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Datum: 09.11.2020

Stadt setzt auf mobile Geschwindigkeitsmessanlage

Die Stadt Limburg bekommt eine sogenannte semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage, um verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Der Magistrat hat den Auftrag für die Anlage erteilt und damit einen Auftrag der Stadtverordnetenversammlung umgesetzt. Die Kosten liegen bei rund 161.000 Euro.

Die Anlage besteht aus einem Messanhänger und vereint die Vorteile von einem festinstallierten Blitzer und einer mobilen Messanlage. Wie ein fester Blitzer arbeitet der Messanhänger autonom, es muss also nicht immer ein Hilfspolizeibeamter vor Ort sein und den Vorgang überwachen. Gleichzeitig kann der Anhänger mit einem Kraftfahrzeug gezogen werden, um an einer anderen Stelle Messungen vorzunehmen.

„Damit wollen wir für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen“, sagt der 1. Stadtrat Michael Stanke als Ordnungsdezernent. Ziel ist es, mit dem Gerät die Geschwindigkeitskontrollen zu verstärken und dadurch nachhaltig zu erreichen, dass sich Fahrerinnen und Fahrer an Tempolimits halten und somit auch mehr Sicherheit auf den Straßen zu erreichen. Aber auch der Lärmschutz steht im Fokus der Kontrollen, denn hohe Geschwindigkeiten führen zu erheblichen Fahr- und Motorgeräuschen. In einigen Bereichen der Stadt gilt nachts ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde, um den Verkehrslärm zu senken.

Vermehrt Kontrollen

In der Zeit Juli bis September hatte das städtische Ordnungsamt die Geschwindigkeitskontrollen verschärft, die Messungen mussten dann wegen eines Defekts an der mobilen Anlage unterbrochen werden. In diesem Zeitraum wurden in 108 Kontrollen rund 47.000 Fahrzeuge erfasst, rund 3.500 davon waren zu schnell unterwegs. Gemessen wurde zwischen 7 und 1 Uhr, die Schwerpunkte lagen bei Unfallschwerpunkten, Lärmschutz, Sicherung von schutzwürdigen Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen und Senioreneinrichtungen.

Mit den verstärkten Kontrollen reagiert das Ordnungsamt auf Beschwerden von Bürgern über massive Belästigungen und Gefährdungen durch Autofahrerinnen und Autofahrer und die Forderung der Ortsbeiräte nach mehr Kontrollen.

Auch beschäftigte sich der Magistrat mit Statistiken zum Thema Geschwindigkeit im Straßenverkehr. Demnach ist das Risiko, in Deutschland Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, deutlich höher als Opfer eines Gewaltdelikts zu werden. Im Jahr 2019 kamen laut dem Statistischen Bundesamt rund 3.000 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, rund 2.300 fielen einem Gewaltdelikt zum Opfer. Die Gefahren im Straßenverkehr werden jedoch häufig gar nicht als solche wahrgenommen und die Furcht vor Straftaten ist höher als die Angst vor Verkehrsunfällen, so das Ergebnis einer Umfrage einer Versicherung.

Hauptursache für Unfälle

Hauptursache für Verkehrsunfälle ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts menschliches Fehlverhalten wie Geschwindigkeitsüberschreitungen. Solche Fehler sind zu 92 Prozent Grund für einen Unfall, die Straßenverhältnisse zu drei Prozent und Witterungseinflüsse oder technische Fehler zu jeweils einem Prozent. Bei höherer Geschwindigkeit wächst das Risiko schwerer Verletzungen und des Todes exponentiell, insbesondere für Fußgänger, Rad- und Motorradfahrer. Im Jahr 2019 starben fast 1.000 Menschen wegen zu schnellem Fahren. Das sind rund ein Drittel aller Verkehrstoten.

„Verstöße gegen geltenden Tempolimits werden jedoch häufig als Bagatellen betrachtet und mit dem Hinweis auf ,Abzocke‘ der Behörden entschuldigt“, beschreibt der 1. Stadtrat Stanke das Problem. Der Staat werde häufig als Gegner betrachtet, der gängelt, kassiert und einschränkt. „Geschwindigkeitsbeschränkungen haben jedoch eine Schutzfunktion und ihre Einhaltung ist sehr wichtig“, sagt Stanke.

59 km/h anstatt 30

Gefahr durch An einem Beispiel macht Stanke dies deutlich: Die Walderdorffstraße in der Limburger Innenstadt ist für viele Kinder und Jugendliche der Weg zu Kita und Schule. Dort ist Tempo 30 erlaubt. Bei 53 Kilometern pro Stunde kann ein Fahrzeug nicht rechtzeitig bremsen, wenn ein Fußgänger auf die Straße läuft. Es kommt zu einer Kollision mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunden. Die Überlebenschance von Fußgängern bei einem Verkehrsunfall bei einer Aufprallgeschwindigkeit bis 60 Kilometern pro Stunden liegt bei 28,7 Prozent, bei Tempo 80 nur noch bei 7,4 Prozent. Dies hat die Kreis-Verkehrswacht Vechta ermittelt. In der Walderdorffstraße waren von 442 erfassten Fahrzeugen 59 zu schnell unterwegs – innerhalb einer Stunde. Das schnellste Fahrzeug war mit Tempo 53 unterwegs.

„Dieses kleine Beispiel veranschaulicht also sehr gut die Gefahren von zu schnellem Fahren“, sagt Stanke und weist darauf hin, dass die meisten Unfälle nicht auf der Autobahn passieren, sondern innerhalb von Städten und Gemeinden. Laut Statischem Bundesamt ereigneten sich im vergangenen Jahr 69 Prozent aller Verkehrsunfälle innerorts, denn nirgendwo sonst bewegen sich so viele Verkehrsteilnehmer auf so engem Raum. Zudem findet innerorts der größte Teil des Fußgänger- und Radverkehrs statt.

Kontrolle dient der Vorbeugung

In Limburg gab es im vergangenen Jahr 981 Unfälle, bei 107 wurden Personen verletzt, zwei Personen starben. „Diese Unfallzahlen zeigen, wie wichtig die Prävention durch Geschwindigkeitsmessungen ist“, sagt Stanke und fügt hinzu, dass es nicht zu erreichen ist, dass sich alle Fahrerinnen und Fahrer an Tempolimits halten. „Jedoch kann mit jedem Rückgang ein positiver Einfluss auf die Unfallzahlen erreicht werden“, sagt Stanke. Eine wichtige Grundlage werde nun mit der Anschaffung des Messanhängers geschaffen, denn damit könne das Ordnungsamt mit wenig Personal das ganze Jahr über Geschwindigkeitsmessungen durchführen. Zusätzlich kommen die fest installierten Blitzer und die reparierte mobile Anlage zum Einsatz.

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