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Datum: 10.06.2021

Was den Limburger Dom mit der Paulskirche in Frankfurt verbindet

2023 wird sich viel um die Frankfurter Paulskirche drehen. Dort trat vor dann 175 Jahren, nach der Revolution von 1848, die Nationalversammlung zusammen – das erste demokratisch gewählte Parlament auf deutschem Boden. Das soll gefeiert werden, nicht nur in Frankfurt. Denn Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann will die Spuren der Demokratiebewegung nachzeichnen, die damals die gesamte Region ergriff, und den Weg zum Paulskirchen-Parlament ebnete. Das sicherte er seinem Limburger Amtskollegen Dr. Marius Hahn bei seinem Besuch in der Domstadt an der Lahn zu.

„Eine Route der Demokratie, das schwebt mir vor. Und in diese Route möchte ich viele Städte und Orte aus dem näheren und weiteren Umland von Frankfurt einbinden“, begründete der Frankfurter Oberbürgermeister seinen Besuch. Demokratische Bewegung, parlamentarische Strukturen, für diese neue Politik bot sich Frankfurt als Handelsmetropole mit den 1848 bereits fest verankerten internationalen Beziehungen und einer Bevölkerung bestehend aus verschiedenen Nationalitäten geradezu an.

„Auch heute stehen wir für kulturelle Vielfalt und eine bunt zusammengesetzte Gesellschaft aus über 180 Nationen“, so Feldmann. Die Entwicklung von Frankfurt zu einer Metropole sei wesentlich darauf gegründet, die im Handel notwendigen Verflechtungen und Verbindungen auch ins gesellschaftliche Leben einzubinden.

Verbindung über Jahrhunderte

Was die Handelsstadt Frankfurt im Großen sei, treffe auf Limburg im Kleinen zu. Auch die Stadt an der Lahn habe seit dem Mittelalter von ihren Handelsbeziehungen und der Lage an der Handelsroute Köln - Frankfurt beziehungsweise Antwerpen - Venedig profitiert, so Bürgermeister Hahn. Die Limburger Wollenweber setzten im Mittelalter beim Absatz ihres Tuches auch auf einen Standort in Frankfurt. Von dort soll das Limburger Tuch mit Hilfe der Frankfurter Händler bis nach Venedig und darüber hinaus verbreitet worden sein.

Und ein Blick in die Limburger Stadtgeschichte verdeutlicht nach Einschätzung von Hahn auch, dass es in der Stadt an der Lahn schon über Jahrhunderte gelang, aus der Fremde kommend heimisch zu werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es mit Paul-Felix Calmano einen Bürgermeister, dessen familiäre Wurzeln nach Italien reichten. Viele Jahre später wurden unter anderem die Familien Trombetta (Italien) und Cahensly (Graubünden in der Schweiz) in Limburg heimisch und prägten das Leben in der Stadt ganz entschieden mit.

Der Dom als Wahllokal

Zum Besuch des Frankfurter Oberbürgermeisters gehörte auch ein Abstecher in die Altstadt und in den Limburger Dom. Der Dom als Bischofs- und Bistumskirche hat auch Bedeutung für Frankfurt, schließlich gehören die Katholiken der Stadt zum Bistum Limburg. Und: Vom Dom gibt es im Zusammenhang mit der Revolution von  1848 eine direkte Verbindung zur evangelischen Paulskirche in Frankfurt.

Denn der Limburger Dom diente 1848 im Wahlkreis 3 (im Herzogtum Nassau gab es insgesamt sechs Wahlkreise) zwei Mal als Wahllokal für die Wahl zur Nationalversammlung. Das hatte einen einfachen Grund. Der Dom war der einzige Ort, der 542 Wahlberechtigte fassen konnte. Die Wahl 1848 war eine indirekte, bei der Wahlmänner in den einzelnen Gemeinden durch eine Urwahl gewählt wurden. Im Dom fand zunächst die Urwahl für die Stadt Limburg wie die anschließende Wahl des Kandidaten für die Nationalversammlung durch die Wahlmänner statt. Im Dom wurde der Konrektor des Weilburger Gymnasiums, Friedrich Schulz, als Abgeordneter zur Nationalversammlung gewählt.

Für die Demokratie werben

Bürgermeister Hahn zeigt sich offen für den Vorschlag einer Demokratieroute. Sie könne darauf hinweisen, wie schwierig und langwierig der Weg zu einer Demokratie war (das parlamentarische Modell von 1848 scheiterte) und mit welchem Einsatz sich Menschen dafür einsetzten und heute noch einsetzen, damit Demokratie weiterhin möglich ist oder erst möglich wird. Mit dem Frankfurter Oberbürgermeister stimmt er darin überein, dass es zur Demokratie keine Alternative gibt und sie nur gelingen kann, wenn allen Bürgerinnen und Bürgern eine Teilhabe daran ermöglicht wird.

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