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Datum: 16.01.2023

Die Limburger Schätze sichtbar machen

Limburg ist eine Stadt mit einer langen, abwechslungsreichen und vielfältigen Geschichte, mit beeindruckenden Bauwerken wie dem Dom und einer Altstadt, die reich an Fachwerkbauten ist und in ihrer Gesamtheit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Doch wenn sich Gäste der Stadt oder Bürgerinnen und Bürger gezielt an einem Ort über die Geschichte oder Fachwerk informieren wollen, dann sieht es noch schlecht aus. Das soll sich ändern, nicht gleich, sondern mit Blick in die Zukunft: Eine stadthistorische Ausstellung im Schloss und vieles zum Fachwerk im Römer 2-4-6.

Dr. Anna Vössing, Leiterin des Kulturamts der Stadt Limburg, und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker wagten unter dem Motto „Erlebt – erforscht – dargestellt: Die Limburger Stadtgeschichte und ihre museale Präsentation“ einen Blick in die Zukunft, die zumindest schon begonnen hat, denn Ideen liegen vor, an Konzepten wird gearbeitet. Die beiden hatten eine aufmerksame Zuhörerschaft aus Politik, Kultur und Denkmalpflege, die sich zum Neujahrsempfang der Stadt Limburg im kleinen Saal der Stadthalle eingefunden hatten.

Bürgermeister Dr. Marius Hahn hatte in seiner Begrüßung neugierig gemacht auf das, was sich in der Stadt tun könnte, um ihre Schätze sichtbar zu machen. Unter den Gästen begrüßte er auch im Namen des 1. Stadtrats Michael Stanke den Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch, die Landtagsabgeordneten Marion Schardt-Sauer, Katrin Schleenbecker, Christian Wendel, Andreas Hofmeister und Tobias Eckert, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Stadtverordnetenvorsteher Stefan Muth sowie weitere Mandatsträger aus den Limburger Gremien. Der Einladung waren auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Denkmalschutz und Kultur gefolgt. Musikalisch begleitet wurde der Neujahrsempfang durch ein Ensemble der Kreismusikschule Limburg, Tobit Kurth (Bassposaune), Floris Kurth (Violoncello) unter der Leitung ihrer Mutter Simone Kurth(Violine).

Vielfältige Geschichte, neue Erkenntnisse

Dr. Anna Vössing und Dr. Christoph Waldecker präsentieren während des Neujahrsempfangs durchaus schon sehr konkrete Vorstellungen von dem, was einmal im Schloss oder auch im Römer 2-4-6 zu sehen sein soll. Natürlich etwas über die Geschichte der Stadt und Besiedlung, die weit hinter die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 910 zurückreicht. Und die, so Waldecker, in den zurückliegenden Jahren doch viele neue Erkenntnisse hinzugewonnen hat: Keltische Spuren auf dem Domberg oder Zeugnisse römischer Heerlager aus der Zeit von Caesar.

Im Mittelalter gab es die erste Hochphase der Stadt mit Tuchhandel und wichtigen neuen Bauten (Dom und Brücke). Mit Tilemann Ehlen von Wolfhagen lebte ein Chronist in der Stadt, der viele eindrückliche Schilderungen von Pest und Alltag hinterlassen hat. Zu dieser Zeit lag die Stadt schon an einer wichtigen Handelsroute zwischen Antwerpen und Venedig. Der Abschnitt des Handelsweges zwischen Köln und Frankfurt soll vom Verlauf der Autobahn A3 ziemlich nahekommen. Ein wichtiger Handelsweg war auch der Fluss, der später ausgebaut wurde, durch die modernen Systeme der Bahn und des Autos jedoch schon im 19. Jahrhundert an Bedeutung verlor.

Alle Sinne ansprechen

All das und noch viel mehr, zum Beispiel bedeutende Persönlichkeiten, die Spuren in der Stadt hinterlassen haben oder ihre Entwicklung nachhaltig beeinflussten, gilt es in einem überschaubaren Raum des Schlosses zu präsentieren. Das Stadtarchiv gewährt dabei heute schon Einblicke in die Geschichte der Stadt, allerdings nicht in einer musealen Präsentation.

Die stadthistorische Ausstellung soll nach Angaben von Anna Vössing möglichst alle Sinne ansprechen. Neben digitaler Präsentation, der klassischen Präsentation von Gegenständen, Urkunden und mehr geht es auch um Tasten und Fühlen. „So einen Stoff, der im Mittelalter der Stadt Reichtum bescherte, müssen wir zum Anfassen und Fühlen anbieten“, sagt die Leiterin des städtischen Kulturamts. Wissensinseln gilt es daneben anzulegen und gleichzeitig Formen der Darstellung zu schaffen, die möglichst einen barrierefreien Zugang ermöglichen.

Konzeptionen werden entwickelt

Anfassen, fühlen, das wird auch ein zentrales Thema im Römer 2-4-6 sein. Das Gebäude aus dem Jahr 1289 und damit vermutlich Deutschlands ältestes freistehendes Fachwerkhaus, soll Fachwerkgeschichte präsentieren. „Der besondere Reiz ist es, dass wir dafür eine absolute authentische Umgebung haben“, so Anna Vössing. Nicht nur der Römer 2-4-6 selbst, sondern quasi die komplette Altstadt drumherum. Die Häuser stammen aus verschiedenen Epochen und zeigen auch entsprechende bauliche Merkmale. Bei der Präsentation der Fachwerkgeschichte geht es natürlich um Besonderheiten bei den Fachwerkbauten in Limburg, aber auch um allgemeine Entwicklungen in dieser Art des Bauens. Auch da ist es wichtig, sehr anschauliche Darstellungsformen zu finden.

Konzeptionen werden schon für beide Ausstellungen entwickelt, sie sollen im Sommer vorliegen. Die Umsetzung im Römer 2-4-6 dürfte zeitlich jedoch deutlich näher liegen. Hier ist mit einer Umsetzung in den nächsten zwei Jahren zu rechnen, sofern eine erwartete Landesförderung genehmigt wird. Die stadthistorische Ausstellung im Schloss wird länger auf sich warten lassen, da die Bereiche noch nicht saniert sind und bei den Arbeiten immer wieder auch historische Funde zu dokumentieren sind.

Optimistisch für die Zukunft

Zudem sind nach aktuellem Stand noch verschiedene Arbeiten vorgesehen, die aktuell laufen (Umbau der Scheune zu Zwecken des Stadtarchivs) oder bereits geplant sind (Bau eines Stegs von der Scheune in den Saalbau des Schlosses, Sanierung von historischen Mauern, Sanierung der Archivräume und Erschließung des Dachgeschosses mittels eines Aufzugs für das Archiv, Herrichtung des Schlosshofs). Unter den aktuell geltenden Prämissen (Ablauf der Arbeiten und Bereitstellung der finanziellen Mittel) erscheint eine Umsetzung ab dem Jahr 2030 realistisch.

Die Gäste des Neujahrsempfang nutzten nach dem kompakt dargebotenen Ausblick die Möglichkeit, im Foyer der Stadthalle in den Austausch zu treten. Bürgermeister Dr. Marius Hahn hatte ausdrücklich dazu ermuntert, davon Gebrauch zu machen. Zuvor hatte er auch die besonderen Herausforderungen des abgelaufenen Jahres mit Corona-Pandemie und dem Krieg gegen die Ukraine erwähnt und ausdrücklich auf die in Limburg gezeigte Solidarität hingewiesen, über 300 geflüchteten Menschen aus der Ukraine seien von Privatpersonen aufgenommen worden, zahlreiche weitere engagierten sich in Helferkreisen. Diese aktiv gelebte Solidarität ist für Hahn auch Anlass, optimistisch in die Zukunft zu schauen und die Entwicklung der Stadt Limburg aktiv zu gestalten.

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