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Datum: 17.04.2020

Kunstsammlungen öffnen digital

„So wie ich das sehe - … Malerei von Uwe Blümling“ heißt die aktuelle Ausstellung des in Lindenholzhausen lebenden Malers in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie muss die Ausstellung geschlossen bleiben. Ein Einblick ist jedoch digital über Fotos und ein Video möglich. Im Interview haben wir mit Uwe Blümling über seine Kunst gesprochen.

Es wurden leider keine Medien gefunden.

Ihr Vater hat Kunst studiert und Sie waren von kleinauf mit Kunst in Berührung. Warum haben Sie sich für ein Psychologiestudium entschieden?

Uwe Blümling: Als es um das Thema Berufswahl ging, hatte ich schon viel in Richtung Kunst gemacht. Ich dachte mir zu diesem Zeitpunkt, dass es noch mehr im Leben geben muss. Die Psychologie erschien mir als eine ideale Ergänzung um meinen Blick zu erweitern. Beide Disziplinen ergänzen sich ideal. Sie beschäftigen sich intensiv mit subjektiver Wahrnehmung und es geht unter anderem darum, Dinge zu hinterfragen und darüber zu kommunizieren.

Seit 2009 sind sie als freischaffender Künstler tätig und arbeiten nicht mehr im Marketing/Vertrieb. Was hat Sie zum Wechsel veranlasst?

Blümling: Es ergab sich für mich vor einigen Jahren die Möglichkeit mich entscheiden zu dürfen, was ich in der nächsten Phase meines Lebens vorrangig machen wollte. Da es hierfür schon immer einen vagen Plan gab, musste ich dann nicht mehr lange überlegen…

Hat Ihr Marketing-Job Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst?

Blümling: Man ist immer durch Einflüsse aus seiner Umwelt geprägt. Dazu gehörte bei mir das internationale Umfeld, da ich in meinem Job sehr viel gereist bin. Beispielsweise war ich oft in den USA, Israel oder England. Ich habe mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammengearbeitet und deren Mentalitäten kennenlernen dürfen. Für mich war es spannend zu sehen, wie man in anderen Ländern lebt und miteinander umgeht. In manchen meiner Bilder kommt das zum Ausdruck. Auch der "Der Flaschensammler“ ist so ein Gemälde. Es zeigt eine Szene im Stadtteil Haarlem in New York. In mehrerer Hinsicht ein sehr aktuelles Thema.

Sie malen vorwiegend mit Ölfarben. Warum?

Blümling: Ölmalerei gibt mir im Moment die größte gestalterische Freiheit. Sie erlaubt mir eine Balance zwischen freierer Malerei und sehr detail-getreuer Darstellung. Alles ist möglich. Vom breiten Pinselstrich, mit sehr pastos aufgetragener Farbe bis hin zu feinsten Linien die mit hauchdünnen Pinseln gezogen werden. Unschärfen lassen sich ebenso darstellen wie akribisch beobachtete Details. Darüber hinaus erlaubt die Ölmalerei schnelle Umsetzungen innerhalb von Stunden, genauso wie über Wochen hinweg auszuarbeitende Motive.

Ihre Bilder zeigen oft alltägliche Situationen. Was wollen Sie dem Betrachter damit auf den Weg geben?

Blümling: Es geht unter anderem darum, sich Zeit zu nehmen und die Dinge um uns herum bewusster wahrzunehmen. Auch eine Mülltonne kann eine gewisse Ästhetik entwickeln, je nachdem wie sie dargestellt wird. Das augenscheinlich Banale kann eine ganz besondere Ausstrahlung erhalten. Hin und wieder sagen Leute zu mir, dass sie nie auf die Idee gekommen wären so ein Motiv überhaupt als Basis für ein Gemälde zu erkennen. Das zeigt mir, dass es sich lohnt genauer hinzusehen.

Inwiefern sind Ihre Bilder fotorealistisch?

Blümling: Ich habe mich eine ganze Zeit lang mit den Fotorealisten der Sechziger und Siebziger Jahre beschäftigt und war fasziniert von deren Fertigkeiten. Selbst setze ich diesen Stil aber nicht durchgehend um. Ich streue hier und da fotorealistische Aspekte in meine Bilder ein und kombiniere diese mit freien malerischen Elementen. Das erzeugt eine gewisse Irritation, die ich spannend finde.

Wie finden Sie Ihre Motive?

Blümling: Ich bin immer mit einer kleinen Kamera oder dem Handy ausgerüstet und empfangsbereit für potentielle Motive. Ich habe ein großes Foto-Archiv in dem ich meist fündig werde. Die Auswahl für das nächste Motiv treffe ich schon während der aktuellen Arbeit. Das verhindert ein Vakuum oder übermäßigen Druck später etwas Neues finden zu müssen.

Inwiefern inspiriert Sie die Stadt Limburg und ihr Wohnort Lindenholzhausen?

Blümling: Lindenholzhausen ist meine Wahlheimat. Ich schätze das dörfliche Umfeld, dass mich sehr an meine Jugend in der Eifel erinnert. Hier habe ich die Muße meine Bildideen entwickeln zu können. Auch mein Atelier ist hier, sodass ich keine weiten Wege zurücklegen muss. Ein großer Vorteil ist natürlich auch die Lage Limburgs mit seiner sehr guten Anbindung an die großen Metropolen in denen ich oft Motive für meine Gemälde finde.

Was ist Ihr Lieblingsgemälde unter all Ihren Werken?

Blümling: Mein Lieblingsgemälde ist „Jochen Rindt - Regen-Rennen 1967“, weil es für mich eine ganze Menge von Dingen miteinander verbindet. Da ist der Rennfahrer Jochen Rindt, den ich bewundere und in dessen Rennwagen ich als Kind sitzen durfte; da ist meine Heimat, die Eifel, das Rennen fand auf dem Nürburgring statt und da ist die Erinnerung an meinen Vater, mit dem ich dieses Rennen besucht habe.

Außerdem war das Gemälde eine malerische Herausforderung – unter anderem das Einfangen der Dynamik der Rennwagen und die hochsprühende Gicht des Regenwassers ...

Wer ist Ihr künstlerisches Vorbild?

Blümling: Ein Maler, den ich neben einigen anderen sehr schätze, ist der Amerikaner Edward Hopper (1882-1967). Er ist ein Maler des Amerikanischen Realismus. Seine Art der Darstellung, die Farbgestaltung, aber besonders seine Themen haben mich schon immer fasziniert. Einsame Menschen in nächtlichen Kneipen, verlassene Orte in amerikanischen Landschaften und menschenleere Bahnübergänge. Mehrdeutigkeit pur. Ein Aspekt dem ich mich in Zukunft auch noch mehr widmen möchte.

Was möchten Sie jungen Künstlern bzw. jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Blümling: Nehmt Euch Zeit und probiert neue Wege aus! Wer sagt, dass man heute schon entscheiden muss, womit man sich in den nächsten 50 Jahren beschäftigen will? Bleibt tolerant, auch gegenüber dem scheinbar Fremdartigen. Es gibt nur Mitmenschen, keine Menschen zweiter Klasse.

Zur Person:

Uwe Blümling ist Jahrgang 1961 und stammt aus Boppard am Rhein. An der Universität Trier hat er Psychologie studiert und war anschließend 20 Jahre in der freien Wirtschaft im Marketing und Vertrieb tätig. Seit 2009 ist Blümling freischaffender Künstler. Er hat in Frankfurt an der Hochschule für bildende Künste (Abendschule des Städel Instituts) bei Vroni Schwegler und Reinhard Kohler studiert. Er bildete sich in verschiedenen Seminaren an der Kunstakademie Bad Reichenhall weiter und ist im regelmäßigen Austausch mit dem bekannten dänischen Landschaftsmaler Ulrik Möller. Weitere Infos unter www.uwebluemling-art.de.

Ausstellungsbesuch nur digital

Aufgrund der Corona-Pandemie muss die Ausstellung "So wie ich das sehe ... Malerei von Uwe Blümling" geschlossen bleiben. Um dennoch einen Einblick zu erhalten, haben wir ein Video gedreht, indem der Künstler über sich und seine Werke erzählt. Viel Spaß!

Fotogalerie

 

Video 

Hinweis: Untertitel sind im Video hinterlegt. Sie können bei Bedarf über Youtube aktiviert werden (Symbol links neben dem Zahnrad).

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