Limburger Säcker
Der für die Limburger gebrauchte Ortsneckname lautet „Säcker“. Immer wieder wird kolportiert, die Bezeichnung stamme aus dem Mittelalter.
Damals gab es schon die Straße von Köln nach Frankfurt, die durch Limburg führte. Die Waren mussten vor dem Bau der ersten Brücke an der Lahnfurt unterhalb des (später so genannten) Domfelsens ausgeladen und von Trägern durch den Fluss transportiert werden. So sei die Bezeichnung „Säcker“ für die Limburger entstanden. Für diese Deutung gibt es aber keine Belege in zeitgenössischen Quellen.
Es dürfte also eher unwahrscheinlich sein, dass die Limburger bereits vor 1000 Jahren als Säcker bezeichnet wurden. Auch die Deutung der zu breit beladenen Wagen, die an der angeblich engsten Stelle des Handelsweges in der Fahrgasse steckenblieben und von den Säckern entladen werden mussten, dürfte eher ins Reich der Legende gehören.
Viel plausibler sind die Erklärungen, zu denen die Limburger Heimatforscher Friedel Kloos (1928-2007) und August Opfermann (1897-1981) kamen. Demnach entstand der Ausdruck erst im 19. Jahrhundert, als die Lahn eine viel genutzte Schifffahrtsstraße geworden war. Waren wurden zumeist in Säcke verpackt. Diese wurden von Tagelöhnern in Limburg ausgeladen und in die Lagerhäuser am Philippsdamm gebracht. Im Volksmund nannte man die Träger „Säcker“.
Nach getaner Arbeit erhielten die Säcker ihren Lohn ausbezahlt, den sie dann teilweise sofort in die Wirtschaft investierten, nämlich sich in einer der kleinen Branntweinkneipen in der Altstadt einen hochprozentigen Schluck genehmigten. In der Löhrgasse gab es eine kleine Hausbrennerei, die von einer kinderreichen Familie betrieben wurde. Wenn die Tagelöhner nach getaner Arbeit hierherkamen, musste das Zimmer, in dem sonst die Kinder spielten, schnell freigemacht werden. Die Mutter rief dann laut: „Kinner, macht Platz, die Säcker kumme!“
Eine besondere Spezies ist heute der „Edelsäcker“. Darunter versteht man einen in Limburg geborenen Altstadtbewohner, dessen Familie schon lange in der Stadt ansässig ist.
Dr. Christoph Waldecker, Stadtarchiv Limburg