„Nie wieder darf kein leeres Versprechen sein“, zitierte Rabbiner Shimon Großberg die ehemalige Vorsitzende die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Nie wieder dürfe sich etwas ereignen, für das Auschwitz stehe, für Rassenwahn und industriellen Massenmord. Eingebettet in ein Gebet verlas der Rabbiner die Namen der jüdischen Opfer aus Limburg.
Frei gewählt und verfolgt
Jörg Rücker, im Ruhestand befindlicher Pfarrer der Selbstständig Evangelisch-Lutherischen Kirche, verlas vor den Anwesenden, unter ihnen Vertreter/innen der Limburger Stadtpolitik und der christlichen Kirchen, die Namen der Limburger Opfer, die nicht der jüdischen Gemeinde angehörten. 48 Opfer aus der Stadt und den Stadtteilen, deren politische Überzeugung nicht mit denen der Nazis übereinstimmte oder die gesundheitlich beeinträchtigt waren, sind bisher bekannt.Unter ihnen sich auch einige, die sich für das Wohl der Limburger Bürger auf politischer Ebene eingesetzt haben. Bürgermeister Dr. Marius Hahn erinnerte während an elf Männer, die sich vor 1933 als Stadtverordnete engagierten oder bei den Wahlen kandidierten. Am 2. März jährt sich zum 100. Mal der Jahrestag, an dem zu ersten Mal in Limburg eine Stadtverordnetenversammlung nach demokratischen Grundsätzen von Frauen und Männern bestimmt wurde. Von den elf politisch aktiven Männern, darunter auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde, wurden fünf ermordet, sechs andere saßen mehrfach im Gefängnis oder im KZ, gingen ins Exil. „Jedem Versuch der Verharmlosung oder Relativierung des nationalsozialistischen Terrors müssen wir entgegen treten“, machte Hahn deutlich.
Früher Boykott
Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker verdeutlichte mit der Schilderung von zwei Familienschicksalen aus Limburg, dass die neuen Machthaber schon frühzeitig gezielt damit begannen, gegen jüdische Bürger vorzugehen. Die Boykottmaßnahmen gegen die damals größte Metzgerei in Limburg habe schon 1934 eingesetzt und sei zunächst von SA-Männer und später von der SS eingeleitet und begleitet worden. Wer in dem jüdischen Geschäft weiter einkaufte, wurde bedroht, öffentlich beschimpften. Schon schnell sei die jüdische Familie daher in wirtschaftliche Probleme geraten.„Ich bin froh, dass es inzwischen gemeinsame Gedenktage in Limburg gibt“, sagte Christa Pullmann als Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit über die gemeinsame Gedenkveranstaltung. Da sei der richtige Weg. Sie erinnerte auch daran, dass es auch abseits der Vernichtungslager grauvolles Leid und tausendfachen Mord an jüdischen Bürgern gegeben habe, an vielen Orten. Nachkommen einiger dieser Opfer haben inzwischen in Limburg eine neue Heimat gefunden.
Im Anschluss der Gedenkveranstaltung luden die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Stadt zum Besuch des Films „Schindlers Liste“ ins Kino ein.