Sprungziele
Inhalt
Der „Hans-im-Glück-Preis“, der Jugendliteraturpreis der Stadt Limburg, ist am Freitagmorgen, 26. Oktober, an Christina Erbertz verliehen worden. Ausgezeichnet wurde ihr erster Roman für Jugendliche mit dem Titel „Drei (fast) perfekte Wochen“. „Eine runde Geschichte über Eigen- und Fremdwahrnehmung, die als würdiger Preisträger durchs Ziel läuft“, so das Urteil der Jury.
Schreiben ist durchaus das Metier von Christina Erbertz, denn sie arbeitete als Drehbuchautorin für Sesamstraße und Löwenzahn und hat auch schon zwei Kinderbücher verfasst. Nun veröffentlichte sie ihren ersten Jugendbuchroman. „Die Anfänge liegen schon 15 Jahre zurück“, erklärte sie in der WERKStadt Lounge, wo derzeit der Limburger Lesedom gastiert und in dessen Rahmen die Preisverleihung durch Bürgermeister Dr. Marius Hahn stattfand. Das Werk war zunächst als Abschlussarbeit im Rahmen ihres Studiums gedacht, viele Jahre später wandelte sie das vorgesehene Drehbuch in einen Roman um, der aus der Perspektive von zwei Jugendlichen erzählt wird, von Nele und Nico, die sich in einem Laufcamp in den Ferien kennenlernen.

„Alle Mühen haben sich gelohnt“, würdigte Bürgermeister Dr. Marius Hahn in Anwesenheit von Stadtverordnetenvorsteher Michael Köberle das Buch, dessen hohe Qualität durch die Verleihung des Preises unterstrichen werde. Rund 200 Manuskripte und Bücher waren eingereicht und von der Jury gesichtet und bewertet worden. Hahn dankte dem Gremium, das dem „Hans-im-Glück-Preis“ eine unverwechselbare Gestalt in der Literaturszene gebe. Der Preis, mit 3000 Euro und einer mit Blattgold versehenen Kugel dotiert, geht auf den Schriftsteller Hans-Christian Kirsch und seine Frau zurück. 1977 wurde er zum ersten Mal verliehen.

Den richtigen Ton getroffen

In ihrem Buch beschreibt Christina Erbertz ein Laufcamp für Jugendliche. Im Wald ist die Gruppe für drei Wochen untergebracht. Es gibt ein straffes Sportprogramm mit täglichen Orientierungsläufen, kleinen Missgeschicken, einer verbotenen Party und Teilnehmern, die ganz unterschiedlich sind: phlegmatisch oder sportlich, zurückhaltend oder sich in den Vordergrund spielend, geheimnisvoll und einsam. Und dann geschieht im Wald ein Vorfall, den Nele, sie bildet zusammen mit Nico die abwechselnden Ich-Erzähler, beobachtet. Doch was ist wirklich passiert? Es geht um die Frage der Wahrheit, darum, wer Grenzen überschritten hat.

Christina Erbertz, die mit ihrer Familie in Berlin lebt, las einige Passagen aus ihrem Buch vor und gab damit einen Einblick in das preisgekrönte Buch und seine Geschichte. Das Ende ist offen, ganz bewusst, wie sie in einer von Nicole Frenken moderierten Runde im Anschluss an die Lesung in einer mit Schülerinnen und Schülern voll besetzten WERKStadt Lounge sagte. Ziel des offenen Endes sei es, Diskussionen hervorzurufen über Grenzüberschreitungen zwischen Jugendlichen und  den verschiedenen Geschlechtern. Die Autorin hat dabei ganz offensichtlich die richtige Sprache gewählt, den richtigen Ton getroffen. Das bestätigten Angelina und Maura sowie Luis. Sie gehören zu einer achten Klasse der Tilemannschule, die in den Herbstferien das Buch las. Die Jugendlichen erkannten in dem Buch Themen und Probleme, die auch in ihrem Leben gerade eine wichtige Rolle spielen.

Die Begründung der Jury

Als Sprecher der fünfköpfigen Jury gab Dr. Stefan Hauck Einblick in die Kriterien der Bewertung und der Preisverleihung: „Das Buch muss etwas Besonderes haben, wenn es ausgezeichnet werden soll.“ Hauck ließ keinen Zweifel daran, dass „Fast (drei) perfekte Woche“ dieses Besondere hat: Es gehe um ein schwieriges Thema: Was ist Wahrheit? Das Buch trage verschiedenen Perspektiven Rechnung, lege falsche Fährten und spiele mit der subjektiven Wahrnehmung der erzählenden Figuren. Wiege sich der Leser in Sicherheit, komme es wieder zu überraschenden Wendungen.

Die Jury begründet ihre Entscheidung, Christina Erbertz mit dem „Hans-im-Glück-Preis“ auszuzeichnen, auch mit der Erzählstruktur, mit den kurzen Kapiteln und den auf den Punkt gebrachten Dialogen mit dem Sinn für das Wesentliche. Dabei zeige die Autorin eine psychologisch einfühlsame Beobachtung zwischenmenschlicher Annäherung. Auch der Kunstgriff, die seltene Sportart Orientierungslauf als Motiv zu wählen, zeige sich in der Gesamtkonzeption als äußerst stimmig. (Die Meldung wurde am 30. Oktober korrigiert.)

26.10.2018 

Partner