Alles nur Schwindel in sternloser Nacht?
Nach den einführenden Worten und der Begrüßung durch Stadtrat Andreas Koch verzichtet Rott darauf, sein Werk erklären und erläutern zu lassen. Die Aufgabe übernimmt er selbst. Ein bunter Auftritt, im wahrsten Sinne des Wortes. Gekleidet in seine Malerkluft mit vielerlei farblichen Zeugnissen seiner Schaffensprozesse und ausgestattet mit einem leeren Farbeimer, den er sich wie eine Trommel umgehängt hat.
Bis an die Kante vollgemalt
Und als Schlagstöcke dienen ihm zwei Pinsel, um mit ständigen Schlägen seine Worte akustisch zu untermalen, um den Aussagen über seine Art des Malens einen Takt zu geben: „Bumm, Bumm. Ziel meines Malens ist das Bild. Ich wende Vorstellungen in meinem Kopf. Bumm, Bumm. Die Vorstellungen zum Beispiel von einem Bild ist folgende. Bumm, Bumm. Es hat vier Ecken, es ist bis an die Kante vollgemalt, es hängt an der Wand. Bumm, Bumm.“Natürlich sind Rotts Bilder mehr als bis zur Kante vollgemalte Flächen. Es sind Figuren, die sich begegnen, die sich unter Titeln wie „Schutzmantelmadonna“ oder „Alswirallenochheirateten“ zusammenfinden. Nichts ist, wie es auf den ersten Eindruck scheint. Eben Schwindel, wie Rott erklärt: „Bumm, bumm. Zum Schwindel gehören auch meine Figuren. Bumm, bumm. Als eine Kreuzung von Erfindung, Beobachtung und Erinnerung. Bumm, bumm. Gerieben an der Vorstellung von Kindheit. Bumm, bumm.“
Überraschendes erfreut
Es sind Vorstellungen von Kindheit, die an das Kunstverständnis der Renaissance erinnern, wie Koch in seiner Begrüßung im Namen der Stadt und des Fördervereins für Bildende Kunst, erläutert. Kinder, sofern es solche sind, dargestellt in einem bedrohlich wirkenden Umfeld. Der Anschein eines Idylls vermischt mit Bedrohlichkeit, mit Spannung und Ernst.In persönlichen Gesprächen verdeutlicht Rott nach dem offiziellen Teil der Eröffnung seinen Schaffensprozess. Der Auftakt oft spontan und getrieben, dann entstehen Pausen. Das Bild verändert sich. Personen und Gegenstände verschwinden wieder, Neues kommt hinzu. „Was mich überrascht ist das was mich erfreut“, gibt der Künstler zu Protokoll.
Alleinerziehende Kinder
40 Werke sind es, die Rott in den Kunstsammlungen bis zum 2. Juni präsentiert. Im Vordergrund stehen dabei seine „schwarzen“ Gemälde – so genannt, weil die Szenen auf teerschwarzem Hintergrund arrangiert sind, also im übertragenden Sinn in einer sternlosen Nacht. Mit seinen in den schwarzen Gemälden dominierenden Nichtkinderkindern hat er einen Figurenkosmos erschaffen, der in Szenen seine Erfahrungen und Erinnerungen sowie seine Ideen über die Malerei spiegelt. Seine Kinder sind alleinerziehende Kinder und agieren kraftvoll in einem oft bedrohlich wirkenden Umfeld. In diesem Kosmos findet Rott Bilder, die nicht nur für seine Erfahrungen stehen, sondern auch bei den Betrachtenden das Erinnern auslösen.„Eine außergewöhnliche bildgewaltige Ausstellung, in der die Grenzen zwischen Schein und Wirklichkeit, Innen und Außen verschwimmen. Die Betrachter finden sich in die Situation der Auseinandersetzung zwischen Bildinhalten und eigener Erfahrungswelt wieder“, beschreibt Irene Rörig, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Limburg, die Ausstellung.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung in den Kunstsammlungen der Stadt, Fischmarkt 21, ist montags und dienstags von 8:30 bis 12 Uhr, mittwochs von 8:30 bis 14 Uhr, donnerstags von 8:30 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr, freitags/samstags/sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr; Karfreitag geschlossen.