Limburger Kunstpreis geht an Leipziger Maler
„Der Kunstpreis 2021 war zum Thema ,Makellos?‘ ausgeschrieben. Das Fragezeichen sollte durchaus als bedeutsam begriffen werden“, informiert Anna Vössing, die Leiterin des Kulturamtes der Stadt Limburg. Neben Noltensmeier, der das Thema beispiellos umgesetzt habe, zeigte sich die Jury zudem begeistert von den Bewerbungen der Künstlerinnen und Künstler Renate Bühn, Frenzy Hoehne, Burkhard Kern, Paula Pelz alias Jan Hendrik Pelz, Grit Reiss, Benjamin Vogel und Thomas Witzke.
Die Jury begründet ihre Wahl wie folgt: „Jürgen Noltensmeiers Arbeiten sind im besten Sinn realistisch zu nennen. Jedoch ohne einen fotografischen Realismus zu bestärken, obwohl Fotografien seinen Arbeiten als Merkskizzen und Themensammlung vorausgehen.“ Das Thema von Noltensmeier sind Häuser, eigentlich eher ihre Fassaden in einer anonymen Gleichförmigkeit, die lediglich hier und da durch aus dem Raster von Fenstern, Türen oder Balkongeländern ausscherenden Asymmetrien gestört wird. Es sind Fassaden, die mit Eternit, Plastikschindeln oder Verbundwerkstoffen manchmal so verdeckt sind, dass ihre dahinterliegenden Strukturen und Bauweisen nicht mehr sichtbar sind.
Distanz und Nähe
Nach Einschätzung der Jury beobachtet Jürgen Noltensmeier genau und referiert mit einer gewissen anteilnehmenden Prägnanz. Sowohl seine Bilder von kompletten Ansichten als auch seine Nahsichten, zum Beispiel von Fenstern oder Balkongeländern, seien geprägt von Distanz und Nähe. Die Distanz werde dabei erzeugt durch das hermetisch Abgeschlossene der Darstellung – von Flächen, Vertikalen und Horizontalen der Norm-Architektur, die kein weiteres Eindringen in die Raumtiefe und das Dahinter nahelegt.
Die Nähe erzeugt Jürgen Noltensmeier durch seine Maltechnik, heißt es in der Begründung der Jury. In einer zügigen Linienführung setze er großzügige, lasierende Farbbahnen in die sorgfältig angelegte Komposition. Diese ergeben Flächen, die als Wand, Balkon oder Fenster benannt werden. Aus Grau, Ocker, abgetöntem Weiß, Blau-Grün und Gelb, sowie zartem Rosa im Hintergrund erzeuge er feinste, hochästhetisierte Nuancen angeschmutzter Alltagsfarben. Durch diese Aspekte lassen sich viele seiner Bilder auch als abstrakt bezeichnen, abstrakt im Wortsinn: „als auf das Wesentliche reduziert“, so die Jury in ihrer Begründung.
Gleichzeitig und untrennbar
In der Malerei von Noltensmeier ist alles gleichzeitig und untrennbar verbunden, so die Jury weiter. Das Thema „Makellos?“ werde immer wieder dahingehend sichtbar, dass es nicht makellos ist und oft von Unwirtlichkeit bestimmt wird. Zu sehen sei aber auch, dass es „nur“ Fläche, Geometrie und Duktus der ineinander verwobenen und übereinander liegenden Farben sind, die unsere Blicke festhalten. „Solches ist die Essenz jahrelanger, intensiver Erfahrungen des Malers, seines Sehens, Reflektierens und seiner genauso freien wie präzisen Wiedergabe. Jürgen Noltensmeiers kontrollierte freie Malerei ist in sinnlich wahrnehmbarer Hinsicht makellos“, so die Bewertung der Jury.
Die Preisverleihung findet zusammen mit der Ausstellungseröffnung am Freitag, 17. September 2021, um 19 Uhr in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg (Historisches Rathaus, Fischmarkt 21) gemäß den dann geltenden Verordnungen und Allgemeinverfügungen zur Bekämpfung des Corona-Virus statt. Der Kunstpreis der Stadt ist mit 5000 Euro dotiert. Er wird bundesweit ausgeschrieben und seit 2017 alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Hans-im-Glück-Preis (Jugendliteraturpreis) verliehen, zuvor gab es den Limburger Kunstpreis jährlich, erstmalig war er 1996 vergeben worden.
Veranstalter
Der Kunstpreis wird verliehen vom Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn, dem Förderkreis Bildende Kunst Limburg und finanziell von der Kreissparkasse Limburg unterstützt.