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Datum: 20.08.2018

Stadtpolitik entscheidet über Umzug der Verwaltung

Der Countdown für die Entscheidung der Limburger Stadtverordnetenversammlung zu einem möglichen Umzug der Verwaltung läuft. Am kommenden Montag, 27. August, entscheidet die Stadtverordnetenversammlung darüber, ob die Stadt Teile des Verwaltungsareals von Mundipharma erwirbt. Der Haupt- und Finanzausschuss hat in seiner Sitzung am Mittwoch, 22. August, mit 11:2-Stimmen einen Ankauf und damit verbundenen Umzug von Teilen der Verwaltung befürwortet.
Zur Vorbereitung der weiteren Sitzungen und der Entscheidung hatte der Haupt- und Finanzausschuss den möglichen Erwerb des Areals und Umzug der Verwaltung zum Thema einer Sondersitzung gemacht, an der auch zahlreiche Bürger und Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung teilnahmen. Bürgermeister Dr. Marius Hahn und der Erste Stadtrat Michael Stanke verdeutlichten dabei die Position des Magistrats, wonach der Kauf des Verwaltungsgebäudes II und des Conference Centers auf dem Mundipharma-Areal eine zukunftsweisende und wirtschaftlich sinnvolle Lösung darstellen – und zudem zügig umsetzbar ist.

Zu dem Areal, dass die Stadt erwerben will, gehören noch Parkplätze sowie ein 22 000 qm großes Grundstück. 7,22 Millionen Euro soll die Stadt für ihren Anteil zahlen. „Wir haben die Chance, zahlreiche Probleme zu lösen. Gleichzeitig bietet uns das Areal auf der Dietkircher Höhe verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten“, verdeutlichte Hahn. Er erwähnte dabei die Situation auf dem Betriebshof der Stadt, der erheblichen Sanierungsbedarf aufweist. Es wäre durchaus möglich, den Betriebshof auch auf die Dietkircher Höhe zu holen.

Verschiedene Varianten

Der Erste Stadtrat Michael Stanke wies darauf hin, dass es seit dem Jahr 2013 konkrete Überlegungen hinsichtlich einer Sanierung des Neuen Rathauses in der Stadt gibt. Dabei seien verschiedene Varianten geprüft worden: Eine Sanierung des Gebäudes, ein Abriss und Neubau an gleicher Stelle und ein Neubau an einem noch nicht näher benannten neuen Standort. Bei der Sanierungslösung habe sich gezeigt, dass dies nicht im laufenden Betrieb möglich ist. Mit der Aufgabe des Standortes durch Mundipharma und der Suche nach Nachfolgemöglichkeiten sei dann noch eine ganz neue Möglichkeit für einen neuen Verwaltungssitz hinzugekommen.

Dass es sich bei der Übernahme des Mundipharma-Areals um eine Gemeinschaftsaufgabe handelt, unterstrichen im Ausschuss der Leiter der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariats, Wolfgang Rath, sowie Heiner Hoppmann als Sprecher von Fidelio Healthcare. Das Bistum erwirbt das Verwaltungsgebäude I für 3,68 Millionen Euro und wird auch das Conference Center mit nutzen. Fidelio Healthcare übernimmt die Produktion von Mundipharma und damit 85 Beschäftigte. Nach Angaben von Hoppmann ist das Unternehmen gerade dabei, eine neue Produktionslinie aufzubauen und investiert bereits in den Standort. Angestrebt ist eine deutliche Anhebung der Belegschaft.

Bürgerbüro kommt

Aus der Bürgerschaft wurde vor allem gefordert, dass das Rathaus in der Stadt bleiben müsse und ein Umzug der Innenstadt schade. „Das Rathaus bleibt in der Stadt“, versprach Bürgermeister Hahn. Der Service für die Bürger wird sich sogar verbessern, denn in einem neuen Bürgerbüro lassen sich künftig viele Behördenanliegen zentral erledigen. Zudem bleiben auch das Ordnungsamt, das Standesamt und das Amt für Soziale Angelegenheiten in der Innenstadt. Eine erste Stufe zur Umsetzung des Bürgerbüros startet am 1. September mit verlängerten Öffnungszeiten.

Eine Schwächung der Innenstadt wird es nicht geben, wenn es für das Neue Rathaus eine sinnvolle Nachfolgenutzung geben wird, so Hahn. Dabei gibt es nach einem Verkauf verschiedene Alternativen, wobei ein Hotel für die Stadt ganz oben auf der Wunschliste steht.

Kritik und Zweifel

Aus der Bürgerschaft wurden auch Zweifel angemeldet, ob sich die Energieversorgung trennen lasse, die versprochene Reinvestition des Gesamtkaufpreises in Höhe von 10,9 Millionen Euro (Mundipharma will das Geld Fidelio Healthcare zur Verfügung stellen) stattfinde, eine neue Buslinie nicht viel zu teuer ist und ob das Neue Rathaus in seinem Zustand nicht einfach nur schlechtgeredet werde.

Kritische Stimmen aus der Politik beklagten die im Vergleich zur Sanierungsvariante hohen Kosten einer auf 40 Jahre berechneten Lebenskostenanalyse und das Fehlen einer solchen Untersuchung für das CC, das in die Kostenberechnung nicht mit einfließe. Die höheren Kosten haben nach Angaben von Bürgermeister Hahn ihren Ursprung darin, dass das Verwaltungsgebäude mit rund 3600 qm Nutzfläche deutlich mehr Platz zur Verfügung stelle als das Neue Rathaus, das selbst mit einer Aufstockung nur auf rund 2100 qm komme. Ein Rathausneubau auf der grünen Wiese sei schon zu einer Zeit, als die Mundipharma-Gebäude noch nicht zur Debatte standen, mit einer Fläche von 3600 qm angedacht worden, um zukunftsfähig zu sein. Nach Angaben von Ekkehard Rating, Leiter der städtischen Kämmerei, handelt es sich bei der Lebenskostenanalyse um einen eher theoretischen Wert, der zwar eine Richtung verdeutliche, aber sich in der Praxis nie so niederschlage.

Beim CC gibt es nach Angaben von Hahn durchaus ein Risiko. „Doch wir sind auf einem guten Weg“, so der Bürgermeister. Ein Obergeschoss wird Fidelio Healthcare mieten, für das zweite Obergeschoss gibt es zwei konkrete Mietanfragen. Die Tagungsräume im Erdgeschoss will unter anderem das Bistum mit nutzen, auch die Stadthalle kann sich ein Engagement und den Aufbau des Tagungsstandorts Limburg nach Angaben von Geschäftsführer Guido Lindeken gut vorstellen.

Das weitere Verfahren

In der Sondersitzung des Ausschusses kündigten die Fraktionen von SPD und FDP an, geschlossen für den Kauf und den Umzug zu stimmen, die Grünen werden in ihrer Fraktion mehrheitlich dafür stimmen. In der CDU-Fraktion meldeten sich in der Sitzung Befürworter und Gegner eines Umzugs zu Wort.

Am Montag, 27. August, fällt die Stadtverordnetenversammlung ihre Entscheidung. Die Sitzung beginnt um 19.15 Uhr im Großen Sitzungssaal. (Der Beitrag ist am Donnerstag, 23. August, nach der Abstimmung in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch, 22. August, aktualisiert worden.)

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