Dombibliothek soll in Trägerschaft der Stadt und an neuen Standort
Die Dombibliothek bleibt, doch vieles um sie herum soll neu werden. Ein neuer Standort im ehemaligen Schuhhaus Lanz in der Grabenstraße/Ecke Plötze, die Stadt Limburg als alleiniger Träger und eine Ausweitung des Angebots zu einem Kulturzentrum. Der Magistrat hat diesem Vorhaben zugestimmt und empfiehlt dies auch der Stadtverordnetenversammlung, die sich in ihrer Novembersitzung damit beschäftigen wird.
„Für die Dombibliothek wird damit ein neues Kapitel beginnen“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Bisher befindet sich die Bibliothek in der gemeinsamen Trägerschaft von Stadt und Domgemeinde, zuvor gab es eine Kooperation unter Leitung der Domgemeinde. Ihren jetzigen Standort hat die Dombibliothek in der Frankfurter Straße, zuvor befand sie sich im alten Arbeitsamt (heutiger Anziehpunkt der Caritas im Bereich des Bahnhofsplatzes). Die Übernahme der kompletten Trägerschaft, seit Mitte 2020 des Jahres befindet sich die Einrichtung in gleichberechtigter Trägerschaft (davor gab es seit 2013 eine gemeinsame Trägerschaft unter Leitung der Kirchengemeinde), ist zuvor mit der Domgemeinde abgesprochen worden. Von dort gibt es den klar geäußerten Wunsch, die Bezeichnung Dombibliothek weiterzuführen.
„Dem Wunsch kommen wir gerne nach und wir sind der Domgemeinde nicht nur dankbar dafür, dass sie in den zurückliegenden Jahrzehnten dieses Bildungsangebot in Limburg mit ermöglicht hat, sondern sich an dem Übergang in den kommenden Jahren auch noch finanziell beteiligen will“, zeigte sich Hahn erfreut darüber, dass die Neuausrichtung positiv begleitet wird. Die gemeinsame Arbeit zwischen Stadt und Domgemeinde soll daher auch weitergeführt werden, nur unter anderen Vorzeichen.
Dombibliothek bleibt als Bezeichnung
„Für uns ist die weitere Bezeichnung Dombibliothek von großer Bedeutung, da dies eine wichtige Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt und einen durchgehenden Bildungsauftrag verdeutlicht“, unterstreichen Pfarrer Gereon Rehberg und Michael Raab vom Verwaltungsrat der Domgemeinde. Gleichzeitig ist es ihr Wunsch, dass das Personal übernommen wird. „Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit wissen wir die Trägerschaft auch künftig in guten Händen, auch wenn diese Veränderung bei uns in der Domgemeinde durchaus auch etwas Wehmut hervorruft“, so Rehberg. Immerhin lässt sich eine katholische Bibliotheksgeschichte in Limburg bis 1850 zurückverfolgen.
„Mit der Neuausrichtung der Bibliothek ist auch eine Standortwechsel verbunden. Mit dem Umzug in das ehemalige Schuhhaus Lanz erhalten die Bibliothek und die Stadt nicht nur größere Räume, die mehrere Nutzungen zulassen, sondern an einem wichtigen Übergang von der neuen in die alte Stadt wird ein seit langer Zeit bestehender Leerstand mit neuem Leben erfüllt“, sieht der Limburger Bürgermeister gleich mehrere Effekte von Verbesserungen. Der Mietvertrag soll über eine Dauer von 15 Jahre abgeschlossen werden, Vermieter ist der feuer-werk Immobilien GmbH, die auch Eigentümerin der WERKStadt ist. Die Stadt wird, sofern die Gremien zustimmen, drei Etagen des Gebäudes übernehmen, zwei weitere Stockwerke werden oder sind schon anderweitig genutzt.
Auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten begab sich die Stadt, da der Raumbedarf über die aktuell vorhandenen 275 Quadratmeter, davon 20 Quadratmeter Keller, deutlich hinaus geht. Zudem zeigen Büro- und Sanitärräume deutlichen Verbesserungsbedarf. „Zwei leerstehende Immobilien haben wir dann näher ins Auge gefasst und uns dann für das ehemalige Schuhhaus entschieden“, erklärt Hahn. Er erhofft sich von dem Umzug der Dombibliothek auch positive Auswirkungen auf die Belebung und Nutzung des Schießgrabens.
Viel Platz am neuen Standort
In dem möglichen künftigen Standort stehen rund 780 Quadratmeter verteilt auf drei Etagen zur Verfügung. Das ist selbst für eine ausgeweitete Dombibliothek mehr als ausreichend. Deshalb soll auch die Limburger Ehrenamtsagentur (LEA) in dem Gebäude angesiedelt werden, derzeit befindet sie sich im Erdgeschoss des sogenannten neuen Rathauses, das mit dem Landkreis einen neuen Eigentümer erhält. Auch für die Kulturvereinigung soll das Gebäude zum Sitz werden. Und die seit 1. September in Diensten der Stadt befindliche City-Managerin soll in Zukunft ebenfalls von diesem Standort aus aktiv werden, aktuell befindet sich ihr Arbeitsplatz im Stadthaus.
Schon seit vielen Jahren geht es in der Dombibliothek nicht mehr nur um die Ausleihe von Büchern, sondern um die Nutzung vieler verschiedener Medien. Diesem Wandel soll mit dem Umzug natürlich Rechnung getragen werden mit Bildschirmplätzen, Rückzugsmöglichkeiten zur Mediennutzung und mehr. „Das Gebäude bietet darüber hinaus die Chance, noch an ganz andere Formate und Nutzer zu denken“, macht Dr. Anna Vössing als Leiterin des städtischen Kulturamts deutlich. Veranstaltungen von und mit der Kulturenwerkstatt oder der Stadtjugendpflege sind denkbar, aber auch Veranstaltungen und Gruppentreffs mit dem Landkreis. Damit dies alles möglich wird, will der Vermieter das Gebäude nicht nur zeitgemäß, sondern auch barrierefrei ausstatten.
Zu einem nahtlosen Übergang in eine Trägerschaft der Stadt gehört auch, das Vorhaben auf weiteren Ebenen abzustimmen. So ist der Leiter der Hessischen Fachstelle für öffentliche Bibliotheken bereits jetzt schon in das Auswahl- und Gestaltungsverfahren der neuen Räumlichkeiten eingebunden. Die Stadt als künftiger alleiniger Träger der Einrichtung erhofft sich einen Zuschuss vom Land für die Einrichtung in Höhe von bis zu 120.000 Euro.
Kontinuität ist gewünscht
Der Magistrat empfiehlt, das bestehende Personal zu den gleichen Konditionen zu übernehmen, wobei die Leitung die pädagogische Arbeit weiterführen und intensivieren soll. „Ein großes Anliegen von mir ist es, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus der Domgemeinde ihre Arbeit auch unter der neuen Trägerschaft fortsetzen“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Kontinuität ist auch bei dem Medienangebot angesagt, daher ist vorgesehen, verschiedene Lizenzverträge von der Domgemeinde zu übernehmen. Neu erstellt werden sollen die Benutzer- und Gebührenordnung bis zum 1. Juli 2023.
Die bisherigen Kosten für den Betrieb der Dombibliothek belaufen sich auf rund 123.000 Euro pro Jahr. Die Kosten werden aufgrund des deutlich größeren Raumangebots steigen. Nach der vom Magistrat beschlossenen Vorlage liegen die künftigen Jahreskosten bei rund 200.600 Euro.
Im Jahr 2021 zählte die Dombibliothek 10793 Besucherinnen und Besucher, in den Jahren vor der Corona-Pandemie waren es um die 12.000 Besuchenden. Aktuell sind in der Einrichtung 25 ehrenamtliche Kräfte im Dienst, die entscheidend dazu beitragen, dass die Dombibliothek an 24,5 Stunden die Woche geöffnet ist.