für die Wasserversorgung wichtig sind. Da gilt es Gefahren (Trübung und Verunreinigung des Wassers durch die Arbeiten aber zum Beispiel auch durch Hochwasser der Lahn) zu minimieren oder auszuschließen. Das geschieht zum einen durch eine Wasseraufbereitungsanlage sowie durch Absprachen mit Nachbarkommunen, die im begrenzten Fall mit ihrem Trinkwasser aushelfen können.
Wie Annett Nusch als Dezernatsleiterin von Hessen Mobil erläuterte, ist erst im vergangenen Jahr durch neue statische Berechnungen klar geworden, dass für die Gründung der neuen Brücke beziehungsweise deren Pfeiler deutlich mehr in die Tiefe gegangen werden muss. Und mit der Tiefe ist dann das Thema Grundwasser hinzugekommen. Rund 6000 Kubikmeter beträgt im Durchschnitt der Tagesverbrauch in Limburg. Die Stadt ist dabei gut aufgestellt und verfügt auch über ausreichend Puffer durch Hochbehälter.
Wasseraufbereitungsanlage
Wie Gerd Vieweg, Geschäftsführer der EVL, erläuterte, laufen bereits seit dem letzten Jahr Überlegungen, wie die Trinkwasserversorgung gesichert werden kann. Dabei gilt es, verschiedene Varianten in den Blick zu nehmen. Eine der Varianten sah zum Beispiel eine Versorgung mit Tankwagen vor, die die Hochbehälter immer wieder neu befüllen. Aber diese und andere Varianten sind verworfen worden, umgesetzt werden soll die Variante mit der Aufbereitungsanlage.
Diese muss gebaut werden und wird eine Fläche von 15 auf 20 Meter benötigen. Sinnvoll ist es nach Einschätzung von Marcel Rüping, wenn die Anlage möglichst in der Nähe des Brunnens steht. Und sie muss voll in Betrieb sein, bevor die eigentlichen Arbeiten an der Brücke beginnen. Für die EVL bedeutet dies zugleich, sich mit einer komplett neuen Technik vertraut zu machen und sie zu integrieren.
Fünf Jahre Bauzeit
Nach Angaben von Patrick Althaus, Projektleiter für den Brückenneubau, wird sich an der Bauzeit von fünf Jahren nichts ändern. Zunächst wird der stromabwärts liegende Brückenteil abgerissen und neu gebaut. Das wird die kritische Phase, denn in dieser Zeit stehen für den Verkehr nur zwei Fahrstreifen zur Verfügung und das bedeutet außerdem eine Herausforderung für das Rettungswegekonzept. Dieses ist mit dem Landkreis abzustimmen, der an der Pressekonferenz durch den 1. Kreisbeigeordneten Jörg Sauer und die Untere Wasserbehörde vertreten war.
In der zweiten Bauphase werden durch den neuen Brückenteil dann drei Fahrspuren zur Verfügung stehen. Je nach Bedarf sollen zwei Fahrspuren in die Stadt oder in Gegenrichtung führen, erreicht wird dies durch eine Wechselbefahrung. Mit der zweiten Bauphase wird auch die separate Brücke für den Rad- und den Fußverkehr errichtet, dabei sind zwei Aussichtsplattformen als Ausbuchtungen vorgesehen. Die Brücke für den Fuß- und Radverkehr wird vom Niveau tiefer liegen als die Fahrbahnen für den Kraftverkehr.
Anforderungen an Verkehrsleitung
Natürlich war im Rahmen der Pressekonferenz ebenfalls die Verkehrsführung während der Bauphase ein Thema. Für Bürgermeister Dr. Marius Hahn ist es unerlässlich, die Autobahnbrücke aktiv als Umleitungsstrecke zu empfehlen, so wie dies auch schon bei der letzten großen Sanierung der Lichfield-Brücke gemacht worden war. Da gab es noch die alte Autobahnbrücke. Die neue Brücke verfügt schon über eine vierte Spur, die zwischen den Anschlussstellen verläuft und ein Einfädeln auf die durchlaufenden Fahrspuren nicht mehr nötig macht. Und ein Muss ist für den Limburger Bürgermeister auch, dass bis dahin der Neubau der Staffeler Lahnbrücke zur Verfügung steht.
Nach Angaben des Projektleiters wird die neue Lichfield-Brücke nicht in Spannbetonbauweise errichtet, sondern der Überbau wird als Stahlverbund-Fertigteilbauweise ausgeführt. Das spart Zeit. Allerdings gibt es durch die zahlreichen Versorgungsleitungen, die mit der Brücke die Lahn queren, sowie den Verkehrswegen, die die knapp 400 Meter lange Brücke mit Westerwaldstraße, Radwegen und Philippsdamm überquert, noch ausreichend Herausforderungen für die „komplexe innerstädtische Baustelle“, so Annett Nusch.
Sicher bis 2036
Die bestehende Brücke ist sicher befahrbar bis in das Jahr 2036, davon sind die Vertreterinnen und Vertreter von Hessen Mobil überzeugt. Das ist das Ergebnis von ergänzenden statischen Untersuchungen, die 2019/20 vorgenommen wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die Brücke sicher bis 2025. Das Bauwerk, seit 1968 in Betrieb und inzwischen deutlich höheren Verkehrslasten ausgesetzt als ursprünglich vorgesehen, wird jährlich einer ergänzenden Untersuchung unterzogen. Seit 2010 ist die Befahrung von der Tonnage auf 44 Tonnen begrenzt worden. Schwerlasttransporter dürfen nicht mehr über die Brücke fahren.
Zurückhaltend zeigte sich Hessen Mobil bei möglichen Kosten für die neue Brücke. Dazu machten sie keine Angaben. Klar ist, dass die zunächst einmal angedachten 42 Millionen Euro (Stand 2019) bei weitem nicht ausreichen. Der Bund trägt die Kosten nicht nur für die Brücke, sondern zum Beispiel auch für die Sicherung der Trinkwasserversorgung.