Wie kommt das Auto in Limburg schneller zum Parkplatz?
Über 6000 Park- und Stellplätze für Autos gibt es in Limburg. Und dennoch ist gefühlt das Parken ein oft zeitraubender und nervender Vorgang. Einfacher, schneller und umweltschonender parken in Limburg, das ist das Ziel eines Konzepts, dass die Stadt gemeinsam mit dem Gutachterbüro Planersocietät erarbeiten will. Wie das geschehen soll, dazu gibt es nun konkrete Vorschläge an Maßnahmen. Die sind noch nicht fertig geschnürt, sondern sollen bis Spätherbst der Politik vorgelegt werden. Nun waren Bürgerinnen und Bürger gefragt, die sich zu einem Workshop im Pater-Henkes-Saal eingefunden hatten.
„Ich bin erschrocken darüber, wie viele Parkplätze es in Limburg gibt“, sagte eine Teilnehmerin des Workshops. Zuvor hatte David Madden, Projektleiter von Planersocietät, darüber informiert, dass es in dem Bereich des Untersuchungsgebiets (Limburg ohne Südstadt ab der freigehaltenen Trasse der Umgehung, ohne Meilenstein und Westerwaldstraße ab Wasserhausweg, ohne Finken, Schwarzerde, Elbboden und dem Wohngebiet oberhalb der Hubertusstraße), neben rund 2570 Parkflächen im Straßenraum noch weitere rund 3500 Parklätze in Tiefgaragen, Parkhäusern oder Parkflächen gibt. Das sind zusammen über 6000 Plätze. Limburg nehme damit im Vergleich (Kapazität der innenstadtnahen Parkierungsanlagen pro 100 Einwohnerinnen und Einwohner) in Hessen eine Spitzenposition ein. Willi Kerkes, Regionalbeauftragter des Verkehrsclubs Europas, bestätigte diese Einschätzung.
Online mitmachen
Haben Sie auch Anregungen zum Parken in Limburg oder Ideen, wie es besser werden könnte oder möchten Sie sich zu den Konzeptvorschlägen äußern, dann haben Sie dazu online die Möglichkeit. Unter https://limburg-bewegt.de/ können Sie sich bis zum 27. Juli in die Diskussion einbringen und mit dazu beitragen, Parken in Limburg künftig besser und einfacher zu machen.
Stets frei Parkplätze vorhanden
Wenn es also so viele Parkmöglichkeiten in Limburg gibt, warum ist es dann vom subjektiven Empfinden so schwer, einen zu finden? Nach Einschätzung von Madden liegt das zum Teil an der falschen Verteilung und der unzureichenden Steuerung. Viele Parkplätze in den Parkhäusern, Parketagen und Tiefgaragen bleiben leer, stattdessen entwickele sich gerade im zentralen Innenstadtbereich ein zeitraubender Parksuchverkehr um die überschaubare Anzahl an Parkplätzen im Straßenraum. „Im Rahmen unserer Untersuchung gab es zu jedem Zeitpunkt freie Flächen in den Parkierungsanlagen“, berichtet Madden. Den starken Parksuchverkehr bezeichnete er als vermeidbare Verkehrsbelastung, die auch spürbar die Umwelt belaste.
Die Ziele, die Limburg mit dem Konzept verfolgt, hatte der 1. Stadtrat Michael Stanke schon im Rahmen seiner Begrüßung erwähnt: Bessere Nutzung der Parkräume, zügigere Verkehrsabläufe und verbesserte Bedingungen für Fuß- und Radverkehr, Aufwertung und Stärkung des Stadtzentrums und auch neue Angebote an Parkflächen. „Ohne Auto geht es nicht in Limburg. Das ist uns allen bewusst. Doch wir brauchen eine optimierte Nutzung. Deshalb müssen wir auch Alternativen zur Fahrt mit dem eigenen Wagen in die Innenstadt anbieten“, so Stanke. Das soll ab dem 1. Januar 2025 mit einer erheblichen Ausweitung des Stadtlinienverkehrs in die Stadtteile und einer engeren Taktung geschehen.
Das sind die Vorschläge
Welche Vorschläge zur Verbesserung des Parkens das Gutachterbüro erarbeitet hat, stellte Thomas Mattner vor. Die Vorschläge teilen sich auf zehn Themenfelder auf.
- Die zukünftige Parkregelung soll Limburg in vier Zonen aufteilen: Altstadtkern, innerer Schiedering, erster Innenstadtgürtel mit Diezer Straße, Krankenhaus, Ste.-Foy-Straße sowie die zweiten Innenstadtgürtel Süd (Blumenrod, äußere Diezer Straße) und Nord (Westerwaldseite). Für die Zonen gelten unterschiedliche Parkregeln von Parkausweis (Altstadt), Konzentration auf Parkbauten (innerer Schiedering), Parkschein und Bewohnerparken (erster Innenstadtgürtel) sowie Parkscheibe und Bewohnerparken (zweiter Innenstadtgürtel Süd) und bei Bedarf Parkscheibe und Bewohnerparken (zweiter Innenstadtgürtel Nord).
- Deutliche Verbesserungen soll es durch ein neues Parkleitsystem geben, das über Standorte, aktuelle Belegung und freie Plätze informiert. Das System soll den Parksuchverkehr deutlich reduzieren.
- Im engen Zusammenhang dazu steht ein Schleifensystem im zentralen Innenstadtbereich mit einer Verkehrsführung (Einbahnstraßen), die gezielt zu den Parkbauten führt. In diesem Zusammenhang kann auch überlegt werden, weitere Straßenabschnitte (mittlere Grabenstraße, alte Schiede am Bahnhofsplatz) zu Fußgängerzonen umzuwidmen.
- Die Parkbauten gilt es in diesem Zusammenhang attraktiver zu machen.
- Möglicherweise fallen die Parkflächen im ZOB langfristig weg. Ersatz soll es dann durch Parkflächen südlich der Gleise geben, der Parkplatz im Tal Josaphat und das Parkhaus in der Eisenbahnstraße sind mögliche Standorte.
- Ziel ist es zudem, moderne Anlagen zu schaffen möglichst ohne Schranken und mit einheitlichen Bezahlsystemen und Tarifen.
- Ein weiteres wichtiges Ziel ist es zudem, private Parkflächen zu integrieren. Wo tagsüber Kunden parken, könnten dann abends und nachts Anwohner ihre Autos abstellen.
- In diesem Zusammenhang gilt es zudem, das Anwohnerparken neu zu regeln: Parkraum für Bewohner freihalten, Zonen ausweiten, aber auch Gebühren neu festlegen.
- Ziel des Konzepts ist es ebenfalls, das Sonderparken (Be- und Entlader, Schwerbehinderte und andere) neu zu regeln.
- Am Stadtrand sollen zudem Park & Ride-Flächen geschaffen werden, die dann von der Stadtlinie in einer engen Taktung angefahren werden.
Wunsch: Parkplätze vorab reservieren
In der Workshop-Phase hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Anregungen und Bedenken vorzubringen. Zweifel wurden geäußert, ob die Neuordnung von Einbahnstraßenregelungen und die Ausweitung der Fußgängerzone nicht zu einer höheren Belastung am Hotspot Schiede führt und es dann nicht mehr möglich ist, dass Eltern ihre Kinder an der Marienschule aus dem Auto steigen lassen. Attraktiv, sauber und sicher müssen die Parkflächen in den Tiefgaragen und Parkhäusern sein, damit sie genutzt werden. Und sie sollten so breit sein, dass auch SUV auf ihnen abgestellt werden können, so eine der Anregungen. Auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht technikaffin sind, müssen in Zukunft parken können. Zudem wurde der Wunsch geäußert, Parkflächen vorab reservieren zu können. Und sollte es eine App zum Parkleitsystem geben, müssten dort auch die Sonderparkplätze aufgeführt werden.
Sollten südlich der Gleise neue Parkmöglichkeiten geschaffen werden, ist eine barrierefreie Querung der Gleise ein geäußerter Wunsch. Im Süden der Stadt liegt das Wohngebiet Meilenstein. Von dort kam der Wunsch, mit dem Areal in das Parkraummanagementkonzept integriert zu werden. Gefordert wurde in der von Dirk Vielmeyer moderierten Veranstaltung auch, das Parken am Straßenrand deutlich teurer zu machen als in den Parkhäusern. Zudem wurden verschiedene private Flächen aufgeführt, die möglicherweise zum Parken genutzt werden können. Kritik wurde geäußert an der unklaren Beschilderung für Bewohnerparken, das müsse deutlich verbessert werden, zudem bedürfe es der Überwachung, um das Bewohnerparken auch durchzusetzen, gerade durch Schülerinnen und Schüler gebe es da teilweise deutliche Probleme.