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Datum: 02.06.2020

Empfehlung: Stelen abbauen und künstlerisch nutzen

Seit Jahren suchen Limburger Stadtpolitik und Verwaltung nach einer sinnvollen Verwendung für die drei Stelen aus Cortenstahl in der Innenstadt. Nun zeichnet sich eine Lösung ab. Der Magistrat empfiehlt der Stadtverordnetenversammlung, die Stele in der oberen Bahnhofstraße zu entfernen und durch eine DFI-Anlage (dynamische Fahrgastinformation) zu ersetzen, die Stele in der unteren Bahnhofstraße zunächst einmal ersatzlos zu entfernen und die Stele in der Werner-Senger-Straße künstlerisch zu nutzen.

Die Stelen haben der Stadt in der Vergangenheit einiges an Aufmerksamkeit beschert. Der Steuerzahlerbund hat sie zwei Mal in sein Schwarzbuch wegen der Verschwendnung von Steuergeldern aufgenommen, immer wieder waren die Stelen auch Themen in den Medien. Die Suche nach Lösungen war jedoch nicht so einfach, denn es bedurfte der Zustimmung der Planerin, um die Stelen anders als vorgesehen zu verwenden oder sie gegebenenfalls auch zu demontieren. Und es waren Lösungen zu suchen, da die Stelen mit öffentlichen Mitteln des Landes gefördert worden waren und die Förderung dabei einer Zweckbindung von 15 Jahren unterliegt.

Entscheidung notwendig

"Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Alle, die sich in der Vergangenheit für die Aufstellung und die technische Ausstattung der Stelen ausgesprochen haben, taten dies im guten Glauben, damit positive Akzente für die Innenstadtgestaltung zu setzen. Dieser Aspekt ist nicht in Erfüllung gegangen. Und das Ganze hat auch noch viel Geld gekostet“, beschreibt Bürgermeister Dr. Marius Hahn die Situation. Doch nach seiner Einschätzung ist es höchste Zeit, einmal einen Schlussstrich zu ziehen.

Was der Magistrat nun der Stadtverordnetenversammlung vorschlägt, ist eine Mischung aus verschiedenen Vorschlägen und Ansätzen, die in den vergangenen Jahren diskutiert und angeregt wurden.

Weitere Nutzung des Standorts

Der Standort in der oberen Bahnhofstraße soll weiter genutzt werden. Dort ist der Aufbau einer dynamischen Fahrgastinformation für die Nutzer des ÖPNV-Angebots im und am Bahnhof vorgesehen. Der vorhandene Korpus aus Cortenstahl wird jedoch abgebaut, da die Kosten für eine Umrüstung zu hoch sind (115.000 Euro für drei Stelen) und das Problem mit den hohen Temperaturschwankungen im Korpus und die damit verbundenen hohen Energie- und Wartungskosten bestehen blieben.

Die Stele in der unteren Bahnhofstraße soll zunächst einmal ersatzlos demontiert werden. Eine DFI-Anlage kommt dort nicht in Frage, da der Standort in keiner direkten Wegebeziehung zum Bahnhof und seinem Umfeld steht. Die aktuelle Stele bietet ihr Sichtfeld und damit ihr Informationsangebot auf der Seite zur Bebauung und damit dem Publikumsverkehr abgewandten Seite an.

Die beiden demontierten Korpora sollen in einem Kunstprojekt im Rahmen des Städteförderprogramms der Südstadt „Sozialen Stadt“ verwendet und bis dahin zwischengelagert werden.

Platz für Kunst

Für die Stele in der Werner-Senger-Straße wird eine künstlerische Verwendung angestrebt Auch die Planerin der Stelen hatte den Wunsch geäußert, ihre Objekte nicht einfach zu demontieren. „Der Lichfielder Künstler Peter Walker möchte sein Projekt ,Pity of war' auch in der deutschen Partnerstadt Limburg umzusetzen“, so Hahn. Das Projekt „Pity of war“ soll an die vielen ungenannten und damit vor allem an die zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern. In England hat Walker schon verschiedene Standorte mit Skulpturen ausgestattet.

Die Skulptur kann dort ihren Platz finden, in der sich aktuell noch die Bildschirme befinden. Eine Lösung ist dann noch für die Anzeige der Friedrich-Dessauer-Schule notwendig, die eine Bildschirmseite nutzt, um über ihr in direkter Nachbarschaft befindliches Monument of friendship zu informieren.

Die Stelen sind seit November vergangenen Jahres offiziell abgeschaltet.

Hintergrund

Die zwei Stelen in der Bahnhofstraße wurden 2012 aufgestellt, die in der Werner-Senger-Straße 2014. Die drei Stelen sind Bestandteil eines Leitsystems, das entwickelt worden war, nachdem sich das ehemalige Bahnwerk zu einem Einzelhandelsstandort gewandelt hatte und neue Konkurrenz durch das FOC in Montabaur drohte. Das Bestreben in Limburg war es, die Innenstadt zu stärken. An klar definierten Standorten sollten mit den Stelen räumlich sowie gestalterisch wirksame Elemente angeordnet werden, die allen Benutzern der Innenstadt Orientierungshilfe und Informationen geben. Verbunden werden sollten die Stelen mit einem rostroten Band. Ziel war es, mit künstlerischen und gestalterischen Mitteln eine durchgängige und wiedererkennbare Idee zur Fußgängerorientierung im Sinne eines Fußgängerleitsystems umzusetzen.

Allerdings mussten bei der Umsetzung von Beginn an Abstriche gemacht werden. Das rostrote Band ließ sich nicht wie geplant umsetzen. Die Probephase mit einer begehbaren Fläche aus Cortenstahl war durch einen Unfall schnell beendet. Das Band, ursprünglich in der Breite der Stelen geplant, büßte an Breite deutlich ein und verlor daher auch einen Teil seiner Leitfunktion.

Erwartungen nicht erfüllt

Die Stelen selbst sollten mit Bildschirmen und Touchscreenfunktion den Touristen und Kunden der Stadt als Informationsportal dienen, das über Angebote in der Stadt (Hotel, Gastronomie, Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten) Auskunft gibt. Allerdings erfüllten sie die Funktion zu keinem Zeitpunkt. Die Technik war durch die sich entwickelnde Smartphonetechnik schnell überholt, zudem sehr störanfällig und damit wartungsintensiv sowie mit hohen Energiekosten belastet, da der Korpus aus Cortenstahl eine aufwendige Kühlung erfordert.

Auf Anfrage in der Stadtverordnetenversammlung wurde am 17. Februar 2020 mitgeteilt, dass sich die Investitionskosten für die drei Stelen insgesamt auf 445.683,86 Euro belaufen, die seit Inbetriebnahme anfallenden laufenden Betriebskosten summieren sich auf 63.434,74 Euro. Für die Demontage der beiden Stelen in der oberen und unteren Bahnhofstraße sind Kosten in Höhe von insgesamt 10.000 Euro zu veranschlagen, für die Umgestaltung der Stele III in der Werner-Senger-Straße rund 1000 Euro.

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