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Datum: 15.07.2021

Limburg bewirbt sich mit dem Schloss um Denkmalschutzpreis

Mit dem an die Dommusik vermieteten und restaurierten Teil des Schlosses bewirbt sich die Stadt Limburg um den Hessischen Denkmalschutzpreis 2021. Die erste Hürde haben Schloss und Stadt genommen, denn das Projekt ist für den Preis nominiert. Deshalb war auch eine Jury unter der Leitung von Professor Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, zu Gast im Schloss, um sich einen Überblick über die dort vorgenommen Arbeiten zu verschaffen.

Der Teil des Schlosses wird genutzt, das wurde beim Gang durch die sanierten und restaurierten Räume deutlich. In der Küche zum Beispiel stand noch Geschirr und lag ein frisch gebackenes Brot. Dort führte Architekt Axel Schmitt, der zusammen mit seinem Bruder Thomas die Arbeiten plant und begleitet, in die nicht sichtbaren Geheimnisse des Schlosses ein. Hinter einer Vorwand verbirgt sich eine historische Wand, deren Freilegung aktuell zu aufwendig erschien. Um sie zu sichern und gegebenenfalls in späteren Jahren noch einmal eine genauere Untersuchung zu ermöglichen, wurde der historisch wertvolle Befund durch eine Vorwand geschützt.

Auf dem Schlosshof und der Treppe hatte zuvor der 1. Stadtrat Michael Stanke die Jury für den Denkmalschutz 2021 begrüßt und für das Interesse an dem Schloss gedankt. Der 1. Stadtrat machte darauf aufmerksam, dass das Projekt Schloss Limburg noch nicht abgeschlossen ist, der bereits sanierte und restaurierte Teil jedoch durch seine Qualität in handwerklicher Ausführung wie auch aus der Kombination zwischen Denkmalschutz und Nutzung überzeuge.

Denkmalschutz und Brandschutz

Was im Schloss bereits an Arbeiten abgeschlossen ist, hat die Stadt an das Bistum vermietet, die Räume, rund 600 Quadratmeter, nutzt die Dommusik. Dass allein Aspekte des Denkmalschutzes bei einem Gebäude, dessen verschiedene Teile aus unterschiedlichen Zeiten stammen und deren An- und Umbauten immer wieder zu großen Veränderungen der bereits vorhandenen Bausubstanz führten, breit gefächert sind, machte Markus Saal als Leiter der Hochbau- und Denkmalschutzabteilung der Stadt deutlich. Welche Fassungen von Decken und Wandgestaltungen werden freigelegt, was ist bei Durchbrüchen und Freilegungen zu beachten?

Durch die Nutzung und die einzuhaltenden Brandschutzauflagen stellen sich zudem weitere Herausforderungen. Zwar sind die historischen Holzböden übernommen oder durch neue ergänzt worden, sind Türen aufgearbeitet und wieder in Verwendung, doch das alte Treppenhaus zum Beispiel wurde durch eine moderne Konstruktion ersetzt. Dazu gab es nach Angaben von Axel Schmitt keine Alternative, da das alte Treppenhaus Fluchtwege versperrte und den Brandschutzauflagen in keiner Weise entsprach.

Sünden der Vergangenheit

Moderne Technik ist natürlich gefragt, wenn es ums Heizen geht, um Telekommunikation oder Stromversorgung. All dies ist versteckt sich in Wänden, unter unaufdringlich und überaus harmonisch gestalteten Holzleisten am Boden oder ist dezent angebracht.

Die Arbeiten im und am Schloss müssen jedoch auch Sünden der Vergangenheit berücksichtigten. Waren zunächst Spundwände aus der Fachwerkkonstruktion des Renaissancebaus entfernt worden, mussten in den 1960er oder 1970er Jahren Stahlkonstruktionen eingezogen werden, um wieder zu stabilisieren. Diese Konstruktionen wiederum erhöhten das Gewicht, was vom Untergrund zumindest an einigen Stellen nicht mehr getragen werden konnte. Setzungsrisse tauchten auf.

Mit den Stabilisierungsarbeiten an der Außenmauer des Renaissancebaus begannen im Jahr 2012 die Arbeiten am Schloss, erläuterte Saal der elfköpfigen Jury. In den Eckzimmern befinden sich noch Teile der Stahlträgerkonstruktionen, die aus statischen Gründen nicht entfernt werden können. Aber Stahlträger lassen sich auch so gestalten, dass sie zwar wahrgenommen werden, aber das Erscheinungsbild nicht prägen.

Chancen für neue Lösungen

„Bauliche Veränderungen haben sich in der Vergangenheit immer wieder durch verschiedene Nutzung ergeben. Dabei haben denkmalpflegerische Aspekte in den vergangenen Jahrzehnten oft keine Rolle gespielt und es ist auch viel an historischer Bausubstanz zerstört worden“, verdeutlichte während des Rundgangs Frank Aulbach, der als zuständiger Bezirksdenkmalpfleger die Arbeiten im Schloss begleitete. Allerdings biete dieser Umgang in der Vergangenheit auch heute die Chance, sich für neue Lösung wie bei der Treppe zu entscheiden.

Ob das Limburger Schloss mit seiner Kombination aus Sichtfenstern historischer Wandgestaltungen, moderner Beleuchtung, alten Türen, hochwertigen Holzböden, sanierten und neu gestalteten Fenstern und vielem mehr die Jury überzeugen kann, wird sich im September zeigen. Der Hessische Denkmalschutzpreis wird am 15. September im Biebricher Schloss verliehen. Immerhin ist das Schloss schon unter den zehn Projekten, die die Jury unter den verschiedenen Bewerbungen in die engere Wahl genommen hat.

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