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LahnStar übertrifft die Erwartungen

Am 13. November vergangenen Jahres löste der LahnStar in Limburg das AST (Anrufsammeltaxi) ab. Das neue On-Demand-Angebot (auf Abruf) der Stadtlinie ist nicht nur elektrisch in der Stadt unterwegs, sondern zum ersten Mal seit 50 Jahren fährt die Stadtlinie tagsüber auch die Stadtteile an. Über 93.000 Kilometer hat der LahnStar inzwischen mit Personen zurückgelegt, die ihn gebucht haben, um ihre Ziele bequem und umweltfreundlich zu erreichen. Über 200 Haltestellen im gesamten Stadtgebiet fährt der LahnStar an, die Haltestellen sind so verteilt, dass möglichst fünf Minuten Gehzeit nicht überschritten werden, um sie zu erreichen.

„Unsere Erwartungen sind bisher übertroffen worden. Im vergangenen Monat haben wir zum ersten Mal die Fahrgastzahlen aus den besten Tagen des AST übertroffen. 3182 Fahrgäste waren mit dem LahnStar kreuz und quer in der Stadt unterwegs. Das ist eine Entwicklung, die zeigt, dass das Angebot auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein wird“, zeigt sich der 1. Stadtrat Michael Stanke als Betriebsleiter der Stadtlinie mehr als zufrieden mit den ersten Monaten. Die Rückmeldungen der Fahrgäste sind bis dato durchweg positiv, einige Kritikpunkte aus der Anfangsphase sind inzwischen ausgeräumt.

Weitere Verbesserungen sind geplant beziehungsweise stehen unmittelbar bevor. Am kommenden Samstag fährt der LahnStar ins „Ausland“, mit der Haltestelle Diez-Ost erreicht er die Nachbarstadt Diez und überquert dabei die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz. „Auch die Diskussion im Landkreis stimmt mich optimistisch, das sehr flexible Angebot über die Stadtgrenzen von Limburg hinaus auszuweiten“, macht Stanke deutlich. Der Verkehr in Limburg wird maßgeblich durch das Umland mitgeprägt. Alle, die mit dem ÖPNV oder dem LahnStar in die Stadt kommen, entlasten die Straßen und tragen zur Reduzierung der Luftschadstoffe bei.

Nachfolger des AST

Der Start für den LahnStar war nicht gerade einfach, schließlich hatte die Corona-Pandemie dem Interesse am öffentlichen Personenverkehr einen deutlichen Dämpfer verpasst. Hatte das AST (zusammen mit dem AnrufLinientaxi) als Vorgängerangebot in seinen besten Zeiten bis zu 3038 Fahrgäste befördert, fiel die Zahl der Fahrgäste in der Pandemie auf 1077. Mit dem Übergang zum LahnStar waren es immerhin wieder 1845 Fahrgäste pro Monat. Nach einem ersten leichten Rückgang entwickeln sich die Fahrgastzahlen seit Jahresbeginn kontinuierlich nach oben.

Mit drei Fahrzeugen ist der LahnStar von morgens 6 Uhr an unterwegs, um die Nachmittagszeit kommt dann ein viertes Fahrzeug hinzu. Das AST startete seinen Betrieb erst dann, wenn die Busse der Stadtlinie quasi ihre Fahrten einstellten. Das Angebot des LahnStar ist von Anfang an als Ganztagsangebot geplant, wobei die zentrale Innenstadt erst in der Zeit nach 19 Uhr bedient wird, um dem dort verkehrenden Buslinien keine Konkurrenz zu machen.

Zustrom an Neukunden

Hicham Azzou von der Abteilung ÖPNV in der Stadtverwaltung sieht den LahnStar auf einem guten Weg, denn das Angebot ist bis zum 30. Juni von 2176 verschiedenen Nutzern gebucht worden. Mitte Februar lag die Zahl noch bei 1257. Für Professor Dr. Mathias Kowald von der Hochschule RheinMain, der das LahnStar-Projekt wissenschaftlich begleitet, ist der stetig hohe Zustrom an Neukunden bemerkenswert: „Wir beobachten bei vielen neuen Mobilitätsangeboten, dass nach anfänglichen Anmeldungen aus Neugier die Zahl der Kunden stagniert und nur bei gezielten Werbekampagnen nach oben geht. Der kontinuierliche Anstieg der Kunden beim LahnStar spricht für eine hohe Zufriedenheit der Kunden, die sie dann auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitergeben.“

Siebeneinhalb Monate ist der LahnStar in Limburg unterwegs, die Zeit wurde auch dazu genutzt, das Angebot zu verbessern. In den ersten Wochen gab es doch zahlreiche Buchungsanfragen über die App, die negativ beschieden wurden. Zu den Kunden kam das Signal, dass kein Fahrzeug zur Verfügung steht, dabei wäre jedoch eine Mitfahrt in einem der unterwegs befindlichen Kleinbusse möglich gewesen. Zusammen mit ioki als Anbieter des Buchungsprogramms wurden hier Verbesserungen erzielt, so dass die Buchungsanfragen deutlich weniger abschlägig beantwortet werden.

Kundenwünsche umgesetzt

Deutliche Verbesserungen gibt es nach Angaben des 1. Stadtrats auch beim Bezahlen und dem Fahrtangebot in die Innenstadt. Da eine Bezahlung mit Bargeld nicht möglich ist und entweder bei der Buchung oder der Fahrt, dann mit Karte, vorgenommen wird, einige Kundinnen und Kunden über die Möglichkeit jedoch nicht verfügen, gibt es inzwischen auch die Möglichkeit, über ein Guthaben Fahrten zu zahlen. Das funktioniert quasi wie beim Prepaid beim Handy. Um die Erreichbarkeit der zentralen Innenstadt zu verbessern, fährt der LahnStar am Wochenende auch dort während des kompletten Tages und nicht erst in der Zeit nach 19 Uhr.

„Das zeigt, dass wir durchaus auf Kundenwünsche reagieren und, sofern es hier nicht um einzelne Interessen geht, auch Verbesserungen zügig umsetzen“, macht Stanke deutlich. Verbesserungen werden weiter angestrebt, zum Beispiel beim sogenannten Pooling, also beim Nutzen der Mitfahrmöglichkeiten. Nach Angaben von Hicham Azzou gab es im Juni bei 2465 Fahrten immerhin 3182 beförderte Personen. Pro Fahrt waren das 1,3 Fahrgäste. Im März lag der Wert bei 1,2. „Damit sind wir noch nicht zufrieden, der LahnStar sieht ja gerade vor, möglichst mehrere Personen mit ähnlichen Zielen in einem Fahrzeug zu befördern“, sagt er. Allerdings ist und bleibt die Pandemie natürlich ein Hemmnis, wenn es darum geht, die Sitzplätze in den Fahrzeugen möglichst auszulasten.

Teil eines großen Projekts

Das On-Demand-Angebot macht die Stadtlinie unter dem Dach des RMV, der ein Pilotprojekt koordiniert, das zehn Städte und Landkreise mit einer Bevölkerung von 1,8 Millionen Menschen umfasst. Wer die App des RMV für das Buchen des LahnStars nutzt, kann ebenso die on-demand-Angebote „Hopper“ in Offenbach, „Knut“ in Frankfurt oder „EMIL“ in Taunusstein buchen. Überall ist für die Fahrten ein Beförderungstarif mit einem Komfortzuschlag zu zahlen, in Limburg beträgt der Tarif 2,20 Euro und der Komfortzuschlag 1,50 Euro.

Nach den über sieben Monaten LahnStar-Betrieb zeichnet sich folgendes Bild: Die Nachfrage nach dem Angebot ist an Werktagen sowie am Wochenende fast gleich; am frühen Morgen steigen die Buchungen im Tagesverlauf bis zum frühen Abend stetig an. Was auffällt, ist die geringe Nutzung des Angebots an Sonntagabenden ab 19 Uhr. Nach Einschätzung von Hicham Azzou lässt das Buchungsverhalten den Schluss zu, dass der LahnStar für Wege in der Freizeit genutzt wird, wenn ein deutliches Bedürfnis nach Beförderung besteht, gleichzeitig aber das reguläre Angebot des ÖPNV eingeschränkt ist.

Gebucht wird über die App

Das AST ist in der Vergangenheit per Telefon gebucht worden. Um möglichst keine Kunden zu verlieren, wird die telefonische Buchung in Limburg weiterhin angeboten.   In Limburg zeigt sich, dass Telefonbuchungen nur eine geringe Rolle spielen. 418 Buchungsanfragen sind bis 30. Juni über das Telefon gelaufen, 11924 Anfragen wurden per App gestellt.

Die Auswertung der Fahrten: Die Fahrten mit dem LahnStar sind maximal acht Kilometer lang, ein Viertel der Fahrten sind bis zu zwei Kilometer lang, die Hälfte der Fahrten endet nach 2,9 Kilometern und 75 Prozent der Fahrten sind nach 3,8 Kilometern beendet.

Die zentrale Innenstadt liegt in der Rangliste der Starts mit 2648 an der Spitze, gefolgt von Offheim (1474), der Südstadt (1414) sowie der Brückenvorstadt (1335). Die Rangliste der Stadtteile wird nach Offheim durch Linter (946), Staffel (826) und Lindenholzhausen (715) fortgesetzt. Insgesamt entfallen auf die Kernstadt mehr als die Hälfte aller Starts. Beim Zielverkehr liegt die Brückenvorstadt mit Dietkircher Höhe in Führung (1747), gefolgt von der Südstadt und Offheim (je 1439) und der zentralen Innenstadt (1314).

11.07.2022 

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