Eine Partnerschaft der Taten zwischen Dietkirchen und Oudenburg
Der Beginn der Freundschaft liegt 50 Jahre und mehr zurück. Das wurde in Dietkirchen nun mit etwas Verspätung mit den Freunden aus dem belgischen Oudenburg ausgiebig gefeiert. Mit Familienabend, der wiederholten Einweihung des Oudenburger Platzes und einer Feier mit Urkundenunterzeichnung, Rückblicken und Dankbarkeit für die Freundschaft, die schon über Generationen hinaus trägt.
50 Jahre, das darf gefeiert werden. Sie haben in Dietkirchen darauf warten müssen. Zunächst war das Freundschaftstreffen für 2020 geplant gewesen und 2022 hätte das Jubiläum angestanden. Die Pandemie hat das alles durchkreuzt. Umso glücklicher und freudvoller war das Treffen nun in Dietkirchen, an dem 27 Frauen, Männer und Kinder aus Oudenburg teilnahmen, die Delegation wurde dabei angeführt von Ingrid Claeys, Vorsitzende des Partnerschaftsarbeitskreises, und Stefaan Reynaert, der in seiner Heimatstadt als Vorsitzender des Gemeinderats fungiert.
„Das ist eine Partnerschaft der Taten und weniger der Worte“, zollte Limburgs Bürgermeister Dr. Marius Hahn der Freundschaft über Landesgrenzen hinweg seinen Respekt und seine Achtung. Die Partnerschaft sei geprägt durch eine Vielzahl von persönlichen Beziehungen, die von Generation zu Generation weitergeben werde. Natürlich seien auch schon viele Weggefährten dieser Freundschaft verstorben, doch der Blick in das Dorfgemeinschaftshaus in Dietkirchen stimmte Hahn optimistisch, denn dort sah er auch viele jüngere Gesichter. „Wir können also zuversichtlich in die Zukunft blicken und die Freundschaft ausbauen und vertiefen“, sagte Limburgs Bürgermeister. Solche Verbindungen über nationale Grenzen hinaus seien ein wichtiges Fundament für ein friedliches Miteinander in Europa und aufgrund des aktuellen Krieges wichtiger denn je.
Hahn war es vorbehalten, mit Stefaan Reynaert als offiziellem Vertreter von Oudenburg auch die Urkunde zu unterzeichnen, mit der die 50jährige Freundschaft gewürdigt wird. Für die Gäste gab es zudem als offizielles Geschenk auch noch ein Limburg-Bild.
Stolz auf die Verbundenheit
„Wir sind stolz auf diese Verbundenheit“, hatte Linda Eufinger als Vorsitzende des Arbeitskreises der Partnerschaft mit Oudenburg bei ihrer Begrüßung im Dorfgemeinschaftshaus betont. Das Freundschaftstreffen am Abend zuvor muss diese Verbundenheit auf jeden Fall eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, auf jeden Fall war ausgiebig und lang gefreundschaftet worden. Zuvor war zusammen mit den Gästen der Oudenburger Platz am gleichnamigen Ring in Dietkirchen zum zweiten Mal eröffnet worden. Einen besonderen Dank sagte Linda Eufinger, die unter den Gästen Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung sowie den Dietkirchener Vereinen begrüßen konnte, an Astrid Siegel von der Stadtverwaltung, ohne die die Organisation des Treffens nicht funktioniert hätte.
Ortsvorsteher Markus Wirth erinnerte sich daran, dass seine erste Auslandsreise 1974 nach Oudenburg zu einem Partnerschaftstreffen geführt hatte. Reisen sei damals noch keineswegs so selbstverständlich gewesen wie heute und dass es sich dabei auch um andere Zeiten handelte, zeigten auch die Fotos von damals, fast alle in schwarz-weiß. Um die engen Verbindungen zwischen dem belgischen Oudenburg und dem germanischen Dietkirchen zu unterstreichen, wagte Wirth eine historische Reise in die Zeit von Gajus Julius Cäsars. Der habe in seinem „Gallischen Krieg“ schon die Ähnlichkeit zwischen den Belgiern und den Deutschen beziehungsweise den Germanen beschrieben, wobei die Belgier von Cäsar als Tapferer dargestellt wurden. Dies hätten die Besucher aus Oudenburg beim Freundschaftsabend erneut unter Beweis gestellt.
Sich erneuernde Partnerschaft
„Sind Städtepartnerschaften noch zeitgemäß oder sind sie nur etwas für die Zeit nach großen Kriegen?“, fragte Alexander Paul als stellvertretender Vorsitzender des Limburger Partnerschaftsvereins in die Runde. Die Antwort lieferte er gleich mit. Die Partnerschaft zwischen Oudenburg und Dietkirchen sei ein schönes Beispiel dafür, wie Partnerschaft sich immer wieder erneuert und sich dadurch auch verjüngt und wie diejenigen, die für diese Partnerschaft aktiv sind, durch ihr Tun die Freundschaft befürworten. Partnerschaft mit diesen Vorzeichen, so das Resümee von Paul, sei also durchaus auf der Höhe der Zeit.
Für Bernhard Eufinger, langjähriger Ortsvorsteher von Dietkirchen und ein Aktivposten in der Partnerschaft, liegt das Erfolgsgeheimnis in der Form der Freundschaft. Es ist eine Freundschaft zwischen Menschen, eine gelebte Partnerschaft mit Familien und keine Partnerschaft, die auf politischer Ebene vorangetrieben wurde. Eufinger, der lediglich das erste Freundschaftstreffen 1972 verpasste, lud ein zu einem kleinen Ausflug anhand von Bildern.
Eufinger erinnerte an Kurt van der Burg und Pierre Paepe, den Begründern der Freundschaft. Van der Burg hatte auf einer Reise Pierre Paepe kennengelernt, der mit einer Combo Musik machte, zu der van der Burg und seine Frau nach absolviertem Kurs begeistert tanzten. Es gab einen Austausch, ein Kennenlernen, aus dem sich dann eine inzwischen über 50 Jahre bestehende und verschiedene Generationen umfassende Freundschaft entwickelte.