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Archivalie der Woche 201

Eine kaiserliche Verzeihung

Zu keiner Zeit war es eine gute Idee, sich ein Recht anzumaßen, das einem Mächtigeren zustand. Genau dies aber hatten die Limburger getan, als sie sich entschlossen, für die Überquerung der Lahnbrücke Zölle zu erheben.

1160 wurde die hölzerne Lahnbrücke errichtet, die aber im Laufe der Zeit immer wieder durch Hochwasser oder Eisgang beschädigt wurde. So begann 1315 die Errichtung einer steinernen Brücke, die heute als die „Alte Lahnbrücke“ bekannt ist. Als Teil des wichtigen Handelsweges von Köln nach Frankfurt wurde das Bauwerk stark genutzt, so dass in Limburg die Möglichkeit gesehen wurde, durch die Zollerhebung Einnahmen zu erzielen. Der Haken an der Sache war: Zölle zählten zu den Regalien, den königlichen Rechten. Da man versäumt hatte, die Erlaubnis des Herrschers einzuholen, handelte man unrechtmäßig. Es blieb aber auf Dauer nicht verborgen, so dass ein königliches Strafgericht nur eine Frage der Zeit war. So wandte sich der Stadtherr Gerlach III., Herr von Limburg, an Kaiser Ludwig den Bayern. Er bat nicht nur darum, den Bürgern die unrechtmäßige Zollerhebung zu verzeihen, sondern auch, dass sie ihn im Stich ließen, als er die jüdischen Stadtbewohner schützen wollte. Dies ist ein Hinweis auf Übergriffe, die höchstwahrscheinlich im Kontext der Armledererhebung auch in Limburg vorkamen. Die Bewegung ging 1336 von Franken aus und verübte unter Führung Adliger Massaker an der jüdischen Bevölkerung. Da die Juden unter dem Schutz des Kaisers standen, hatten Stadtherrn und Bürger die Pflicht, sie zu schützen. So wehrten etwa die Würzburger Angriffe der Armlederbewegung auf die jüdische Gemeinde ab. In Limburg suchte Gerlach III. die Unterstützung der Bürger, die sie aber verweigerten. Dies war, wie auch die unrechtmäßige Zollerhebung, ein Angriff auf die kaiserlichen Rechte.

Kaiser Ludwig der Bayer ließ sich von Gerlach III. überzeugen, den Limburgern beide Vergehen zu verzeihen. Darüber stellte er am 29. Juni 1341 in Frankfurt eine Urkunde aus, die heute die älteste der Kaiser- und Königsurkunden im Limburger Stadtarchiv ist.

Text:

Wir Ludewig von Gots genaden Römischer keiser, ze allen ziten merer des richs. Tun kunt offenlichen mit disem brief, daz wir uns, durch vleizzig bet des edlen mannes, graf Gerlachs von Lympurg, unsers liebren getruwen, verzigen haben der ansprach, die wir zu den wissen luten den burgern gemeinlichen ze Lympurg, unsern lieben getruwen, gehabt haben darumb daz si einen brugkzol an unser verloub willen und gunst ze Lympurg genemen habent. Und ouch darumb daz si dem vorgennten graf Gerlachen die Juden nicht wolden helfen beschirmen, da sin not was. Also daz wir noch nieman anders von unsern wegen umb die selben sache hintzin haben sullen dhein ansprache, und geben ouch umb die selben tat unser und des richts huld mit urchund diss briefs. Der geben ist ze Franchenford an sand Peterstag, nach Christus geburt druzehenhundert jar und in dem ain und vierzigsten jar, in dem siebenden und zweinzigstem jar unsers richs und in dem vierzehenden des keisertums.

07.05.2023 

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