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Datum: 20.10.2022

Eine Romantrilogie führt zurück ins geteilte Deutschland

Emotional, spannend und gleichzeitig mit tiefen Einblicken in die deutsch-deutsche Geschichte lässt sich die Auftaktveranstaltung des Limburger Lesedoms in der WERKStadt Lounge zusammenfassen. 

Autor Titus Müller, der selbst in der DDR aufgewachsen ist, stellte den zweiten Teil seiner Spioninen-Trilogie „Das zweite Geheimnis“ vor.

„Der Lesedom ist auch in diesem Jahr wieder ein Lesefest für die ganze Familie. Neben spannenden Kinder- und Jugendbüchern sind auch wieder großartige, preisgekrönte Autoren aus der Erwachsenenliteratur dabei“, skizzierte Bürgermeister Dr. Marius Hahn das breite Literaturangebot des diesjährigen Lesedoms, der insgesamt drei Abendveranstaltungen und drei Schullesungen in der WERKStadt Lounge sowie Lesungen in drei verschiedenen Schulen bietet.

Katrin Schaefer moderierte den Abend, der in seinem Verlauf auch den persönlichen Bezug zu dem Buch des Autors zeigen sollte. Etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich in der WERKStadt Lounge eingefunden, um der Lesung zu folgen.

Über Spione, Stasi und Liebe

Titus Müller versteht es, mit seinen Büchern zurück in die Zeit des geteilten Deutschlands zu versetzen. Seine Recherchen zu dem Buch „Das zweite Geheimnis“ beleuchten die damaligen Spionagemachenschaften der Staatssicherheit (Stasi), aber auch des Bundesnachrichtendienstes (BND) so detailliert, dass ihn schon der heutige Chefhistoriker des BND anrief, ihn für die Darstellung lobte und sich als Mentor für zukünftige Bücher anbot.

Müllers Neugierde, immer genau wissen zu wollen, wie geschichtliche Hintergründe zusammenhängen und sein Ansinnen, gegen das Vergessen werden zu schreiben, ließen ihn die Trilogie schreiben. Neben dem historischen Hintergrund zu den Geheimdienstaktivitäten fesselt die Liebes- und Lebensgeschichte rund um die Hauptfigur Ria Nachtmann. Die Geschichte, die Trilogie beginnt mit „Die fremde Spionin“ im Jahr 1961, als die ersten Steine der Mauer in Berlin gesetzt werden.

In „Die fremde Spionin“ beschreibt er, wie Rias Eltern von der Staatssicherheit festgenommen werden und sie und ihre Schwester getrennt werden und bei „neuen“ Eltern aufwachsen. Ein gängiges Vorgehen in der damaligen DDR. Ria darf keine Fragen über ihre Vergangenheit stellen und doch lässt sie der Gedanke an ihre Schwester nicht los. Durch ihren Beruf als Sekretärin wird sie vom BND als Spionin rekrutiert und lernt bei ihrer Suche nach ihrer Schwester, die sie im Westen vermutet, den Journalisten Jens aus Westdeutschland kennen. Sie verliebt sich in ihn. In dem Buch ist Fjodor Sorokin als Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes KGB Gegner von Ria. Sorokin hat in dem KGB-Killer Bogdan Staschinski ein historisches Vorbild.

Der zweite Teil der Trilogie „Das zweite Geheimnis“ spielt im Jahr 1973, zwölf Jahre nach dem Mauerbau und der aufregenden Suche nach ihrer Schwester ist Ria vor allem eins geblieben, die Liebe zu Jens, einem Journalisten aus Westdeutschland. Diesen versucht sie bei einem geheimen Treffen während ihres gemeinsamen Urlaubs in Bulgarien am Schwarzen Meer mit ihren Freundinnen Charlotte und Ulrike wiederzusehen. Doch die Stasi ist ihnen bereits auf der Spur und verfolgt einen perfiden Plan: Sie will Ria Beihilfe zur Republikflucht nachweisen. Denn Verbindungen mit einem Klassenfeind sind streng verboten. So beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.

Limburgs Bezug zum Buch

Auch hier spielt der historische Hintergrund eine tragende Rolle, die Guillaume-Affäre: Ein Stasispion als persönlicher Referent des Bundeskanzlers. Günter Guillaume war Mitglied in der SPD und gehörte der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt am Main an. Er hatte regelmäßigen Kontakt zu Georg Leber aus Obertiefenbach. Dieser gehörte auch dank Guillaumes Talent zur Organisation von Wahlkämpfen von 1966 bis 1978 der Bundesregierung an, zunächst als Bundesverkehrsminister (1966-1972), anschließend als Bundesverteidigungsminister (1972-1978). Leber vermittelte Günter Guillaume ins Bundeskanzleramt.

Nach zwei kurzen Lesungen aus dem aktuellen Buch und vielen interessanten Anekdoten aus der DDR und der Geheimdienstarbeit konnten die Zuhörer Fragen stellen. Im Publikum saß auch der Vater der Moderatorin und erzählte sichtlich bewegt die Geschichte von seiner Frau und ihm. Er hatte seine Frau damals bei einem gemeinsamen Freund kennengelernt. Sie kam ursprünglich aus Ostdeutschland. Gerade als sie sich entschlossen hatten, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten, wurde die Berliner Mauer fertiggestellt.

So war er im Westen und sie im Osten getrennt durch eine Mauer. Er entschloss sich, seine Freundin über die Grenze zu schmuggeln. In einem umgebauten Opel Kapitän mit einem eingebauten Versteck fuhren sie vorbei an den Grenzsoldaten in die Freiheit und eine gemeinsame Zukunft.

Preisgekrönte und bekannte Gesichter beim Lesedom

Titus Müller, 1977 in Leipzig geboren, studierte in Berlin Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 24 veröffentlicht er seinen ersten historischen Roman, weitere folgen. Sein Buch »Die fremde Spionin« schaffte es auf Platz 18 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde von Geheimdienstinsidern gelobt.

Er ist Mitglied des PEN-Clubs, einer internationalen Schriftstellervereinigung.

2008 wurde er mit dem bronzenen Lorbeer des C.-S.-Lewis-Preis für „Das Mysterium“ ausgezeichnet, 2016 erhielt er den Homer-Preis für „Berlin Feuerland“.

Mit Michaela May, die vielen als Schauspielerin bekannt ist und mit ihrem Buch „Hinter dem Lächeln“ einen Einblick in die bisher verborgen gebliebenen Seiten ihres Lebens gibt, endet der Lesedom am Freitag um 19 Uhr in der WERKStadt Lounge.

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