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Seit 1978 ist er Beschäftigter der Stadtverwaltung, seit 1984 im Personalrat und seit 1988 mit einer Unterbrechung von sieben Jahren Vorsitzender des Gremiums. Alles aus und vorbei. Mit Beginn des neuen Jahres beginnt für Gregor Benner die Phase des Ruhestands.
Als Mitarbeiter hat er fünf Bürgermeister der Stadt erlebt, als Vorsitzender des Personalrats immerhin noch vier: Dr. Wolfgang Rüdiger, Peter Arnold, Martin Richard und nun Dr. Marius Hahn. Zu Beginn seiner Tätigkeit hieß der Bürgermeister der Stadt noch Josef Kohlmaier. „Alle haben ihr Für und Wider gehabt“, sagt der scheidende Personalratsvorsitzende. Allerdings gab es nach seiner Einschätzung in der Vergangenheit auch Bürgermeister, die nur schlecht anerkennen konnten, dass sich der Vertreter des Personalrats in Verhandlungen und Gesprächen auf Augenhöhe befindet.

Wenn Gregor Benner das Rathaus verlässt, dann hinterlässt er seinem Nachfolger als Vorsitzendem des Personalrats, Patrick Brühl, und dem Gremium auch ungelöste Aufgaben. „Es ist nicht gelungen, für die Hilfspolizeibeamten zu einer vernünftigen Arbeitszeitregelung zu kommen“, sagt er. Die Gegensätze fasst er wie folgt zusammen: Dem Personalrat sei es darum gegangen, möglichst viel Klarheit und Flexibilität für die Beschäftigten zu erlangen, auf der anderen Seite sei das Ziel, möglichst viel Flexibilität für die Leitung zu erhalten.

Einmal vor Gericht

Über 30 Jahre war Benner Mitglied im Personalrat, über 20 Jahre leitete er die Mitarbeitervertretung. „Einmal haben wir in dieser Zeit mit der Stadt vor Gericht gestanden“, erzählt er. Unter Bürgermeister Peter Arnold wurde um die Dienstvereinbarung für das Einstellungsverfahren gestritten. Dabei ging es um die Frage, welche Rechte hausinterne Bewerber haben, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Auch sollten sie sich im Magistrat vorstellen dürfen. „Es ging um Chancengleichheit und darum, den ,Nasenfaktor‘ bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern zu reduzieren“, so Benner. Die Dienstvereinbarung kam und wurde bis heute immer weiterentwickelt.

Gleichwohl sieht der scheidende Personalratsvorsitzende durchaus noch „Baustellen“. Die Eingruppierung von Ingenieurstellen hält er z. B. teilweise für zu niedrig und für nicht mehr zeitgemäß. Hier müsse sich die Stadt stärker dem Wettbewerb stellen. Wenn neue Kräfte für die Verwaltung gewonnen werden sollen und die Arbeitsmotivation der vorhandenen auf Dauer hoch bleiben soll, dann müsse sich dort etwas tun. „Daneben gibt es nach meiner Einschätzung eine Fehlentwicklung, die mich während meiner kompletten Zeit im Personalrat begleitet hat: wenn einzelnen Personen eine zu große Machtfülle zugestanden wird“, verdeutlicht er. Die Digitalisierung der Verwaltung erfordere auch flachere Hierarchien, damit die Kreativität aller Mitarbeiter/innen „ungefiltert“ zum Tragen kommen kann.

Umzug ist eine Chance

„Es soll gerecht zugehen, das hat mich immer angetrieben“, sagt Benner. Absolute Gerechtigkeit lässt sich nur selten erreichen, aber es sei wichtig, dieses Ziel vor Augen zu haben und ihm nahe zu kommen. In diesem Sinne zeigt er sich auch froh darüber, dass es in den zurückliegenden Jahren gelungen ist, vernünftige Arbeitszeitregelungen zu erreichen – mit der bereits erwähnten Ausnahme. Viele Verfahren im Haus seien nachvollziehbarer geworden, Chancengleichheit bestehe in vielen Bereichen.

Stolz ist er auch darauf, dass es jüngst gelungen ist, den Mitarbeitern des Betriebshofs wieder außertarifliche Aufstiegsmöglichkeiten zu gewähren. „Das war uns ein wichtiges Anliegen“, verdeutlicht er. Nun haben Mitarbeiter des Betriebshofs wieder die Chance, nach einer Erfahrungszeit und entsprechenden Bewertungen eine Zulage zur nächst höheren Entgeltgruppe zu erhalten.

Den Umzug von Teilen der Verwaltung in das Verwaltungsgebäude II von Mundipharma ist vom Personalrat begrüßt worden. „Dort gibt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses bessere und zeitgemäße Arbeitsbedingungen“, unterstreicht Benner. Die seien in dem sogenannten „Neuen Rathaus“ keineswegs gegeben. Die technische Infrastruktur sei zwar punktuell immer wieder angepasst worden (IT), aber entspreche in verschiedenen Bereichen der Erbauungszeit Ende der 1960er-Jahre beziehungsweise der Aufstockungsphase. „Es ist immer nur davon geredet worden, dass es besser werden soll. Umgesetzt worden ist das nie. Jetzt gibt es eine deutliche Verbesserung“, davon ist Benner überzeugt.

Die Stadt ist ein guter Arbeitgeber

„Die Stadt ist ein guter Arbeitgeber“, betont der scheidende Personalratsvorsitzende und Abteilungsleiter für Verkehrsplanung. Und er führt auch Gründe dafür an: Die flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen die Beschäftigten Spielräume, im Durchschnitt sind die Mitarbeiter/innen gut bezahlt, es gibt die Möglichkeit von Telearbeitsplätzen und die Stadt unternimmt Anstrengungen, um Berufs- und Familienleben gut miteinander verbinden zu können, die Stadt bietet den Beschäftigten ein Job-Ticket an und ermöglicht zum Beispiel auch eine Bike-Leasing.

„Die Stadt ist da gut aufgestellt und ist als Arbeitgeber auch attraktiv“, so Benner. Sein Nachfolger Patrick Brühl und das Team des Personalrats werden sich neue Herausforderungen stellen müssen. „Die Verwaltung wird in ein paar Jahren hoffentlich deutlich weniger Papier benötigen und vieles elektronisch abwickeln“, wagt er einen Blick in die Zukunft. Und die Arbeit und das Denken in der Verwaltung werde wohl immer mehr die Grenzen von Abteilungen und Ämter überwinden.

Abschied von der Rathaus-Mannschaft

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Limburger Stadtverwaltung haben sich im Rahmen der jüngsten Personalversammlung von dem langjährigen Personalratsvorsitzenden Gregor Benner mit standing ovations verabschiedet. Ein besonderes Dankeschön gab es von den Kolleginnen und Kollegen des Personalrats, die nun ohne Benner auskommen müssen. Auch Bürgermeister Dr. Marius Hahn nutzte die Versammlung, um sich von dem langjährigen Mitarbeiter (40 Jahre in Diensten der Stadt) zu verabschieden. Hahn würdigte Benner als engagierten und kritischen Begleiter, dessen Anliegen es stets gewesen sei, nachvollziehbare und vergleichbare Abläufe und Verfahren zu ermöglichen, um dem Ziel von Gerechtigkeit möglichst nahe zu kommen.
28.12.2018 

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