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23.11.2018

Neuer Vorschlag für alte Brücke

Die Limburger und ihre alte Lahnbrücke. Das ist eine durchaus innige Beziehung, wie die zweite Bürgerversammlung dieses Jahres zeigte. Dort stand die Brücke erneut auf der Tagesordnung, wie der Verkehr auf ihr geregelt und fließen soll und welche baulichen Veränderungen zu erwarten sind.
Gesucht wird eine Lösung, die die Mobilität auf der Brücke konfliktfreier ablaufen lässt als bisher. Konkret bedeutet dies, für die Fußgänger und Radler wird mehr Platz benötigt. Rund 6000 Kraftfahrzeuge sowie 3000 Fußgänger und Radler benutzen die Brücke täglich, so das Ergebnis einer Verkehrszählung. Jürgen Dumeier, Leiter des Amts- für Verkehrs- und Landschaftsplanung, präsentierte in der von Paul-Josef Hagen, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, geleiteten Bürgerversammlung eine neue Lösungsvariante: Eine filigrane Brückenverbreiterung, die als kombinierter Geh- und Radweg genutzt werden soll.

Bisher gibt es dafür lediglich eine Vorplanung, doch sie könnte ein möglicher Königsweg sein. Wie Dumeier vor den Bürgerinnen und Bürgern erläuterte, haben alle bisherigen Überlegungen zu einer Neureglung ein hohes Konfliktpotenzial. Das wurde in der ersten Bürgerversammlung im April dieses Jahres bereits thematisiert. Daraus resultierten dann auch Prüfaufträge, die nun mit der zweiten Versammlung beantwortet wurden.

War im April noch eine mögliche Einbahnstraßenregelung ein Streitthema, so schloss Dumeier eine solche Regelung auf der alten Brücke zumindest bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten für die Lichfieldbrücke (angedachter Baubeginn im Jahr 2022 mit vierjähriger Bauzeit) aus. Auch die Variante mit einer ebenerdigen Verkehrsfläche lasse sich wegen der zu hohen Verkehrsbelastung und der benötigten Schrammborde (erhöhte Bordsteine, um einen Aufprall von Fahrzeugen auf die Brüstungsmauern zu verhindern) nicht umsetzen. Eine Verlegung der Ampel vom Brückenturm in die Konrad-Kurzbold-Straße sei ebenfalls nicht möglich, da dies zu Rückstaus in die Innenstadt führe.

Angehängter Geh- und Radweg

Eine Lösung könne nun darin bestehen, an die Brücke einen neuen Geh- und Radweg anzuhängen. Die Brücke weist auf der lahnabwärts gelegenen Seite bereits eine Verbreiterung auf, die in den 1960er Jahren gebaut worden ist. Nach Angaben von Jürgen Dumeier würde diese Verbreiterung, die auf Betonkragarmen ruht, abgerissen. Anschließend könne mit einer filigranen Konstruktion dort ein etwa drei Meter breiter Weg mit einem Glasgeländer angebaut werden, gegenüber der heutigen Lösung würde die verfügbare Breite um 1,20 bis 1,70 Meter zunehmen. Mit diesem Weg wäre dann ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrer. Wie Dumeier erwähnte, hat die Denkmalschutzbehörde in Wiesbaden schon grundsätzlich Einverständnis signalisiert.

Wie Martin Uphues als Leiter des Tiefbauamtes ergänzte, belaufen sich die geschätzten Kosten aufgrund des vorgelegten Vorentwurfs auf rund 900.000 Euro. Mit dem Neubau würde allerdings die Sanierung der bestehenden Betonkonstruktion entfallen, zudem seien Fördermittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz möglich. An der notwendigen Sanierung der Brücke ließ Uphues keinen Zweifel. Die ist bisher für kommendes Jahr vorgesehen. Sollte sich die Politik für eine Erweiterung der Brückenfläche entscheiden, werde sich die Sanierung ins Jahr 2020 verschieben, da vor der Umsetzung erst eine genaue Planung notwendig ist.

Bürgermeister Dr. Marius Hahn forderte die Bürger dazu auf, sich aktiv in die Diskussion einzubringen und Bedenken oder auch Zustimmung zu äußern. „In einer Bürgerversammlung haben Sie die Möglichkeit, sich unmittelbar einzubringen. Nehmen Sie diese Chance war“, forderte der Bürgermeister. Die direkte Bürgerbeteiligung werde gesucht, da es sich um Themen handele, die in der Politik schon lange diskutiert würden. Ganz bewusst hatte sich der zuständige Ausschuss nach der Vorstellung eines möglichen Brückenanbaus vor einer Empfehlung dafür ausgesprochen, die Bürgerversammlung abzuwarten.

Unterschiedliche Resonanz

Die Resonanz auf die vorgestellte Alternative fiel unterschiedlich aus. Roland Koch, Anwohner aus der Weilburger Straße sprach von einer „Bastelstunde“ an der Brücke, deren Ästhetik durch die Erweiterung verloren gehe. Zustimmung dagegen gab es von Volkmar Kluge vom Verkehrsclub Deutschland, der von einer „interessanten Lösung“ sprach. Allerdings sieht er noch Probleme mit der Akzeptanz der zusätzlichen Verkehrsfläche, die meisten Fußgänger nutzen den Bürgersteig auf der lahnaufwärts liegen Seite.

„Das ist eben das Ergebnis des Kompromisses“, machte der 1. Stadtrat Michael Stanke deutlich. Der angehängte Geh- und Radweg sei dort möglich, wo es bereits eine Brückenerweiterung gebe und die quasi ersetzt werde. Nun gelte es Lösungen zu finden, die auf beiden Seiten der Brücke die Straßenüberquerung erleichtere.

Der ehemalige und langjährige Stadtverordnete Werner Laux forderte dazu auf, die Sanierung nicht weiter auf die lange Bank zu schieben und zu Lösungen zu kommen, die auch umgesetzt würden. Diskutiert werde schon lange genug. Er hält eine Einbahnstraßenreglung für durchaus sinnvoll, wenn die Sanierung der Lichfieldbrücke abgeschlossen ist. Barbara Minz hält die Idee einer Erweiterung für sehr gut, denn es erhöhe die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer ganz erheblich.

Die Limburger Stadtpolitik ist nun gefordert, eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, ob das Vorhaben weiterverfolgt und damit genauer geplant werden soll.

Westerwaldstraße und Busempfangsstation

Themen in der Bürgerversammlung waren auch die Sanierung der Westerwaldstraße und die Busempfangsstation. Mit der Sanierung der Westerwaldstraße soll im Mai/Juni kommenden Jahres begonnen werden. Der Abschnitt zwischen Einmündung Schleusenweg und Einmündung Offheimer Weg unterteilt sich in drei Abschnitte, für die jeweils gesonderte Umleitungsvarianten angeboten werden. Für den zweiten großen Abschnitt vom Offheimer Weg bis zur Einmündung auf den Zubringer B8/B49 werden die Planungen noch erstellt. Sie werden im Rahmen einer Anliegerversammlung vorgestellt.

Die Planungen für den Ausbau bzw. die Umgestaltung der Busempfangsstation sind zunächst einmal gestoppt. Nach Angaben von Volkmar Gundermann, Leiter des Stadtbauamts, muss zunächst die genaue Planung und gegebenenfalls die Sanierung der Lichfieldbrücke abgewartet werden. Derzeit zeichnet sich ab, dass die Brücke lahnaufwärts etwas verbreitert wird, auch kann sich der Standort eines Pfeilers verändern. Dies spiele bei der Planung der Busempfangsstation jedoch eine Rolle.

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