Die Lektion der Geschichte: Trotz der Millionen an Toten im Ersten Weltkrieg, der vielen Verwundeten, der Versehrten, des Leids und Elends brach nur 21 Jahre nach dem Ende des Krieges der Zweite Weltkrieg aus, eröffnet mit dem Überfall des Deutschen Reichs auf Polen. Er führte zu einem Vielfachen an Toten, an Zerstörung, Leid und Vernichtung. „Die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurden von den Nationalsozialisten als eine Rechtfertigung für eine ,Vergeltung‘ missbraucht“, machte Hahn in seiner Begrüßung deutlich.
„Nur Versöhnung, Kooperation und Verständigung schaffen die Grundlage für einen dauerhaften Frieden“, ist er überzeugt. Die vergangenen 70 Jahre seien die längste Friedensperiode in der europäischen Geschichte gewesen. „Diese Errungenschaft müssen wir uns bewusstmachen und bewahren, gerade in Zeiten, in denen nationalistisch-fremdenfeindliche Parolen in den Raum klingen“, fordert er in der Gedenkstunde, die der Gesangverein „Eintracht“ Limburg wieder musikalisch begleitete.
„Was sind die richtigen Worte angesichts des Leids?, fragte der emeritierte Weihbischof Gerhard Pieschl in seiner Ansprache zwischen zwei Gedichten, die die Marienschülerinnen Lilly Schlosser und Giulia Wallner vortrugen. Die Stühle, auf denen in der Vergangenheit die Vertreter der Kameradschaft Stalingrad Platz fanden, wiesen große Lücken auf. Darauf machte Pieschl aufmerksam und auf den damit verbundenen Umstand, dass die Zeit- und Augenzeugen immer weniger werden. Um sich zu erinnern, werde die Tradition immer wichtiger. So wie am Volkstrauertag. Das richtige Wort angesichts des Leids? Pieschl zitierte aus den Erinnerungen eines Arztes im Zweiten Weltkrieg, der viel Leid erlebte und einmal einen Soldaten im Gesicht und am Kopf operieren musste, ohne dass eine Narkose möglich war. Das erste Wort des Soldaten war später Danke. Die Worte, mit dem Pieschl seine Ansprache beendete, war das „Vater unser“.
Versöhnung suchen
Für die Kameradschaft Stalingrad übernahm Erich Klein die Aufgabe, ein Grußwort zu übermitteln. Der 100-Jährige mahnte, die Versöhnung über alle Gräber hinweg zu suchen. Die Schaffung und Wahrung des Friedens sei eine Aufgabe, die aus dem Leid und Schrecken des Krieges erwachse. Vor der Kranzniederlegung am Ehrenmal, begleitet durch ein Trompetensolo von Johannes Kramer (Kreismusikschule), gedachte Oberstleutnant a.D. Michael Knaack von der Reservistenkameradschaft aller Toten der Kriege und Einsätze sowie den Opfern von Gewalt.In seiner Verabschiedung forderte Bürgermeister Hahn die Gäste, unter ihnen der Kreisbeigeordnete Heinz Valentin, Stadtverordnetenvorsteher Michael Köberle und Ortsvorsteherin Sigi Wolf, dazu auf, nach dem Gedenken auf dem Ehrenfriedhof auch die Gedenkstätten der russischen und polnischen Soldaten sowie der Heimatvertriebenen zu besuchen.