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Datum: 14.02.2020

Das Schloss als Langzeitbaustelle

Zack, zack und fertig, schön wär’s, aber nicht machbar. Das Limburger Schloss steht errichtet aus Stein und Holz, Stahl und Lehm im Schatten des Domes. Seit dem Jahr 2009 laufen die Sanierungsarbeiten. Ein Ende lässt sich noch nicht genau festlegen. In unserem vierten Teil der Schloss-Serie blicken wir zurück auf die bisherige Sanierungsgeschichte.

Im Jahr 2000 hat die Stadt das Schloss vom Land Hessen für 3822 Mark (eine Mark pro Quadratmeter Grundfläche) übernommen. Gegen Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre begannen dann die Sanierungsarbeiten. „Es war durchaus Gefahr im Verzug, an dem Gebäude waren deutliche Schäden zu sehen“, sagt Markus Saal, der als Denkmalpfleger die Schlosssanierung von Anfang an begleitet. Deutliche Schäden zeigten sich zum Beispiel an den Mauern der Giebelseite zur Lahn sowie in der dahinter befindlichen Gewölbedecke. Der zerklüftete Fels war mit Material aufgefüllt worden, doch Ausschwemmungen brachte Bewegung in das System. Deshalb mussten die auf dem Fels aufsetzenden Mauern auch noch verankert werden.

Auch der Renaissancebau, der durch sein Fachwerk ins Auge fällt, entwickelte sich in der ersten Phase der Sanierung zur Großbaustelle. Saal sprach damals von einem „baulich katastrophalen Zustand“, denn zahlreiche Holzteile waren marode und verfault. Betroffenen waren von dem massiven Schadensbild nicht nur die Außenwand zum Hof, sondern auch Deckenbalken, die förmlich in der Luft hingen oder endeten. Es gab Bausünden in der jüngeren Vergangenheit, bei der historische Bausubstanz in einem erheblichem Umfang zerstört wurde und auf der anderen Seite wurden bereits geschädigte Bereiche nicht angegangen.

Konstruktive Mänge verursachten Schäden

So konnte nur wenig des Holzes aus dem niedergelegten Giebel wieder verwendet werden, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. Die letzte Sanierung lag zu diesem Zeitpunkt jedoch erst 40 Jahre zurück. Das vorgefundene Schadensbild zeugt von konstruktiven Mängeln. Auch dass die Gefache zwischen den Balken mit Hohllochziegeln ausgemauert wurden und das neu eingebaute Holz Schwund zeigte, ließ Risse auftreten und folglich Feuchtigkeit eindringen.

Allerdings ist Sichtfachwerke, wenn es an so exponierter Lage wie dem Schloss hoch oben über der Lahn dem Wetter ausgesetzt ist, immer ein Schwachpunkt. Das musste Markus Saal auch erkennen, denn die Fachwerkwand des Renaissancebaus zum Hof wurde im vergangenen Jahr ausgebessert und für die nächsten Jahre ertüchtigt. Die Holzflächen der liegenden Balken wurden nun mit Blechen abgedeckt.

Viel Stahl verbaut

Für ein Haus dieses Alters wies der Fachwerkbau auch überraschend viel Stahl auf. T-Träger sind in das Gebäude aus statischen Gründen eingezogen worden, um mit ihrer Hilfe ein auseinanderdriften der Außenwände zu vermeiden. Allerdings waren viele Jahre zuvor die so genannten Bundwände, die Zwischenwände, die an die Außenwände angebunden sind, herausgenommen worden.

Mit dem Stahl hielten auch andere Baustoffe wie Beton oder Hohlblockstein Einzug in das Gebäude. Vieles davon ist im Laufe der Sanierung entfernt worden, aber einige Stahlträger sind nach wie vor in dem Komplex vorhanden.

Nachdem die Arbeiten zur Sicherung des Renaissancebaus abgeschlossen waren, wurde das Dach auf dem Flügel des Schlosses erneuert und die zur Lahn liegenden Außenwände mit Schiefer verkleidet. Im Jahr 2014 wechselten die Dachdecker auf den so genannten Saalbau. Dort benötigte die Südseite, die sich zum Schlossgarten hin befindet, eine neue Eindeckung. Der Saalbau war im Winter 1929 niedergebrannt und in den Jahren 1934/35 wieder aufgebaut worden. Die Eindeckung stammte noch aus dieser Wiederaufbauphase. Auf der Seite zum Hof war die Eindeckung in der 1970er-Jahren erneuert worden.

Nach diesen umfangreichen Arbeiten trat zunächst einmal eine Pause ein, in der in der Politik über die künftige Nutzung diskutiert wurde, gleichzeitig aber auch die Erforschung der Baugeschichte des Schlosses weiter fortschritt.  Seit dem Jahr 2018 läuft nun die Innensanierung des Komplexes. „Wir müssen die künftige Nutzung der vorhandenen Bausubstanz anpassen, gleichzeitig erfordert eine kontinuierliche Nutzung der Räume natürlich auch entsprechende Ausstattungsstandards“, hatte der  1. Stadtrat Michael Stanke im Laufe der Arbeiten verdeutlicht.

Zeitgemäße Versorgung mit Sanitärräumen, Heizung, Strom und zur Kommunikation sind notwendig

Eine zeitgemäße Versorgung mit Sanitärräumen, Heizung, Strom und zur Kommunikation sind notwendig, um die Räumlichkeiten auf Dauer zu nutzen. Zugleich ist eine den Befunden und der vorhandenen Substanz angepasste Sanierung notwendig. Fenster, Wandgestaltung, Raumstrukturen und vieles mehr gilt es dabei zu beachten, um der Baugeschichte des Schlosses gerecht zu werden und Rechnung zu tragen.

Die weiteren Schritte der Sanierung werden nun den Innenhof mit einbeziehen und die Scheune in den Blick nehmen, es gilt die räumliche Situation für das Stadtarchiv zu verbessern. Zudem ist das Erdgeschoss des Wohnturms und des Renaissancebaus einschließlich der Kapelle noch zu ertüchtigen und für eine künftige Nutzung herzurichten. Dort soll eine stadthistorische Ausstellung angesiedelt werden.

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