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Klares Bekenntnis zu Europa

Ein Plädoyer für Europa von einem Mann der Kirche? Klar, Europa und der christliche Glaube gehören untrennbar zusammen. Beim Neujahrsempfang der Stadt Limburg legte Bischof Georg Bätzing ein überzeugendes Bekenntnis zu Europa ab und grenzte sich gleichzeitig von dem Begriff des „christlichen Abendlandes“ ab.
Nach einem Jahr Pause hatte der Bürgermeister von Limburg wieder zum Neujahrsempfang des Magistrats in den Großen Sitzungssaal eingeladen. Zum zweiten Mal war der amtierende Bischof von Limburg Referent und Impulsgeber des Abends. Nach Bischof Franz Kamphaus im Jahr 2006 nun Bischof Georg Bätzing. Das Oberhaupt der Katholiken zeigte sich erfreut darüber, dass der Einladung zu dem Jahresempfang neben Vertretern der christlichen Kirchen auch Vertreter der jüdischen Gemeinde und der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde gefolgt waren.

Bürgermeister Dr. Marius Hahn, der unter den Gästen unter anderem den Regierungsvizepräsidenten Martin Rößler, Landrat Michael Köberle, den Ersten Kreisbeigeordneten Helmut Jung, den Landtagsabgeordneten Tobias Eckert sowie zahlreiche Vertreter/innen aus der Limburger Stadtpolitik begrüßen konnte, fordert dazu auf, das gesellschaftliche Miteinander in der Stadt mit weniger Egoismus zu prägen und stattdessen mehr Gemeinsinn einzubringen.

Auf Gemeinschaft angewiesen

„Die Einsicht alleine reicht allerdings nicht aus. Wir müssen uns aktiv zu unseren werten bekennen und uns für sie einsetzen“, verdeutlichte Hahn in dem von der Stadtgärtnerei wieder toll geschmückten Versammlungsort. Die musikalische Begleitung war diesmal eine Familienangelegenheit: Tobit (Posaune) und Floris Kurth (Violoncello) musizierten mit ihrer Mutter Simone Kurth (Piano).

Auch das Gebilde Europa ist auf Gemeinschaft angewiesen, verdeutlichte der Limburger Bischof. Und um die scheint es derzeit nicht besonders gut bestellt: Brexit, zeitweise wieder eingeführte Grenzkontrollen, aufkeimender Nationalismus und Rechtspopulismus in vielen Ländern. Nach Einschätzung von Bischof Bätzing sind dies keine guten Voraussetzungen, um die enormen Herausforderungen, vor denen Europa und die Welt stehen, zu meistern.

Christen in der Verantwortung

„Wir brauchen ein einiges Europa und wir brauchen eine weit stärkere Europäische Union, die mehr ist als nur eine Währungs- und Wirtschaftsunion mit gemeinsamen Rechtsnormen“, unterstrich Bätzing. Dazu brauche es eine emotionale Verbindung zu Europa, benötigten die Menschen gemeinsam große Bilder, die „uns tragen und motivieren.“

Dabei sieht der Bischof die Christen in einer Verantwortung. „Europa ist ein Projekt, das aus dem Krieg geboren wurde, um Frieden zu sichern“, wies er auf die Gründungsgeschichte nach zwei Weltkriegen mit millionenfachen Leid und Tod hin. Ein Christ werde immer ein Bote des Friedens sein, oder er sei kein Christ. „Wie also könnte ein Christ, der in Europa lebt, nicht zugleich überzeugter Europäer sein? Ich kann mir das ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen“, verdeutlichte der Bischof.

Europa dürfe nicht scheitern, Europa werde nicht scheitern. Europa ist für den Bischof eine der entscheidenden Ressourcen für die Demokratie seiner Mitgliedstaaten. „Und Europa selbst ist nach wie vor getragen vom Engagement vieler Christinnen und Christen mit ihrem Welt- und Menschenbild“, sagte der Bischof und forderte dazu auf, die Europawahl am 26. Mai zu nutzen, um den Weg Europas für fünf weitere Jahre zu bestimmen.

Klare Abgrenzung

Ein Plädoyer für Europa, zugleich aber auch eine klare Abgrenzung vom Begriff des „christlichen Abendland“. Nach Einschätzung des Bischofs ist die europäische Geschichte in weiten Teilen auch eine Geschichte des Christentums und seiner durchaus ambivalenten Rolle in Gesellschaft, aber der Begriff vom „christlichen Abendland“ unterstelle eine homogene Verbindung, die es nie gegeben habe. Zugleich reduziere er das Christentum auf das geografische Abendland und das Abendland auf das Christentum, dessen Wiege im Orient liege. Und schließlich sei der Begriff neuerdings quasi zum Kampfbegriff geworden, der zur Ausgrenzung diene.

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