Lindenholzhausen als »Sängerdorf« ausgezeichnet
Im Limburger Stadtteil Lindenholzhausen sind 12 Prozent der Bürger - etwa 408 Personen- als Sänger und Sängerinnen aktiv der Musik zugewandt. Das ist Anlass für den Deutschen Musikrat, den als „Sängerdorf“ bekannten Limburger Stadtteil als Landmusikort auszuzeichnen.
Der Deutsche Musikrat erkannte Lindenholzhausen den zweiten Platz hinter Ötigheim aus Baden-Württemberg zu. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.
„Die Auszeichnung als Landmusikort des Jahres kann passender nicht kommen, rechtzeitig zum Jubiläum aus Anlass der ersten urkundlichen Erwähnung Lindenholzhausens vor 1250 Jahren. Jetzt gibt es dort noch mehr zu feiern. Ich freue mich riesig darüber, dass es eine Auszeichnung für den ganzen Ort ist und somit über alle Vereinsgrenzen hinweg“, zeigt sich Limburgs Bürgermeister Dr. Marius Hahn glücklich über die Auszeichnung, die deutlich mache, dass die in der Vergangenheit durchaus vorhanden Gräben zwischen den Vereinen überwunden seien. Mit dem zweiten Preis auf Bundesebene wird nach Einschätzung Hahns deutlich: Gemeinsam erreicht man mehr. „Herzlichen Glückwunsch Lindenholzhausen zu der Auszeichnung. Die Bezeichnung, ‘Sängerdorf‘ bekommt jetzt noch einmal eine ganz andere Wertschätzung“, so der Bürgermeister.
Singen ist Bestandteil der „Dorfkultur“
Am Donnerstag, 26. Mai, 16 Uhr, wird der Preises durch den Vizepräsidenten im Präsidium des Deutschen Musikrates Prof. Udo Dahmen in Lindenholzhausen offiziell übergeben. Die Verleihung findet mit der Eröffnung des Jubiläums-Wochenendes anlässlich der 1250-Jahr Feierlichkeiten in Lindenholzhausen statt.
„Gehofft haben wir natürlich auf einen Platz auf dem Treppchen. Wir sind mehr als zufrieden und glücklich mit dem zweiten Platz“, sagt Hans Joachim Schupp, 1. Vorsitzender des Männerchors des Vereins Cäcilia-Chöre Lindenholzhausen e. V.
„Wir waren optimistisch und sind uns der Qualität und vor allem der musikalischen Vielfalt sowie breiten Aufstellung unserer Chöre bewusst, umso mehr freut uns die Auszeichnung hierfür“, ergänzt Manfred Neunzerling, 1. Vorsitzender des Harmonie Lindenholzhausen e. V.
Beide sind langjährige Mitglieder in den Männerchören und dennoch ganz unterschiedlich zum jeweiligen Chor dazugestoßen.
Zum Cäcilia-Chor habe er sich damals mehr hingezogen gefühlt, erzählt Hans Joachim Schupp, denn beide Chöre waren in Lindenholzhausen in der „alten Schule“ untergebracht. Cäcilia unter dem Dach und der Harmonie Chor im Keller.
Manfred Neunzerling hat die Familien Tradition zur Harmonie geführt. Sein Vater war bereits Sänger im Harmonie Chor und einer der Mitinitiatoren des Chorfestivals in Lindenholzhausen.
Die Existenz des ersten Chores in Lindenholzhausen ist für das Jahr 1844 urkundlich belegt. Die regionale Bevölkerung und musikalische Fachwelt brachte in den 1920 Jahren die Bezeichnung „Sängerdorf“ und „Sportsänger“ auf, die sich auf die besonders gut geschulten Stimmen der Sänger bezogen und damit ihre Anerkennung ausdrückten. Andere behaupten, dass den Hollessern das Singen in die Wiege gelegt wurde und das eisenhaltige Wasser aus dem Sauerborn dafür verantwortlich ist.
Insgesamt zwölf Chöre gibt es in Lindenholzhausen
Die Männerchöre Cäcilia und Harmonie bestreiten seit 1957 Konzertreisen auf fast allen Kontinenten der Erde. Auch richtet Lindenholzhausen seit den 1960er Jahren Konzerte, Chor- und Folklorewettbewerbe aus, an denen bisher weit über 50.000 Sänger, Musiker und Tänzer aus der ganzen Welt teilgenommen haben. Die aktive Nachwuchsförderung beginnt bereits mit der musikalischen Früherziehung in Kooperation mit der Kreismusikschule Limburg. Danach steht den jungen Sängern das Mitwirken in den Kinder- und Jugendchöre offen.
„Wo früher eine gewisse Konkurrenz herrschte, zeigen uns die jungen Leute heute, wo die Reise hingeht“, freut sich Schupp. So gibt es ein gemeinsames Wirken aus Mitgliedern der Jugendchöre von Cäcilia und Harmonie die sich zu einem neuen Männerchor -Principium Canti – zusammengeschlossen haben.
Wie das Preisgeld verwendet wird, steht noch nicht fest. „Das entscheiden alle Vereine gemeinsam“, so Neunzerling.
Insgesamt zehn Kommunen werden in diesem Jahr vom Deutschen Musikrat als Landmusikort ausgezeichnet. Den ersten Bundespreis (30.000 Euro) erhält die Gemeinde Ötigheim in Baden-Württemberg für das beeindruckende generationenübergreifende musikalische Angebot. 10.000 Euro und somit der dritte Preis geht an die Hansestadt Demmin in Mecklenburg-Vorpommern. Bereits zum zweiten Mal wählte die Jury des Förderprogramms Landmusik aus zwölf Bundesländern die Landmusikorte aus.
Die Jury mit breit gestreuter Expertise sowohl im Bereich der professionellen Musik als auch der Amateurmusik unter Vorsitz von Prof. Dr. Ulrike Liedtke, wählte die Preisträger-Kommunen aus. Neben Qualität und Kreativität der kulturellen Arbeit als Kriterien spielte auch die Vernetzung der örtlichen Institutionen eine Rolle.
Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Ulrike Liedtke: „Zum zweiten Mal zeichnet der Deutsche Musikrat Landmusikorte aus. Wieder fiel die Auswahl schwer - die qualifizierten Anträge zeugen von lebhaften musikalischen Landschaften ebenso wie vom Stolz der Bürgermeister und Bürgermeisterinnen auf ihre musikalischen Akteure. Das Projekt Landmusik sorgt in kleinen Orten ordentlich für Bewegung, bringt Amateure und Profimusiker zusammen und schafft ein erfreuliches Bewusstsein für den Neustart Musik im ländlichen Raum.“
Das Förderprogramm Landmusik wird vom Deutschen Musikrat mit Fördermitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) durchgeführt. Nähere Informationen auf https://www.landmusik.org/
Geändert am 05.05.2022