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Datum: 31.05.2023

Nach 47 Jahren Abschied vom Limburger Rathaus

Mit Walter Gläser verlässt eine Institution das Limburger Rathaus. 47 Jahre stand er in Diensten der Stadt, davon 22 Jahre als Büroleitender Beamter. Am 1. Juni ist der erste Tag im Ruhestand. Nachfolgerin ist Silke Derichs, die zuletzt Leiterin des Rechtsamts war. Sie ist die erste Frau in dieser Führungsposition in der Verwaltung.

„Das ist schon ein Einschnitt, wenn eine so erfahrene Kraft, so viel Wissen und Erfahrung nicht mehr zur Verfügung stehen“, sagte Bürgermeister Dr. Marius Hahn im Rahmen der Verabschiedung. Als Bürgermeister frisch im Amt habe er auf die Erfahrung des Büroleitenden Beamten zählen können. Hahn dankte auch für die gezeigte Loyalität, denn Gläser sei von einem Umzug von Großteilen der Verwaltung auf die Dietkirchener Höhe in ein ehemaliges Mundipharma-Gebäude keineswegs begeistert gewesen, dennoch habe er ihn als Bürgermeister bei der Umsetzung tatkräftig unterstützt.

„Aus heutiger Sicht muss ich auch sagen, es war die richtige Entscheidung, mit einem großen Teil der Verwaltung umzuziehen. Ohne Umzug hätte sich die Situation nicht geändert“, machte Gläser deutlich, der 1976 unter Bürgermeister Josef Kohlmaier in den Dienst der Stadt eingetreten war. Gläser war anschließend in verschiedenen Bereichen der Verwaltung aktiv, im Sozialamt, im Körperschaftsbüro und in der Hauptverwaltung. Hängen geblieben sind dabei natürlich besondere Ereignisse. „Die Flüchtlingskrise 2015/16 war eine echte Herausforderung und so völlig anders, als das, was sonst den Arbeitstag prägte“, erzählte er. Es galt Zelte zu organisieren und möglichst schnell auf der Fläche in Staffel aufzubauen, nachts verlegten Mitarbeiter der Bauhofs Abwasserleitungen, viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer galt es zu koordinieren.

Hallenbad und Rathausbrand

Als er in sein Berufsleben startete, da gab es in der Stadtverwaltung noch die Bezeichnung Fräulein, wurden Essensmarken aus Blöcken herausgetrennt, durfte in den Büros noch geraucht werden (was jedoch nicht nur in der Verwaltung der Fall war) und brachte Apple den ersten PC auf den Markt. In Erinnerung geblieben ist auch die Phase, als er für kurze Zeit zuständig war für die Bäder der Stadt. Ausgerechnet da kam der Beschluss der Politik, die Hallenbäder in Offheim und Linter zu schließen. Auf einer externen Veranstaltung bekam er Informationen darüber, wie in Großen-Buseck ein Hallenbad mit Hilfe eines Trägervereins in Betrieb gehalten wird. Die Idee nahm er mit nach Limburg und sie wurde dann auch beim Hallenbad in Offheim erfolgreich umgesetzt.

Bleibend in der Erinnerung ist natürlich der Rathausbrand im Jahr 1989, damals war Dr. Wolfgang Rüdiger Bürgermeister der Stadt. Ein Feuer im Erdgeschoss des sogenannten neuen Rathauses hatte für erheblichen Rußschaden gesorgt und von dem Ruß ging auch eine Gesundheitsgefährdung aus. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Rathaus wurden anschließend auf viele Stellen in der Stadt verteilt, einige waren in der Kreisverwaltung, andere bei der EVL oder saßen in der Stadthalle. Der Bürgermeister zog um ins Brüderhaus, dort hatte der Chef des Ordnungsamts sein Büro geräumt“, berichtete Gläser rückblickend. Die Beschäftigten der Verwaltung waren zwar untergebracht, doch das mit der Arbeit klappte nicht so, denn die Akten waren noch voller Ruß und zogen nicht mit um, sondern mussten an Ort und Stelle gereinigt werden. Und was macht eine Verwaltung ohne Akten?

Erste Büroleitende Beamtin

Gläser hat unter und mit fünf Bürgermeistern in der Limburger Verwaltung gearbeitet: Josef Kohlmaier, Dr. Wolfgang Rüdiger, Peter R. Arnold, Martin Richard und zum Schluss Dr. Marius Hahn. Die Aufgaben haben sich in den Jahren gewandelt, vieles hat sich geändert. „Auf Stellenausschreibungen haben wir Waschkörbe an Bewerbungen erhalten, und zu uns kamen viele Verwaltungskräfte, die zuvor ihre Ausbildung in großen Städten absolviert hatten“, so Gläser. Das ist heute ganz anders. Ausschreibungen und Bewerbungen laufen digital und die Zahl der Bewerbungen ist deutlich zurückgegangen. Auch Verwaltung bedeutet steter Wandel.

Silke Derichs hat die Nachfolge von Walter Gläser angetreten, mit ihr gibt es zum ersten Mal eine Büroleitende Beamtin in der Limburger Stadtverwaltung. Die 40-Jährige ist Juristin, hat in Potsdam studiert und unter anderem beim Rechtsamt Berlin-Mitte ihr Referendariat absolviert. „Das war auch der Zeitpunkt, an dem ich mich für eine Laufbahn im öffentlichen Dienst entschieden habe“, sagt sie. In Pirmasens war sie dann als Juristin für drei Jahre als Elternzeitvertretung tätig, danach wechselte sie nach Limburg und trat ihren Dienst 2015 im Rechtsamt an. Nach dem Ausscheiden des Amtsleiters übernahm sie dann die Leitung.

Aktuelle Schwerpunkte

„Da auch das Rechtsamt Querschnittsaufgaben für die komplette Verwaltung übernimmt, fühle ich mich auf die neue Stelle und die damit verbundenen Aufgaben gut vorbereitet“, erklärt Silke Derichs. Als Büroleitende Beamtin ist sie für die komplette Verwaltung tätig. Einen aktuellen Schwerpunkt sieht sie dabei im Gewinnen von neuem Personal und in der Bindung der Mitarbeitenden an die Limburger Stadtverwaltung. Einen weiteren Themen- und Arbeitsschwerpunkt bildet die Digitalisierung der Verwaltung. Zudem steht im Herbst der Umzug des Bürgerbüros in das sanierte alte Rathaus an.

„Hierbei ist es wichtig, sich auf ein gutes Team verlassen zu können: Für die alltägliche Arbeit als wesentliches Kernelement der Stadt und damit auch als Dreh- und Angelpunkt für wichtige Entwicklungen im Sinne der Bürgerschaft. Insgesamt sehe ich unsere Verwaltung gut aufgestellt für die stetig wechselnden Herausforderungen“, macht die neue Büroleitende Beamtin deutlich, die seit dem 1. März in ihrer neuen Funktion tätig ist.

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