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Datum: 15.03.2019

Die Limburger "Bücherzelle"

Sie wirkt wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, die rote Zelle mit dem Schriftzug „Telephone“ und der darüber befindlichen Krone. Auf dem Platz vor der Dombibliothek und dem Trombetta-Haus an der Ecke Frankfurter Straße/Grabenstraße ist das zu finden.
„Altertümlich“ und gleichzeitig geht von ihr etwas Verbindendes aus. Es ist Zeichen der Freundschaft zwischen zwei Städten in Deutschland (Limburg) und England (Lichfield) in schwierigen Zeiten. Mehr noch, denn die Telefonzelle ist ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, mit Telefontechnik kann sie nicht mehr aufwarten. Stattdessen lädt sie ein zu Ausflügen in die Phantasie, in die Geschichte, in die Traumwelt – mit Büchern.

Schon seit einigen Wochen steht die Telefonzelle mit ihrer signalroten Farbe an ihrem neuen Standort gegenüber dem Eingang zur Dombibliothek und auf dem kleinen Hof mit mächtigem Baum und Grün zwischen Grabenstraße und Trombetta-Haus. Nun ist sie offiziell von Bürgermeister Dr. Marius Hahn, Stadtverordnetenvorsteher Stefan Muth, Silvia Kremer als Leiterin der Dombibliothek sowie Dirk Opel als Vertreter der Eigentümerfamilie ihrer neuen Funktion übergeben worden: Ein Platz für Bücher, wobei das Prinzip des Tauschens umgesetzt werden soll. Wer sich ein Buch holt, sollte auch ein neues Buch in der Telefonzelle zurücklassen.

Die Telefonzelle als ein Ort für Bücher gegenüber der Dombibliothek, das macht Sinn. Die Idee dazu hatte Andreas Döblitz aus der Stadtverwaltung. Nach Angaben von Bürgermeister Dr. Marius Hahn fiel diese Idee bei der Familie Opel, in deren Besitz sich das Trombetta-Haus mit dem Grundstück befindet, auf dem die rote Telefonzelle nun steht, sofort auf fruchtbaren Boden. Und nachdem die Dombibliothek noch zustimmte, sich um die Pflege und Bestückung der „Bücherzelle“ zu kümmern, waren die Rahmenbedingungen für den neuen Standort gegeben.

Service für Bürger

„Eine Win-Win-Situation: Ein sichtbares Zeichen unserer Freundschaft mit unserer englischen Partnerstadt Lichfield und ein angenehmer Bücherservice für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt“, verdeutlichte Hahn bei der Eröffnung. Allerdings waren einige Vorarbeiten notwendig, damit die Zelle in alter Pracht und in der typisch englisch-roten Telefonzellenfarbe an ihrem neuen Standort aufgebaut werden konnte. Die Mitarbeiter des Bauhofs legten mächtig Hand an, um das gute Stück wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu bringen. Ersatzteile mussten von der Insel besorgt werden, für die richtige Farbe sorgte der Partnerschaftsverein, eine „Bücherzelle“ benötigt auch Regale und schließlich galt es den neuen Standort so zu ertüchtigen, dass die Zelle nicht nur auf einem sicheren Fundament steht, sondern auf mit Licht versorgt ist.

Bürgermeister Hahn ist davon überzeugt, dass die Telefonzelle an ihrem neuen Standort wieder mehr in den Blickpunkt rückt. Dirk Opel als Vertreter der Eigentümerfamilie berichtete davon, dass es seinem Vater viel Spaß gemacht habe, das Werden des neuen Standortes und das Aufstellen der Zelle zu beobachten. Nach seiner Einschätzung ergänzt die Zelle den Charakter des Platzes und stellt eine sinnvolle Ergänzung dar. Ortsvorsteherin Sigi Wolf wies darauf hin, dass der Ortsbeirat bereits im Oktober 2014 einen Antrag auf das Aufstellen eines Bücherschranks in der Innenstadt gestellt habe. Mit der nun gefundenen Lösung einer „Bücherzelle“ zeigt sie sich überaus zufrieden. Die neue Zelle und ihren Standort würdigte in besonderer Weise der junge Levin Laschet mit seinem englisch vorgetragenen Sketch über die Telefonzelle.

Zeichen der Freundschaft

Die Telefonzelle war im Dezember 1990 in Limburg angekommen als Freundschaftsgabe aus der englischen Stadt Lichfield, mit der sich zu dieser Zeit eine Städtepartnerschaft anbahnte (die offizielle Partnerschaft besteht seit 1992). Über viele Jahre stand die Zelle vor dem Landgericht an der Ecke Schiede/Ste.-Foy-Straße. Sie diente dabei auch als Telefonzelle. Allerdings ist das Zeitalter der Telefonzelle vorbei, Handys und Smartphones bzw. mobile Kommunikationsgeräte haben dazu geführt, dass die Telekom ihre Fernsprecheinrichtungen abgebaut hat. Und aus der roten Telefonzelle entwickelte sich eine Mülltonne, die auch noch unter Vandalismus zu leiden hatte. Die Suche nach einem neuen Standort und einer neuen Verwendung war nicht einfach – bis die Idee mit der „Bücherzelle“ kam.

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