Archivalie der Woche 227 - Einwohnermeldekarte Adolf Leopold
Unter den ältesten Einwohnermeldekarten der Stadt befindet sich die von Adolf Leopold. Es finden sich darauf die persönlichen Angaben: geboren am 1. Juni 1871 in Holzhausen, Kreis St. Goarshausen, Beruf Kaufmann, Religion israelitisch. Der Vermerk „verheiratet“ ist durchgestrichen, stattdessen ist „verwitwet“ unterstrichen (seine Ehefrau Laura geb. Löb war 1932 gestorben).
An der Karte lässt sich auch die Verfolgung der Juden in der NS-Zeit ablesen. Mit Bleistift ist im Feld „Vornamen“ nachgetragen: „Israel, zusätzlich gem. VO v. 17.8.38“. Es war dies eine Maßnahme der Diskriminierung und Stigmatisierung. Die „Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen“ vom 17. August 1938 verpflichtete alle Juden in Deutschland, als zweiten Vornamen „Israel“ und „Sara“ anzunehmen, sofern sie nicht bereits einen „typisch jüdischen“ Namen trugen.
In der unteren Hälfte der Karte sind die Adressen Adolf Leopolds aufgelistet. Seine erste Anschrift war Flathenbergstraße (heute: Werner-Senger-Straße) 2, ehe er 1912 in das Haus Parkstraße 18 zog. Anfang 1917 übersiedelte er in das Haus Obere Schiede 6 (heute: Schiede 28). Gemeinsam mit seinem Bruder Max hatte er das ehemalige Hotel Bayrischer Hof gekauft und es zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgestaltet. Die Brüder betrieben dort eine Lederwarengroßhandlung.
Im Zuge der „Arisierung“ verloren sie das Haus. Adolf Leopold hatte noch versucht, mit Hilfe seines christlichen Mitarbeiters Albert Freitag aus Steeden die Firma zu retten, was der Gestapo aber auffiel und unterbunden wurde.
Adolf Leopold wohnte für einige Monate in der Hospitalstraße 11, bevor er Limburg verlassen und nach Frankfurt übersiedeln musste. Dort wohnte er in der Wolfgangstraße 2. Am 16. September 1942 wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er am 2. Juni 1943 verhungerte.
Adolf Leopold war seit Anfang der 1920-er Jahre Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Limburg und genoss ein hohes Ansehen. Ein Gemeindemitglied urteilte über ihn: „… ein absolut zuverlässiger Mann, Freund von uns, angesehener Bürger, Ehrenmann in jeder Hinsicht …“. Bis zuletzt setzte er sich für seine Gemeindemitglieder ein.
An Adolf Leopold, seinen Bruder Max Leopold, dessen Ehefrau Rosa Leopold geb. Hecht und die Tochter Margot Regina, die in Litzmannstadt/Lodz ermordet wurden, erinnern seit 2014 Stolpersteine vor dem Haus Schiede 28.
05.11.2023