Radverkehrskonzept: Viele Möglichkeiten, besser zu werden
Der Fahrradklimatest des ADFC, der Verband ruft alle zwei Jahre dazu auf, die Bedingungen für Radfahrende zu bewerten, hat Limburg noch nie gut beurteilt. Beim bisher letzten Test gab es die Note 4,2 begleitet jedoch mit dem Hinweis, dass deutliche Verbesserungen erkennbar sind.
Es sind manchmal gar nicht die großen Dinge, die beklagt werden. Schlechte Noten vergaben die Testerinnen und Tester beim ADFC-Ranking zum Beispiel auch wegen der fehlenden Abstellanlagen in der Innenstadt. Im dritten Teil unserer Vorstellung des vorgeschlagenen Radverkehrskonzepts für Limburg geht es um viel Kleinkram.
Das den städtischen Gremien nun vorgelegte Radverkehrskonzept sieht für einen Umsetzungszeitraum von zehn bis 15 Jahren daher nicht nur die Schaffung von Velorouten und Hauptrouten entlang der Diezer Straße oder ins ICE-Gebiet beziehungsweise in die Stadtteile vor, sondern widmet sich auch den Verbesserungen im Kleinen. Dazu gehört zum Beispiel die Schaffung von neuen Abstellanlagen in der zentralen Innenstadt rund um die Fußgängerzone und Altstadt.
Allerdings, so Marc-Niklas Minor, der von der Abteilung Verkehrsplanung in der Stadtverwaltung die Erarbeitung des Konzepts begleitet, geht es auch darum, die bereits vorhandenen Abstellanlagen besser wahrnehmbar zu machen. Das bedeutet zum Beispiel, rund um den Stadtbahnhof deutlich sichtbare Hinweise auf nahe gelegene Anlagen oder auch auf die Tiefgarage mit Fahrradabstellplätzen aufzustellen. Denn die Stadt hat alleine im vergangenen Jahr die Anzahl von Abstellanlagen für Räder in der Innenstadt verdoppelt.
Räder abstellen statt „Eckenparken“
„Verbesserungen sind jedoch nicht nur für die zentrale Innenstadt gefordert, sondern auch für die übrigen Areale der Stadt. Denkbar wäre es zum Beispiel, beim weiteren barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen gleichzeitig auch Abstellplätze für Räder zu schaffen. Das geht natürlich nur dort, wo auch Platz vorhanden ist. Auch bereits umgebaute Bushaltestellen sollen, sofern möglich, nachgerüstet werden.
Das Büro IKS Mobilitätsplanung, das im Auftrag der Stadt das Konzept unter anderem auch mit Hilfe von zwei öffentlichen Workshops erarbeitete, wartet mit dem Vorschlag auf, Abstellanlagen im Bereich von Einmündungsbereichen von Straßen zu errichten. Drei bis vier Bügel könnten dabei in den Fünf-Meter-Zonen vor den Einmündungen oder Kreuzungsbereichen errichtet werden. In der Fünf-Meter-Zone ist das Abstellen von Fahrzeugen verboten.
Auf diese Art werden nicht nur neue Abstellmöglichkeiten für Räder geschaffen, sondern gleichzeitig wird das illegale „Eckenparken“ eingedämmt und die Kreuzungs- und Einmündungsbereiche erhalten freie Sichtfelder für alle Verkehrsteilnehmenden und bieten zugleich barrierefreie Querungsstellen für den Fußverkehr. Nach Einschätzung von Minor profitieren davon auch Kinder und Jugendliche auf ihren Wegen zu den Schulen, da vor allem die fehlende Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmenden eine Gefahr darstellen.
Hindernisse beseitigen
Mängel gibt es auch an anderen Stellen, die den Komfort und vor allem die Sicherheit beeinträchtigen können. Dazu gehören zum Beispiel Poller und Umlaufsperren, die es an verschiedenen Stellen zu beseitigen gilt. Wegesperren mit Hindernissen, die mitten in der Fahrbahn stehen oder weit in die Fahrbahn hineinragen, gibt es zum Beispiel auf dem Radweg entlang der Lahn zwischen Limburg und Dietkirchen, an der Lahnkampfbahn, an der Unterführung zwischen der Birkenallee und der Straße „Im Ansper“. Insgesamt empfiehlt das Büro die Überarbeitung von sieben Umfahrungssperren und das Umsetzen von Pollern an 15 Standorten. Darüber hinaus sollten Wegesperren an sieben weiteren Standorten so kenntlich gemacht werden, dass sie für Radfahrende gut erkennbar sind, vor allem bei Dunkelheit.
Mehr Komfort und höhere Sicherheit verspricht sich das Büro auch von Querungsanlagen auf Straßen, an denen im Radverkehrsnetz ein Wechsel vom Einrichtungsverkehr zu einem einseitigen Zweirichtungsverkehr stattfindet. Das ist zum Beispiel häufiger beim Wechsel von einem Innerorts- zu einem Außerortsverkehr der Fall. Hier listet das Büro sechs Stellen mit Handlungsbedarf in der Stadt auf, zum Beispiel im Eschhöfer Weg in Limburg oder der Mensfelder Straße in Lindenholzhausen.
Querungsanlagen werden auf dort empfohlen, wo das Radverkehrsnetz übergeordnete Straßen kreuzt. Bedarf sieht das Büro IKS Mobilitätsplanung auf der Wiesbadener Straße in Höhe der Einmündung in den Eduard-Horn-Park (Höhe Schützenhaus) sowie in der Bahnhofstraße in Eschhofen und auf der Holzheimer Straße in Blumenrod.
Lücken schließen
Ein wichtiges Thema im Radverkehrskonzept ist das Schließen von Netzlücken. Dabei wird die flächendeckende Trennung des Radverkehrs vom Kraftfahrzeugverkehr angestrebt. Für die Verbindungen außerorts wird die Anlage gemeinsamer Geh- und Radwege empfohlen, zum Beispiel zwischen Eschhofen und Lindenholzhausen. Deutliche Verbesserungen im rechtlichen Sinne gibt es für Radelnde, wenn Wirtschaftswege innerhalb des Radewegenetzes auch offiziell für den Radverkehr freigegeben werden. Ist der Wirtschaftsweg mit dem Hinweis „Durchfahrt verboten. Landwirtschaftlicher Verkehr frei“ versehen, steht er dem Radverkehr rein rechtlich nicht zur Verfügung.
Vorgeschlagen zur Verbesserung wird zudem die Verbreiterung von gemeinsamen Geh- und Radwegen auf eine Breite von mindestens 2,50 Meter (das ist das Regelmaß), das gilt zum Beispiel für den Weg zwischen Offheim und Elz oder auch für den Weg entlang der Wiesbadener Straße zwischen der Einmündung Gartenstraße und Linter. Insgesamt gibt es entsprechende Empfehlungen für sieben Verbindungen.
Verbreiterungen sind auch bei Schutzstreifen angesagt, dabei sollte das Regelmaß von einer Breite von 1,50 Meter umgesetzt werden. Betroffen davon sind Schutzstreifen entlang von sechs Straßen in der Kernstadt, unter anderem die Ste.-Foy-Straße. In der Zeppelinstraße, so die Empfehlung des Konzepts, ist der bestehende Radfahrstreifen auf 1,85 Meter zu verbreitern.
Im vierten und letzten Teil unserer Vorstellung geht es dann um begleitende Maßnahmen, die notwendig sind, um das Radfahren in Limburg attraktiver zu machen.