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Holocaust-Gedenktag: Teilnahme gegen das Vergessen

Am Sonntag, 29.Januar, fand um 11 Uhr die Gedenkfeier für die Opfer des Holocausts statt. Der ursprüngliche internationale Gedenktag war bereits am 27. Januar, die Feierlichkeiten dazu wurden aufgrund des jüdischen Sabbats auf den Sonntag verlegt. 

Etwa 30 Menschen nahmen auf dem jüdischen Friedhof in Limburg an der Gedenkfeier teil. Dass dies in den vergangenen Jahren etwa doppelt so viele Menschen auf den Friedhof geführt hatte, veranlasste Dr. Marius Hahn, Bürgermeister der Stadt Limburg dazu, den Wunsch zu äußern mehr „Werbung“ für die Gedenkfeier zu machen. „Ich wünsche mir, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die auf ihrem Weg am Friedhof vorbeikommen, für einen Moment innehalten. Generell würde ich mich über eine regere Teilnahme von Seiten der Stadtverordneten freuen, denn es ist wichtig, in dieser Zeit gemeinsam ein Zeichen zu setzen“, äußerte sich Hahn an die Teilnehmer gewandt.

In seiner Rede betonte er, dass gerade der gegenwärtige aufkeimende Rassismus sowie Antisemitismus aufs schärfste zu verurteilen sind. Eben aus diesem Grund sei es unerlässlich, die Gedenkfeiern abzuhalten und Anteil an den Schicksalen zu nehmen. „Wir alle sind dafür verantwortlich, das Vergessen dieser Gräueltaten zu verhindern“, mahnte auch Elena Kopirovska als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in ihrer Ansprache an.

Danach sprach Rabbiner Oleksandr Hofman das Totengebet und verlas die 143 Namen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Die 54 Namen der Nicht-Jüdischen Opfer wurden durch den früheren Pfarrer Jörg Rücker der selbstständigen Evangelisch Lutherischen Kirche vorgetragen. Der Archivar der Stadt Limburg, Dr. Christoph Waldecker machte zu diesem Anlass auf die Schicksale der Geschwister Johanna und Alfred Hirsch aufmerksam.

Johanna Hirsch kam am 22. Juli 1893 als Tochter des jüdischen Ehepaares Moses Aron Hirsch und Johanette Hirsch geb. Kahn in Limburg zur Welt. Trotz ihrer geistigen Behinderung verdiente sie einen Teil ihres Lebensunterhaltes als Friseurin. Nach dem Tod ihrer Eltern (1914 und 1938) war sie 1940 eine der letzten jüdischen Bewohnerinnen der Stadt. Im gleichen Jahr wurde sie aus dem Elternhaus in der Fahrgasse 2 in die Heilanstalt Weilmünster eingewiesen. Kurze Zeit später wurde sie in die Jacoby’sche Heil- und Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn gebracht. Währenddessen wurde das Haus, das ihr und ihrem Bruder gehörte, für 3000 Reichsmark an den Limburger Schneider Alois Gramling verkauft.

Im März 1942 räumte die Gestapo Jacoby’sche Heil- und Pflegeanstalt und deportierte die Insassen nach Izbica bei Lublin im besetzten Polen. Dort wurde sie vermutlich, wie alle 964 Deportierten, kurze Zeit später ermordet.

Ihr Bruder Alfred Hirsch wurde am 14. September 1900 in Limburg geboren, besuchte das hiesige Gymnasium und folgte seinem Vater in den Beruf des Kaufmanns.

Von 1932 bis 1933 gehörte er der SPD an. In einem Schreiben der Limburger Polizei-Verwaltung an den Landrat vom September 1933 heißt es, er habe sich „als Mitglied dieser Organisationen besonders hervorgetan, war die geistige Kraft und der Hauptagitator im hiesigen Bezirk.“ Ende April 1933 floh er nach Frankreich, um einer Verhaftung zu entgehen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 1936 schließlich verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau interniert. Im September 1938 wurde er ins KZ Buchenwald überstellt, wo er 1939 freigelassen wurde. Für kurze Zeit wohnte er mit seiner Schwester in Limburg zusammen, bevor er im April 1939 seine Geburtsstadt Richtung China verließ. Den Weg in das Reich der Mitte wählten zu dieser Zeit viele Menschen, um zu überleben. Im November 1939 entzog das Deutsche Reich ihm die Staatsangehörigkeit. 

Ab 1943 mussten alle nach Shanghai emigrierten jüdischen Deutschen dort in einem Ghetto wohnen. 1989 verstarb Alfred Hirsch in den USA, wo er nach dem 2. Weltkrieg lebte.

29.01.2023 

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