Die Entscheidung: Stadtverwaltung zieht um
Das deutliche Ergebnis hatte sich bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet, als im Haupt- und Finanzausschuss darüber abgestimmt wurde. Der Ausschuss hatte wiederum mit einer Anhörung am Donnerstag, 16. August, die heiße Phase der Entscheidungsfindung eingeleitet. In der Sitzung machten auch Bürger von ihrem Rede- und Fragerecht Gebrauch.
Nur mit Partnern möglich
Am Montagabend wurden im Großen Sitzungssaal des Rathauses noch einmal die Argumente für das Für und Wider ausgetauscht. Im März dieses Jahres waren Bürgermeister Dr. Marius Hahn und der Erste Stadtrat Michael Stanke mit der Idee an die Öffentlichkeit getreten, Teile des Mundipharma-Areals zu erwerben. 10,9 Millionen Euro waren als Kaufpreis für die beiden Verwaltungsgebäude und das Conference Center aufgerufen. Ein Preis deutlich unter dem taxierten Sachwert in Höhe rund 23 Millionen Euro.Mundipharma hatte ein Jahr zuvor angekündigt, den Standort Limburg aufgeben zu wollen. Bemühungen, das Unternehmen zum Umdenken zu bewegen, schlugen fehl; allerdings war es für das Pharmaunternehmen ganz offensichtlich auch nicht leicht, Interessenten für den Komplex zu gewinnen. Für die Übernahme der Produktion gab es zwar Bewerber, aber für die Verwaltungsgebäude und das CC zeichnete sich keine Lösung ab.
Als dann endgültig feststand, dass Mundipharma komplett abzieht, kam es zur ersten Kontaktaufnahme zwischen Stadt und Unternehmen. „Es war von vornherein klar, dass wir das als Stadt nicht alleine stemmen können“, so der Bürgermeister. Mit dem Bistum wurde schnell ein möglicher Partner für die Übernahme der Verwaltungsgebäude gefunden, auf der anderen Seite zeigte das neue Unternehmen Fidelio Healthcare Interesse an der Übernahme der Produktion.
Verschiedene Varianten
Was folgten waren Gutachten zu Grundstücks- und Gebäudewerten, zu Bauzustand, technischen Ausstattungen und Folgekosten. „Wichtig war von Anfang an, dass es für die Limburger Bürger durch eine Verlagerung keine Nachteile geben soll. Deshalb ist der Rathaus-Standort Innenstadt auch immer gesetzt gewesen“, erklärt Hahn. Das alte Rathaus wird ein modernes Bürgerbüro erhalten, das einen Großteil an Dienstleistungen der Verwaltung anbietet. Am Standort Innenstadt bleiben zudem das Ordnungsamt, Standesamt, das Amt für soziale Angelegenheit und die Kunstsammlungen im Historischen Rathaus mit Kulturamt sowie das Stadtarchiv im Schloss.Nach Angaben des 1. Stadtrats Michael Stanke waren bereits bevor der Diskussion um einen Umzug auf die Dietkircher Höhe mehrere Alternativen erörtert worden, um für die Verwaltung mehr und zeitgemäße Arbeitsfläche zu bieten. Dabei ging es um die Sanierung des sogenannten Neuen Rathauses mit einer Aufstockung, einen Abriss mit Neubau am alten Standort und um einen Neubau an einem neuen Standort. „Der Umzug auf die Dietkircher Höhe bietet die beste Alternative: Platz für neue Aufgaben und damit verbundenes neues Personal, moderne Technik, kein Baukosten- und kein Bauzeitenrisiko“, so Stanke.
Gemeinsame Nutzung + Mieter
„Die Stadtverordneten haben sich für die wirtschaftlichste Lösung entschieden“, sagt der Bürgermeister. 7,22 Millionen Euro muss die Stadt für das VG II und das CC zahlen. Das VG II mit 3600 qm Nutzfläche werde die Verwaltung komplett belegen. Die Lebenszeitkosten auf 40 Jahre sind für das VG II höher als zum Beispiel für ein saniertes Rathaus, das aber nicht genug Platz biete und eine Anmietung von Flächen notwendig mache. Für das CC gilt es nach Einschätzung von Hahn noch Nutzungsmöglichkeiten zu finden. Das Foyer teilen sich Stadt, Bistum und die Mieter im CC. Zu denen gehört Fidelio Healthcare mit einem Obergeschoss; für ein weiteres Obergeschoss gibt es zwei konkrete Anfragen. Die Ebene der Tagungsräume will das Bistum mit nutzen, auch die Stadthalle kann sich dort einen Einstieg vorstellen.Für und Wider
Als eine große Chance für die Bürger, die Verwaltung und die Innenstadt bezeichneten die Befürworter am Montagabend den Kauf und den damit verbundenen Umzug. Günstig in Relation zur Nutzfläche, überschaubares Risiko, ein Gelände mit Entwicklungsmöglichkeiten, Sicherung des Produktionsstandortes, Chance für die Innenstadt durch eine neue Nutzung des aufgegebenen Standortes, mehr Service für die Bürger durch ein Bürgerbüro, das sind für die Befürworter einige wichtige Aspekte. Zweifel an der Finanzierbarkeit gibt es mit dem Blick auf die Haushaltslage der Stadt dabei nicht.Die Kritiker eines Kaufs und Umzugs hingegen wiesen auf die nach ihrer Einschätzung viel zu hohen Kosten hin, denn das CC sei in die Kalkulation nicht mit eingeflossen. Die mit dem Ankauf verbundene Fläche werde nicht benötigt, es gebe ein Leerstandsrisiko am Standort auf der Dietkircher Höhe. Für die künftige Nutzung des alten Standortes gebe es keine belastbaren Pläne, der Wegzug aus der Innenstadt setzte die falschen städteplanerischen Akzente, so die Bedenken der Umzugsgegner.
Entschieden wurde in einer namentlichen Abstimmung, wobei SPD und FDP geschlossen für den Kauf und Umzug stimmten, CDU und Grüne jeweils mehrheitlich dafür stimmten. Die Fraktion Die Linke stimmte geschlossen gegen den Kauf und Umzug.