ADFC-Fahrradklima-Test: Verbesserung für Limburg bleibt aus
4,26 ist die Gesamtbewertung, das entspricht einer Schulnote von 4,3. Und wäre es tatsächlich eine Schulnote, dann wäre das eine 4-, also gerade noch ausreichend. Es ist die Note, die der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) in seinem Fahrradklima-Test für Limburg vergeben hat. 140 Radfahrerinnen und Radfahrer haben mit ihren Beurteilungen zu der Bewertung beigetragen.
Das Ergebnis ist, schlicht gesagt, eine Enttäuschung. Vor dem Start des Bewertungszeitraums im Herbst vergangenen Jahres hatten Bürgermeister Dr. Marius Hahn und der 1. Stadtrat Michael Stanke das Ziel ausgegeben: „Das muss besser werden!“ Grundlage war das Abschneiden beim Test im Jahr 2020, als Limburg ebenfalls eine 4,3 als Gesamtnote verbuchte und damit auf Platz 340 von 425 teilnehmenden Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern landete. Diesmal ist es mit der gleichen Note Platz 361 von 447 bewerteten Städten. Insgesamt weisen die bewerteten Städte eine Durchschnittsnote von 4,0 auf.
Gute Gründe für eine bessere Bewertung lagen nach Einschätzung von Hahn und Stanke durchaus vor: Die erste Fahrradstraße im Schleusenweg gibt es, auf verschiedenen Abschnitten wurde die Breite für die Schutzwege und Radfahrstreifen verbessert, auch bei den Abstellmöglichkeiten hat sich einiges getan sowohl in der ganzen Innenstadt als auch mit dem ersten Fahrradparkhaus.
Umsetung braucht Zeit
201 Teilnehmende hatten sich im Jahr 2020 an der Bewertung beteiligt, diesmal waren es mit 140 deutlich weniger. Nach Einschätzung von Eva Struhalla, Leiterin des Stadtentwicklungsamts, sind viele Verbesserungen in Planung und Vorbereitung, „doch die Umsetzung braucht Zeit, denn wir sind auf Genehmigungen angewiesen und in Planungsprozesse sind immer wieder externe Büros und Behörden mit einzubeziehen. Wir sind da auf einem guten Weg.“ Und bereits deutlich erfahrbare Verbesserungen wie zum Beispiel durch die Neugestaltung der Alten Lahnbrücke mit einer deutlich gerechteren Aufteilung der Verkehrsfläche und damit verbunden mit einem Plus für Rad- und Fußverkehr habe in die Bewertung noch nicht einfließen können.
Ein durchaus vorhandenes Manko in der Stadt ist sicherlich auch, dass die bisher schon vorgenommen und umgesetzten Verbesserungen zu wenig wahrgenommen werden. Möglicherweise liegt dies auch daran, dass sie sehr punktuell wirksam sind und nicht in der ganzen Stadt erfahrbar sind.
Positiv und negativ bewertet
Es gibt Bereiche des Limburger Radverkehrs, die werden recht gut bewertet. Dazu gehören die für Radfahrende geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung, dafür gibt es die Note 2,9. Mit 3,1 wird die Wegweisung für Radelnde bewertet und die Erreichbarkeit des Stadtzentrums steht mit 3,3 ebenfalls noch recht positiv dar, ebenso die Zügigkeit des Radfahrens und die Medienberichte zum Radeln. Mit den Abstellanlagen, der Fahrradförderungen in letzter Zeit sowie den „Konflikten mit Fußgängern“ enden die Benotungen mit einer 3 vor dem Komma.
Als erhebliche Schwächen im Limburger Radverkehr werden aufgeführt: Die Verfügbarkeit von öffentlichen Fahrrädern oder einem Fahrradverleih mit einer Note von 5,3, die Breite der Radwege bekommt eine 5,2 und die Führung an Baustellen wird mit 5,1 bewertet, eine glatte 5 gibt es für die Falschparkerkontrolle auf Radwegen. Nur unwesentlich besser fallen die Bewertungen für die Ampelschaltung auf Radwegen und das Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen mit 4,9 aus sowie der Winterdienst und das Fahren im Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen mit 4,8. Das Sicherheitsgefühl erhält von den Radfahrerinnen und Radfahrern eine 4,6.
Besser oder schlechter
Im Vergleich mit der Bewertung der Radfahrbedingungen in anderen Städten der gleichen Größenkategorie wird Limburg bei der Fahrradförderung in letzter Zeit, den geöffneten Einbahnstraßen sowie den Medienberichten besser beurteilt, ebenso bei der Mitnahme im öffentlichen Verkehr, der Werbung für das Radfahren, den Abstellanlagen und den Wegweisungen. In den übrigen 20 Kategorien fällt die Beurteilung schlechter aus. Vor allem beim Radfahren durch Alt und Jung, beim Winterdienst sowie der Frage nach Spaß oder Stress. Und auch wenn die Erreichbarkeit des Stadtzentrums von Limburg in der Benotung mit 3,3 noch ganz passabel ist, im Vergleich mit den anderen Städten ist sie schlechter.
In den einzelnen Bewertungen weist Limburg gegenüber dem Jahr 2020 bei der Werbung für das Radfahren (4,0 gegenüber 4,4), der Wegweisung (von 3,3 auf 3,1), den Abstellanlagen (3,8 statt 4,3) und den geöffneten Einbahnstraßen (2,9 statt 3,3) spürbare Verbesserungen auf. Dem gegenüber stehen Verschlechterung beim Radfahrer durch Alt und Jung (3,9 auf 4,2), Hindernissen auf Radwegen (von 4,1 auf 4,3), Fahrraddiebstahl (von 3,7 auf 4,0) sowie bei der Oberfläche der Radwege (von 3,9 auf 4,5) und der Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr (von 3,8 auf 4,2).
Test seit 2012
Der Fahrradklima-Test des ADFC wird seit dem Jahr 2012 alle zwei Jahre durchgeführt. Limburg wurde 2014 zum ersten Mal bewertet und bekam dabei die Note 4,0. In 2016 gab es eine 4,5, in den darauffolgenden Tests (2018, 2020) jeweils eine 4,3. Der Test wird gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.