Corona ebbt ab, Probleme bleiben
Die Limburger Stadtpolitik hat vielfältig Corona-Hilfen gewährt. In Form des Gutscheins LimburgPlus für Handel, Gewerbe und Dienstleistungen, durch den Verzicht auf Standgelder und Gebühren für Marktstände und Außengastronomie und schließlich gab es 10.000 Euro für Einrichtungen und Institutionen, die Menschen pflegen und versorgen. Der Vertreterinnen und Vertreter kamen nun im Stadthaus mit Bürgermeister Dr. Marius Hahn zusammen. In dem Austausch wurde klar: Auch wenn die Corona-Pandemie abgeebbt ist, viele Probleme sind geblieben, neu hinzugekommen.
Das Geld aus den Zuwendungen der Stadt ist verteilt und schon investiert, in Weihnachtsfeiern, in neue Kaffeemaschinen oder auch in ein gemeinsames Frühstück der Mitarbeitenden. Insgesamt elf Einrichtungen und Institutionen sind bedacht worden (Caritasverband für den Bezirk Limburg, Alten- und Pflegeheim Theodor-Fliedner-Haus und Wichernstift, Seniorenzentrum Wohnstadt Limburg, Hildegard-von-Bingen-Pflegeheim St. Georg, Haus Felicitas der Pallottinerinnen, Missionshaus der Pallottiner, Alten- und Pflegeheim Dorea Lindenholzhausen, Dorea-Haus in Blumenrod, Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, Malteser Limburg und DRK Limburg). Bürgermeister Dr. Marius Hahn hatte Vertreterinnen und Vertreter von ihnen eingeladen, um „persönlich im Namen der Limburger Stadtpolitik für die vollbrachten Höchstleistungen in der Pandemie zu danken“. Das Geld der Stadt war nach der Anzahl der gemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt worden.
„Ich bin mir im Klaren darüber, dass wir für die Einzelnen keine spürbare Zulage gewährt haben, uns geht es darum, Danke zu sagen für das, was in der Pflege von Senioreninnen und Senioren, von Kranken oder auch im Rettungsdienst geleistet wird“, machte der Bürgermeister deutlich. Die Belastungen durch die Pandemie seien ja nicht nur körperlich zu spüren gewesen, sondern stellten auch psychisch einen Kraftakt dar, wenn zum Beispiel sterbende Menschen begleitet wurden, die sich von ihren Angehörigen, und umgekehrt, nicht mehr verabschieden konnten.
Angespannte Lage
Dass die Probleme längst nicht aus der Welt sind, wurde im anschließenden Austausch schnell deutlich. Guido Wernert, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, sprach von einer anhaltend ernsten Situation in den Kliniken. „Die von der Coronainfektionen ausgehenden Probleme sind zwar geringer geworden, doch die Lage ist nach wie vor angespannt. Noch immer ist das Arbeiten im Krankenhaus von aufwändigen Schutzmaßnahmen und Quarantäneregelungen geprägt, die den Alltag erschweren“, erläuterte Wernert.
„Zeitgleich gab es in den vergangenen Wochen ein ungewöhnlich hohes Aufkommen an Patienten mit Infektions- und Atemwegserkrankungen. Verschärft wurde diese Situation durch fehlgeleitete Patientenströme und undurchdachtes bundespolitisches Handeln, was dazu führt, dass sehr viele Patienten unsere Notaufnahmen aufsuchen, die eigentlich ein Fall für den Hausarzt wären. Diese Bagatellverletzungen binden Zeit und personelle Ressourcen, die wir für solche Fälle eigentlich nicht haben“, machte er deutlich. „Von der Politik wird dies nicht wahrgenommen. Pragmatische Hilfen, die uns im klinischen Alltag und finanziell entlasten, gibt es nicht.“
Hohe Belastungen
Auch im Rettungsdienst sind die Belastungen enorm hoch. Nach Angaben von Petra Kaiser-Schenk, Geschäftsführerin der DRK-Kreisverbands, ist im vergangenen Jahr der Rettungsdienst des DRK 3600 Mal ausgerückt, ohne dass Patienten aufgenommen wurden. Im Jahr 2018 waren es nur 1800 dieser Fälle. „Das ist eine enorme Belastung für unsere Mitarbeitenden und auch für die Finanzierung unseres Rettungsdienstes“, machte sie deutlich. Nur Fahrten mit Patienten lassen sich abrechnen.
„Wir haben viele Probleme, die mit Corona nichts mehr zu tun haben“, verdeutlichte Carsten Fruhner, stellvertretender Leiter des DRK-Rettungsdienstes. Vielmehr liege das unter anderem daran, dass sich der Ärztliche Bereitschaftsdienst immer mehr zurückziehe und für Patienten nicht mehr zur Verfügung stehe. „Das führt dazu, dass sich Patientinnen und Patienten mit leichten Erkrankungen an uns wenden und wir dann mit Rettungsfahrzeugen ausrücken“, schilderte Fruhner im Austausch. Das führe zu nahezu pausenlosen Einsätzen der Kolleginnen und Kollegen und zudem bestehe die Gefahr, dass Fahrzeug und Team dann in einem Notfall nicht zur Verfügung stehen.
Vielzahl von Problemen
Ähnlich äußerte sich auch Mike Kohls vom Rettungsdienst des Malteser Hilfsdienstes. „Meine Kollegen fragen sich oft, warum sind wir jetzt hier. Und wenn die Menschen, die uns alarmiert haben, ins Krankenhaus wollen, dann müssen wir sie fahren“, schilderte er die Situation. Das bindet Personal und Fahrzeug des Rettungsdienstes und sorgt zudem für überlaufene Notaufnahmen in den Krankenhäusern.
„Was wir zurzeit erleben, ist eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Problemen, die zeitlich sehr eng aufeinander oder sogar gleichzeitig stattfinden“, so Max Prümm vom Caritasverband für den Bezirk Limburg, der verschiedene Seniorenpflegereinrichtungen betreibt. Die Corona-Pandemie war noch nicht zu Ende, da kamen gehäuft Grippe- und Atemwegserkrankungen. Mitbewerber verschwinden vom Markt und die Personen, die bisher in dessen Einrichtungen waren, müssen dann übernommen und versorgt werden. Und von Seiten der Verwaltung und der Bürokratie gebe es auch immer wieder neue und zusätzliche Anforderungen, die von den Einrichtungen und deren Mitarbeitenden geleistet werden müssen. „Wir müssen jeden Tag unsere Dienste abdecken. Wir können in der Pflege nichts liegen lassen und einfach etwas auf den nächsten oder übernächsten Tag verschieben“, sagte er.
Dank für die Wertschätzung
„Es läuft aber auch vieles gut und es ist nicht alles schlecht“, verdeutlichte der Geschäftsführer des Caritas-Bezirksverbands. Insgesamt, so sein Eindruck mit Blick über die nationalen Grenzen hinaus, seien die Auswirkungen der Pandemie in Limburg, Hessen und Deutschland im internationalen Vergleich doch weniger dramatisch gewesen. Der Limburger Stadtpolitik dankte er für das tolle Signal und dem Bürgermeister für die persönliche Wertschätzung gegenüber dem Einsatz während der Corona-Pandemie.