Workshop: »Der Abschied von Mensfelden ist uns nicht schwer gefallen«
Wie sah das tägliche Leben der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Limburg und Umgebung seit dem Beginn der 1930er Jahre aus? Das ist bis heute nur Wenigen bekannt. In einem Workshop mit dem Titel „Der Abschied von Mensfelden ist uns nicht schwer gefallen“ soll der Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der Region in der Zeit von 1930-1943 nachgegangen werden. Die Veranstaltung findet am Sonntag, 16. Februar, in der Zeit von 11 bis 16 Uhr in der Jugendfreizeitstätte Limburg statt (Bahnhofstraße 1, 65549 Limburg an der Lahn).
Dabei sollen Antworten auf verschiedene Fragen gefunden werden: Wer waren die Menschen, die in den Dörfern und Kleinstädten kontinuierlichen Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt waren? Wie konnten Hilfe und Solidarität konkret aussehen? Was genau ereignete sich während der Novemberpogrome in Limburg und Umgebung? Was geschah mit den Jüdinnen und Juden, die nicht ins Ausland fliehen konnten? Wie wurde und wird an die ausgelöschten jüdischen Gemeinden erinnert?
Ausgerichtet wird der Workshop von der Stadtjugendpflege Limburg, der Jugendfreizeitstätte Limburg und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg. Referent ist Markus Streb. Er forscht seit Jahren ehrenamtlich zur Geschichte der Jüdinnen und Juden in Limburg und im heutigen Hünfelden. Er ist Mitbegründer des dortigen Arbeitskreises „Spuren jüdischen Lebens in Hünfelden“ und kooperiert seit Jahren mit zahlreichen Schulen im Kreis Limburg-Weilburg.
Der Workshop gibt einen Einblick in jüdische Alltagsgeschichte kurz vor sowie in den Jahren nach der Machtübertragung an die NSDAP. Die Teilnehmer werden sich mit ausgewählten Biografien und Ereignissen beschäftigen und die Möglichkeiten der Lokalgeschichte für die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus nutzen. Dabei werden unter anderem Briefe, Fotografien, behördliche Dokumente und Interviews ehemaliger Limburger Jüdinnen und Juden angeschaut. Darunter werden auch Ausschnitte aus einem Interview mit Ernst Rosenthal aus dem Jahr 2005 gezeigt. Darin erzählt Rosenthal von seiner Kindheit in Limburg, der Familiengeschichte und seiner Flucht in die USA. Außerdem gibt es einen kurzen Rundgang zu Orten jüdischer Geschichte in Limburgs Innenstadt.
Der Workshop richtet sich ausdrücklich an alle Interessierten ab 14 Jahren, ganz egal mit welchem Vorwissen. Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei. Um vorherige Anmeldung wird gebeten per E-Mail an christian.spiegelberg@stadt.limburg.de oder telefonisch unter (06431) 203-452. Für Verpflegung wird gesorgt.
Änderungshinweis: am 24.1.2020 wurde im Vorspann die Adresse der Jugendfreizeitstätte ergänzt