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Datum: 03.03.2020

Altstadt bekommt Dr.-Schirmacher-Platz

Ohne sein Engagement, seinen Einsatz und seine Fachkenntnisse als Architekt wäre die Limburger Altstadt nicht das, was sie heute ist: Ein Besuchermagnet, ein Kleinod und ein beispielhafter Umgang mit historischer Bausubstanz. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Architekt Ernst Schirmacher, der nach einer Hormontherapie zur Frau seinen Namen in Hildegard Elisabeth Schirmacher änderte und 2015 im Alter von 90 Jahren gestorben ist.

Der Ortsbeirat Innenstadt hatte bereits im August vergangenen Jahres beschlossen, den Limburger Platz mit den Skulpturen „Die Tanzenden“ zwischen Rütsche und Fahrgasse nach Schirmacher benennen, in Dr.-Schirmacher-Platz.

Das (Straßen-)Namensschild dazu wird am Samstag, 7. März, um 13 Uhr am fünften Todestag Schirmachers enthüllt. Zuvor findet um 11.30 Uhr in der Kapitelskapelle im Limburger Dom ein Gedenkgottesdienst für Schirmacher statt. Eingeladen sind alle Interessierten.

Schirmacher begann seine Arbeit in Limburg Ende der Sechziger

Ende der Sechziger Jahre begann Schirmacher seine Arbeit in Limburg, 1970 legte er ein Gutachten zur Sanierung der Altstadt vor, zuvor erforschte er die Baugeschichte Limburgs in ihrer Dissertation, die mit Auszeichnung bewertet wurde. Schirmacher war unter anderem verantwortlich für die Fassade des „Steinernen Hauses“ am Fischmarkt 1 und 2 und der Fachwerkfassade des Hauses Rütsche 7 bis 9. Auch bestand jahrelang ein Beratervertrag mit der Stadt Limburg.

Schirmacher galt als Anwalt der Altstadt, eine schwierige Aufgabe, denn dazu gehörten nicht nur Bestandsaufnahmen und Pläne, sondern vor allem auch Überzeugungsarbeit bei den Bauherren.

Neue Maßstäbe im Umgang mit historischer Bausubstanz

Im Umgang mit historischer Bausubstanz hat Schirmacher Maßstäbe gesetzt. Das beweist die Goldplakette im Bundeswettbewerb „Stadtgestalt und Denkmalschutz“ im Jahre 1978. Für den Wiederaufbau von sechs Fachwerkhäusern am Frankfurter Römerberg wurde Schirmacher mit dem „Prix Europeen de la Reconstruction de la Ville“ ausgezeichnet. Die Stadt Limburg hat ihre Anerkennung mit 2004 mit der Verleihung der Ehrenplakette zum Ausdruck gebracht.

Schirmacher engagierte sich auch ehrenamtlich für die Limburger Altstadt, leitete den Förderverein des Limburger Schlosses und hatte den Vorsitz im Limburger Denkmalschutzbeirat inne.

Glücksfall für Limburg

Für Limburg war Schirmacher ein großer Glücksfall, denn zuvor galt die Altstadt als Armenviertel. Abrisspläne, Vorschläge für eine zweispurige Zufahrstraße über Plötze und Fischmarkt oder die Idee eines großen Parkplatzes vor dem Dom standen im Raum. Schirmacher betrachtet die Altstadt als Ganzes, als Gefüge und nicht als einzelne Baudenkmäler. Dieses Erkennen des historischen Erbes und die damit verbundene politische Weichenstellung unter Bürgermeister Josef Kohlmaier war die Grundlage für eine erfolgreiche Sanierungsgerichte. In der Stadtverwaltung begleitete Berthold Conradi als Baudirektor die Sanierung.

Zur Person:

Schirmacher wurde am 31. August 1924 im Stuttgart als Ernst Schirmacher geboren. 73 Jahre hatte dieser Name Bestand, dann wurde er nach einer Hormontherapie in Hildegard Elisabeth geändert. An der Technischen Hochschule Darmstadt studierte er Architektur, schloss 1951 mit dem Diplom ab, 1961 folgte die Promotion. Seine erste Stelle war beim Staatsbauamt in Frankfurt. 1963 machte sich Schirmacher selbstständig, sein erster großer Auftrag war der Neubau eines 500-Betten-Krankenhauses in Euskirchen in der Eifel. Das Projekt war das Sprungbrett für seine eigentliche Idee - alte Städte planen und Altstädte sanieren – die er erstmals in Bebra umsetzen konnte. Seine Handschrift findet sich aber in vielen weiteren Orten und Projekten, beispielsweise in Aschaffenburg, Bad Camberg, Bad Homburg, Hachenburg, Idstein oder Montabaur.

Schirmacher war verheiratet mit Charlotte Gräf (sie starb 1987) und hat einen Sohn. 1973 erwarb die Familie das Haus am Domplatz 5, welches nach einer aufwändigen Sanierung 1978 bezogen wurde.

(Änderungshinweis: Der Text ist am 12. Juni 2020 geändert worden, da sich Schirmacher keiner Geschlechtsumwandlung unterzogen hatte, sondern einer Hormontherapie.)

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