Dass das Schloss nicht aus einem Guss entstanden ist, zeigt schon der Blick von außen. Der große Saalbau und das Fachwerk des Renaissancebaus zeigen deutlich unterschiedliche Baustile und stehen für verschiedene Bauzeiten. Die Ursprünge des Schlosses und damit die ältesten Teile – vermutlich noch vor dem Jahr 910 – sind dort zu suchen, wo sich die Kapelle befindet. Und dann finden sich immer wieder erschreckende Zeugnisse von Eingriffen, die zeitlich recht neuen Datums sind und aus dem vergangenen Jahrhundert stammen. Schwere Stahlträger und Mauerwerk. Nicht alles lässt sich zurückbauen oder entfernen, manches muss einfach bleiben, wie Markus Saal von der Unteren Denkmalpflege der Stadt erläutert. Ausbauen ist viel zu aufwändig und möglicherweise auch zu risikoreich.
Der Komplex ist Baustelle, das wird sofort deutlich, wenn sich die Außentüren öffnen: Gerüste mit Treppen, unverputzte Bruchsteinwände, Lücken zwischen den Decken, fehlende Übergänge, freigelegte Deckenkonstruktionen, die Heizungsmonteure sind am Werk, Trockenbauer ebenfalls. Hunderte von Jahren ist gebaut und umgebaut worden. Dennoch finden sich immer wieder Hinweise, die weit zurückreichen. Axel und Thomas Schmitt, die die Arbeiten im Schloss als Architekten planen und begleiten, weisen zum Beispiel auf deutlich sichtbare Spuren eines Daches hin, die sich an der Wand abzeichnen. Die Kapelle als vermeintlich ältester Teil hat einmal ein eigenes Dach gehabt.
Schloss bleibt Puzzle
Das Institut für Bauforschung und Dokumentation in Marburg als stetiger Begleiter der Sanierung in der Limburger Altstadt wird immer wieder herangezogen, um historische Befunde zu begutachten, zu sichern und zu dokumentieren, macht Saal deutlich. Alles lässt sich nicht sichern. Das Schloss ist wie ein großes Puzzle, von dem schon klar ist, dass es unvollständig bleibt, nicht mehr alle Teile vorhanden sind. Auf mache Änderungen und Entwicklungen in der Baugeschichte wird es keine schlüssigen Antworten geben.„Wir müssen die künftige Nutzung der vorhandenen Bausubstanz anpassen, gleichzeitig erfordert eine kontinuierliche Nutzung der Räume natürlich auch entsprechende Ausstattungsstandards“, verdeutlicht der 1. Stadtrat Michael Stanke. Es gibt zwar noch einige alte offene Kamine, aber die taugen wohl kaum dazu, die Räume zu heizen. Eine Heizung hat es im Schloss in den vergangenen Jahrzehnten natürlich schon gegeben, doch die alten Rohre und Heizkörper sind längst entsorgt. Nun sind Handwerker damit beschäftigt, die neue Heizung zu installieren. Natürlich geht es auch um Sanitärräume, die in dem Komplex noch fehlen. Die alten Stromkabel sind ebenfalls verschwunden. Mit dem Verlegen neuer Leitungen und dem Aufbau einer zeitgemäßen Versorgung soll bald begonnen werden.
Viele Detailfragen
Nach Angaben von Saal werden die technischen Arbeiten bis in kommende Frühjahr andauern. Architekt Axel Schmitt ist froh, dass der gesetzte Zeitplan dabei weitgehend eingehalten werden kann, denn es ist derzeit nicht selbstverständlich, verfügbare Handwerksbetriebe für alle Gewerke zu finden. Die Auftragsbücher sind voll.Immer wieder gilt es Detailfragen mit Blick auf die historische Bausubstanz und künftige Nutzung zu klären, zum Beispiel ob es eine Flächenheizung oder Heizkörper an den Wänden geben soll? Spannend wird auch die Frage der Fenstergestaltung, so Saal. Was derzeit im Schloss an Fenstern zu finden ist, ist unter historischen Gesichtspunkten völlig unbedeutend. Die Gestaltung der künftigen Fenster, so ist derzeit die klare Tendenz, wird auf ganz einfache und klar strukturierte Sprossenfenster hinauslaufen. Dazu findet mit dem Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege noch ein Abstimmungsgespräch statt. Dabei wird natürlich auch darüber diskutiert, wie sich die Aspekte der Bauphysik bzw. der Dämmung umsetzen lassen. Es gibt verschiedene Lösungen.
Auch wenn in den nächsten Wochen und Monaten oft technische Fragen im Mittelpunkt stehen, jeder Fortschritt auf der Baustelle führt immer wieder zu weiteren Dokumentationsarbeiten, wie zum Beispiel im Kuppelsaal. Wie Axel Schmitt erläutert, waren dazu jedoch aufwändige Vorarbeiten notwendig. Zunächst musste die Kuppeldecke von rund sieben Tonnen Schutt befreit und das Gewölbe somit deutlich entlastet werden. Später folgte dann ein Ausgleichsestrich, auf den nun ein Gerüst aufgestellt werden kann. Mit dessen Hilfe lassen sich an der Decke restauratorische Arbeiten vornehmen.