Sieben Zimmer mit abschließbaren Türen, eine gemeinsam zu nutzende sanitäre Anlage und der Behandlungsraum sind in direkter Nachbarschaft der bereits seit 2017 bestehenden städtischen Notunterkunft entstanden. Ein Durchgang verbindet die beiden Gebäudeteile, die sich im Eigentum von Michael Schuy befinden, der mit der Stadt langfristige Mietverträge vereinbart hat. Nach Angaben der Architektin Katrin Begeré (Büro Löw) sind die neuen Räume in einem Gebäude entstanden, die zuvor als Halle genutzt wurde und in der unter anderem Fahrzeuge gewartet wurden. Davon ist nichts mehr zu sehen. Die neuen Zimmer sind hell gestaltet, verfügen über Bett und abschließbarem Spind.
Abschließbare Tür
„Ein Dach über dem Kopf und eine abschließbare Tür, das ist für die von uns begleiteten Menschen wichtig“, verdeutlicht Harry Fenzl als Leiter des Walter-Adlhoch-Hauses. Die Einrichtung der Caritas für Wohnsitzlose arbeitet bei der Betreuung der Menschen in der Rudolf-Schuy-Straße 8 eng mit der Stadt und deren Sozialarbeiterin Jessica Magnus zusammen. 2017 sei ein entscheidender Schritt zu besseren Standards unternommen worden, als die Notschlafstelle sowie die Notunterkunft mit 13 Zimmern, sechs Einzel- und sieben Doppelzimmer, bezogen wurden. Nun folge der nächste Schritt, um die Situation für Wohnsitzlose in der Stadt zu verbessern.Das ist nach Einschätzung von Michael Friedrich vom Walter-Adlhoch-Haus auch notwendig. Denn neben strukturellen Problemen, wie dem unzulänglichen Wohnungsmarkt, nimmt bei einem Teil der Menschen auch die persönliche Problematik weiter zu. Suchterkrankungen seien schon seit vielen Jahren ein Begleiter zahlreicher Menschen ohne festen Wohnsitz. Deutlich spürbar sei seit geraumer Zeit eine Zunahme von psychischen und seelischen Erkrankungen bei einem Teil der Betroffenen.
Lebendig-organisches Konzept
Der Standard in der Rudolf-Schuy-Straße 8 ist nach Einschätzung von Jessica Magnus nur durch eine gewisse Konzentration der Wohnmöglichkeiten zu erreichen. Dazu gehört auch, dass es eine Videoüberwachung gibt. „Sie ist auf Wunsch der Bewohner installiert worden“, verdeutlicht sie. Sie spricht von einem lebendigen-organischen Konzept, das in der Notunterkunft umgesetzt wird und das nun weitere Bewohner erreicht. Die gemeinsame Arbeit von Stadt und Walter-Adlhoch-Haus ist nach Einschätzung von Michael Friedrich durch eine hohe Akzeptanz des Betreuerteams geprägt sowie durch eine hohe Bereitschaft verschiedener Bewohner, sich in und für die Unterkunft einzusetzen.„Wir dürfen jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass es sich hierbei um eine Notunterkunft handelt. Und Notlösungen dürfen keine Dauerlösungen werden“, verdeutlicht Harry Fenzl. Dass sich Menschen freiwillig für ein Leben ohne eine feste Bleibe entscheide, komme durchaus schon einmal vor, sei jedoch die absolute Ausnahme. In der Regel gebe es den Wunsch nach einem Dach über dem Kopf und nach einer abschließbaren Zimmertür – eben einer eigenen kleinen Wohnung.