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Datum: 28.01.2024

Nie wieder ist jetzt!

Zum nunmehr 79. Mal jährt sich am 27. Januar die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Aus diesem Anlass hatte die jüdische Gemeinde mit der Stadt Limburg zu einer Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof in Limburg eingeladen.

Etwa 70 Menschen hatten sich zum Gedenken dort eingefunden, darunter auch einige Mitglieder der Limburger Stadtverordnetenversammlung.

In seiner Begrüßung mahnte der Bürgermeister der Stadt Limburg, Dr. Marius Hahn, die Zunahme des Fremdenhasses und vor allem des Antisemitismus an. „Es begann mit Verächtlichmachung, mit Ausgrenzung und Beleidigung. Kommt uns das nicht bekannt vor? Gerade in den letzten Monaten hat dies in unserem Land in einem unerträglichen Maß zugenommen“, so Hahn. Seit Oktober vergangenen Jahres gab es 2.249 antisemitisch motivierte Straftaten, so viele wie normalerweise innerhalb eines ganzen Jahres verzeichnet werden.

Elena Kopirovskaja sieht die Verantwortung der Wissensvermittlung auch bei den Bildungseinrichtungen, sie müssen auf den Prüfstand gestellt werden und reformiert werden, das sei überfällig. „Es kann nicht sein, dass ein Viertel der befragten Menschen einer Umfrage, über die das ZDF berichtete, nichts mit dem Begriff Holocaust anfangen können“, sagte Kopirovskaja.

Sie kritisierte, dass Menschen in diesem Winter Schlitten zwischen den Gräbern auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald gefahren waren. Das zeige, dass sie nicht begriffen hätten.

Es folgte die Verlesung der 197 jüdischen und nichtjüdischen Opfer des Naziregimes aus Limburg durch Rabbiner Oleksandr Hofmann und den emeritierten Pfarrer Jörg Rücker. Dr. Waldecker vom Stadtarchiv Limburg gewährte einen Einblick in die Lebensgeschichte eines der Opfer: Dr. Adolf Friedländer. Er wurde am 23. Januar 1869 in Bromberg in Westpreußen als Sohn eines Bankiers und Mitglied des Preußischen Herrenhauses geboren. Veranlasst durch eine antisemitisch motivierte Hetzkampagne, die sich gegen seinen Vater Dagobert Friedländer richtete, zog die Familie, als er 13 war, nach Frankfurt am Main um. Dort begann er mit 16 ein Studium der Rechtswissenschaften. Ab 1888 war er an Frankfurter Gerichten tätig und heiratete 1898 die Jüdin Maria Grosser, mit der er drei Kinder hatte. 1914 ließ er sich scheiden und hatte mit seiner zweiten Frau, die evangelischen Glaubens war eine weitere Tochter. 1904 wurde er zum Landrichter beim Landgericht Limburg ernannt, 1907 erfolgte die Ernennung zum Landgerichtsrat. Es folgten weitere Berufungen, die Zeugnis darüber ablegten, dass er ein außerordentlich geschätzter Richter war.

Nach dem Erlass des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, mit dem Juden aus dem öffentlichen Dienst verdrängt werden sollten, ordnete noch im Frühjahr 1933 das Justizministerium die sogenannte Beurlaubung „nichtarischer“ Richter an. Ihm wurde die Pensionierung nahegelegt, da er als Jude untragbar sei. Nach der Bewilligung seines Ersuchens 1934 verließ er Limburg und zog nach Frankfurt um.

Er war 1933 einer von drei Limburger Richtern jüdischen Glaubens. Den beiden anderen, Julius Lichtenstein und Dr. Ernst Königsberger gelang es, Deutschland zu verlassen und so zu überleben.

Auch wenn Adolf Friedländers sogenannte „Mischehe“ ihn zunächst vor der Deportation schützte, war er doch Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt. Vielleicht ahnte er, was ihn erwartete, denn er nahm sich am 22. August 1942 das Leben. Er wurde auf dem Limburger Hauptfriedhof beigesetzt.

Wie eine der Teilnehmenden der Gedenkfeier im Anschluss sagte: „Es ist die Aufgabe der älteren Generationen, die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu sein und die Erinnerung weiterzugeben, damit nie wieder jetzt ist.“ Das solle nicht ausschließlich am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust geschehen.


Folgender 197 Opfer des Nationalsozialismus in Limburg wurde gedacht:


Margarete Adam geb. Grill

Berta Adler geb. Kallheim

Paula Back geb. Hecht

Agnes Basquitt

Sabina Benzion geb. Liebmann

Jenny Berg geb. Löwenberg

Auguste Beringer geb. Kahn

Isidor Beringer

Johanna Besmann geb. Lichtenstein

Georg Bill

Oskar Billion

Moritz Blumenthal

Siegmund Blumenthal

Johannes Böhme

Walter Born

Joseph Brandenburger

Irene Braun

Elfi Brieger

Renate Brüggemann geb. Fischer

Olga Buxbaum geb. Oppenheim

 Heinz Buxbaum

Johanna David geb. Sternberg

Maria Dernbach

Walter Dill

Maria Margarete Dillmann

Anton Dippe

Gerda Dua geb. Kaiser

Moritz Egenolf

Maria Elzemann geb. Denner

Rolf Eschenheimer

Rosi Eschenheimer

Else Regina Fassbender geb. Feibelmann

Otto Fassbender

Else Frank geb. Rosenthal

Dr. Adolf Friedländer

Ilse Friedländer

Maria Friedländer geb. Grosser

Hedwig Girshausen geb. Fachinger

Jakob Heinrich Göbel

Fanny Goldberg geb. Leibowitz

Hedwig Goldschmidt

Hermann Goldschmidt

Henriette Goldschmidt geb. Königsberger

Jacobine Goldschmidt geb. Simon

Jenny Goldschmidt geb. Hecht

Selma Goldschmidt geb. Rosenthal

Ernst Graumann

Karl-Heinz Grill

Margarethe Hahn

Lina Hecht geb. Metzger

Nelly Hegar geb. Wolff

Lina Heldenmuth geb. Blumenthal

Günther Josef Heun

Sally Heymann

Johann Hilfrich

Franziska Hirsch geb. Blumenthal

Irma Hirsch geb. Metzger

Johanna Hirsch

Hans Höfel

Lina Höfel geb. Schmidt

Friedrich Heinrich Hofmann

Adolf Isselbächer

Sara Isselbächer geb. Faber

Paul Ernst Jonescheid

Julius Jung

Albert David Kahn

Jenny Kahn geb. Löwenstein

Elise Kaiser geb. Sternberg

Frieda Kaiser geb. Schönfrank

Rika Kaiser geb. Schönfrank

Heinrich Kaiser

Josef Kaiser

Salomon Kaiser

Sally Kaiser

Anton Kincl

Adam Kind

Josef Hermann Klein

Johanna Krämer geb. Blumenthal

Johannes Leodegar Kremer SAC

Jaroslav Kühnel

Herbert Lamboy

Gertrude Lehmann geb. Sternberg

Lina Lehmann geb. Meyer

Martha Lenz geb. Sternberg

Adolf Leopold

Margot Leopold

Max Leopold

Rosa Leopold geb. Hecht

Elise Levi geb. Marx

Hedwig Billa Levi

Hermann Liebmann

Amalie Lindheimer

Josef Linz

Felix Lion

Irma Lion geb. Sternberg

Emil Löb

Hedwig Löb

Johanna Löb geb. Kron

Raphael Felix Löb

Emmy Löwenberg geb. Hess

Ilse Löwenberg

Moritz Löwenberg

Dina Löwenstein

Josef Ludwig

Franz Xaver Maier SAC

Marta Margo geb. Sternberg

Augusta Margulies geb. Lomnitz

Josef Masat

Eduard Melcher

Elisabetha Merz

Pauline Merz

Abraham Albert Metzger

Auguste Metzger geb. Sonnenberg

Lina Meyer geb. Blumenthal

Metha Meyerstein geb. Herz

Hermann Minc

Max Moch

Liane Moses

Margarete Moses geb. Simon

Werner Daniel Moses

Julie Nathan

Johanna Neufeld geb. Sachs

Bella Neumann geb. Schaumburger

Wilhelm Ohl

Hermann Oppenheimer

Hermann Walther Oppenheimer

Berta Ornstein geb. Strauss

Ludwig Ornstein

Eduard Ossowski SAC

Georg Silvester Otto

Siegbert Philipp

Zitoni Pintus geb. Oppenheimer

Dora Rieser geb. Löwenberg

Katharina Roll

Ellen Esther Rosenthal

Felix Rosenthal

Ferdinand Rosenthal

Ida Rosenthal geb. Aumann

Irma Rosenthal geb. Stern

Julie Rosenthal geb. Hachenburger

Max Rosenthal

Olga Rosenthal geb. Thalheimer

Robert Rosenthal

August Rosper

Hermann Sachs

Rosa Sachs geb. Flörsheim

Jenny Salomon geb. Oppenheimer

Erich Josef Schardt

Berta Schaumburger geb. Rosenthal

Hans Schaumburger

Isidor Schaumburger

Rolf Simon Schaumburger

Sabine Schaumburger geb. Bruckmann

Siegmund Schaumburger

Iwan Schlemin

Georg Schmidt

Karola Schnurmann geb. Kaiser

Melanie Sittenberg geb. Strauss

Johanna Sonnenberg

Paul Souquiere

Berta Stern geb. Rosenthal

Elisabeth Stern geb. Mayer

Ferdinand Stern

Friedrich Stern

Lina Stern

Babette Sternberg geb. Mayer

Erich Sternberg 

Moritz Sternberg

Hugo Max Sternberg

Rosa Stiefel geb. Mühlfelder

Emmy Strauss geb. Rosenthal

Hannelore Strauss

Heinz Strauss

Hermann Strauss

Irma Strauss geb. Isselbächer

Johanna Süssmann geb. Levi

Selma Sussman geb. Gerolstein

Alois Timmesfeld

Franz Traut

Erna Treidel geb. Hecht

unbekannter Mann

unbekannter Pole

unbekannter Russe

unbekannter Russe

Ingrid Irmgard Wagner

Isidor Waldmann

Adolf Wallenstein

Frieda Wallenstein geb. Liebmann

Rosa Weinberger

Albert Wolf

Alfred Wolff

Grete Wolf geb. Nathan

Hans Wolf

Ilse Käthe Wolf geb. Stiefel

Julius Franz Wolf

Simon Wolf

Peter Zirfas

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