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Datum: 04.05.2021

Über die Pest in Limburg und anderswo

Die Menschheit wird in ihrer Geschichte immer wieder von Seuchen begleitet und bedroht.  Gegenwärtig erleben wir mit der Corona-Pandemie eine solche Situation, die die ganze Welt betrifft. Dass eine Seuche noch wesentlich schlimmere Auswirkungen haben kann, präsentiert Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker in seiner jüngsten Publikation, dem fünften Heft der Reihe „Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn“ über die Pest im Mittelalter.

„Das ,Große Sterben‘. Die Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts, in Limburg und anderswo“ hat Waldecker seinen Beitrag betitelt. Das „Große Sterben“, diesen Begriff hat der Chronist Tilemann Elhen von Wolfhagen in der „Limburger Chronik“ aus dem 14. Jahrhundert für die Pest verwendet.

Um 1350 dezimierte die Krankheit die europäische Bevölkerung, und auch Limburg war davon stark betroffen. Die damalige Medizin war machtlos, die Auswirkungen waren immens. Städte verloren zahlreiche Bewohner, so dass die Stadtentwicklung mitunter jahrhundertelang stagnierte, es fehlten Arbeitskräfte, was zu einer sozialen Mobilität führte und einen Aufstieg ermöglichte. Religiöser Eifer machte sich breit.

Großen Eindruck machten insbesondere die Geißler oder Flagellanten, die von Stadt zu Stadt zogen und sich bis aufs Blut peitschten. Gesellschaftliche Konventionen lösten sich auf, für viele standen Vergnügungen an erster Stelle. Und dann gab es einen sehr düsteren Aspekt: die Verschwörungstheorien. Den Juden wurde unterstellt, die Seuche durch Brunnenvergiftung ausgelöst zu haben, um die Christenheit auszulöschen. Durch ständiges Behaupten und Wiederholen glaubten viele, das verleumderische Gerücht sei dies Wahrheit. Dies zog schwere Pogrome und tausendfachen Mord nach sich. Vermutlich geschah dies auch in Limburg.

Als die Seuche endlich wich, „hob die Welt wieder an zu leben und fröhlich zu sein“, wie Tilemann es ausdrückt. Doch die nächsten Pandemien ließen nicht lange auf sich warten …

Christoph Waldecker: Das „Große Sterben“. Die Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts, in Limburg und anderswo umfasst 42 Seiten. Der fünfte Band der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn ist gratis erhält im Stadtarchiv und im Rathaus in der Werner-Senger-Straße.

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