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Datum: 21.09.2019

Kunstpreis für Charlie Stein

Zum 20. Mal wurde am Freitagabend der Kunstpreis der Stadt Limburg verliehen. Preisträgerin ist die Berliner Künstlerin Charlie Stein. Malerei 4.0 war das von der Jury ausgeschriebene Thema, um neue Tendenzen in der Malerei auszuloten.

Insgesamt 72 Künstlerinnen und Künstler reichten eine Bewerbung ein. Die Jury entschied sich für Charlie Stein, die in ihrer Arbeit der Frage nachgeht, was Malerei im Zeitalter der Digitalisierung noch leisten kann. Stein setzt sich in ihrer Kunst mit dem medialen Phänomen der Selfie-Kultur auseinander und der damit verbundenen Frage nach der eigenen Identität.  

Ziel des Kunstpreises ist es, Künstlern die Möglichkeit zu geben, eigene Werke und Vorstellungen mit einem vorgegebenen Thema zu verknüpfen und diese Werke dann in den Räumen des Historischen Rathauses Limburg auszustellen, erklärte Stadtverordnetenvorsteher Stefan Muth, der im Namen von Bürgermeister Dr. Marius Hahn und der städtischen Körperschaften begrüßte.

Rund 70 Zuschauer sind zur Verleihung des Kunstpreises ins Historische Rathaus der Stadt Limburg gekommen. Bereits vor der Verleihung wurde im Publikum über das Thema Selfie-Kultur diskutiert.


 

Gesichter mit zwei Nasen, sechs Augen oder vier Ohren

Im Interview mit André Kramm, Vorsitzender des Förderkreises Bildende Kunst Limburg, stieg Stein noch tiefer in das Thema ein. Ihre Arbeiten basieren auf dem Zusammenfügen von Selbstportraits, die zunächst mit dem Smartphone aufgenommen und digital bearbeitet wurden. Dazu nutzte Stein Apps, die eigentlich der Verschönerung von Fotos dienen. „Dabei stand die Frage im Fokus, wie weit man es mit Apps und Filtern treiben kann, um schön auszusehen. Schließlich entsteht das Groteske“, erklärte Stein.

So sind in der Ausstellung Gesichter mit zwei Nasen, sechs Augen oder vier Ohren zu sehen. Große Rehaugen, Hasenohren und eine Hundenase finden sich wieder. Die Gesichter sind verzerrt und in ihnen finden Dinge statt, die nicht gleichzeitig stattfinden können.

Nach der schnellen Arbeit am Smartphone ging Stein ins Atelier, fertigte Skizzen und malte die Collagen großformatig mit Öl auf Leinwand – ganz im Stile alter Meister. „Im Gegensatz zum ersten Schritt ist das ein langer Prozess, man denke nur an die Trocknungsprozesse der Ölfarben“, erklärte Stein. Genau diese Zeitprozesse will sie mit ihren Arbeiten gegenüberstellen. Beeinflusst hat sie dabei auch das Buch „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust. „Die Porträts sollen eine Brücke zwischen den Zeiten spannen, eine Verbindung herstellen“, sagt die Künstlerin.

Mit ihrem Selbstporträt will sie auch den männlichen Selbstporträts in der Kunst etwas entgegensetzen und die Rollen der Frau in der Malerei stärken. „Ich hätte das gerne schon hunderte Jahre früher getan“, sagt Stein.

Neben den Gemälden zeigt die Ausstellung im Historischen Rathaus auch Skulpturen der Künstlerin, sogenannte „Fallen“. Die Formen aus Messing sollen irritieren und darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. „Sie stehen dafür, dass das, was man sieht, nicht abgeschlossen ist“, erklärt Stein.

Auch Skizzen, die den Gemälden vorweggingen, sind in der Ausstellung zu sehen und geben dem Betrachter Einblick in den Entstehungsprozess. Eine dieser Skizzen wird in Limburg bleiben, denn Stein vermachte sie am Ende der Preisverleihung den Städtischen Kunstsammlungen.

Die Ausstellung „Malerei 4.0“ von Charlie Stein ist noch bis Sonntag, 17. November, im Historischen Rathaus zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags und dienstags von 8.30 bis 12 Uhr, mittwochs von 8.30 bis 14 Uhr, donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Freitags, samstags, sonn- und feiertags ist die Ausstellung von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Kunstpreis

Der Kunstpreis ist mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert und wird von der Kreissparkasse Limburg unterstützt. In der Jury sitzen: Irene Rörig (Leiterin des Kulturamtes), Prof. Eckhard Kremers (Künstler), Dr. Gabriel Hefele (Kunsthistoriker), André Kramm (Vorsitzender Förderkreis Bildende Kunst Limburg e. V.) und Johannes Bröckers (Journalist).

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