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Datum: 19.03.2021

Ladezonen stehen auf der Wunschliste ganz oben

Im Internet bestellen und nach Hause liefern lassen, dieses Einkaufsprinzip hat durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Schließung von Geschäften noch einmal einen richtigen Schub bekommen. Doch der nicht endende Strom des damit verbundenen Lieferverkehrs sorgt in den Innenstädten für Belastungen. Die gilt es zu reduzieren – auch in Limburg, wo in der Innenstadt die Grenzwerte der zulässigen Stickstoffdioxidbelastung immer noch an einigen Messpunkten überschritten werden.

„City-Logistik“, unter dieser Bezeichnung verbirgt sich der Verkehr, der Waren zum Endverbraucher oder Einzelhändler transportiert, der zum Erbringen von Dienstleistungen oder auch Handwerkerarbeiten notwendig ist. Um den KEP-Verkehr, Kurier-Express-Paket-Dienst, und dessen Reduzierung drehte sich ein digitaler Workshop, zudem die Stadt eingeladen hatte.

Teilnehmende waren Spediteure, Dienstleister aus dem Kurier- und Paketdienst, Vertreter des CityRings und der Industrie- und Handelskammer, der städtischen Politik sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung sowie Vertreter der Unternehmen, die mit der Erarbeitung eines Konzepts von der Stadt beauftragt worden waren und mit entsprechenden Vorarbeiten aufwarteten.

Handlungsdruck in Limburg

Dass es in Limburg Handlungsdruck gibt, machte Bürgermeister Dr. Marius Hahn unmissverständlich deutlich. Der Stadt droht durch die Überschreitung der Stickstoffdioxid-Grenzwerte und der damit verbundenen Klage der Deutsche Umwelthilfe gegen das Land Hessen wegen des vermeintlich unzureichenden Luftreinhalteplans ein Dieselfahrverbot. „Die Schadstoffbelastung ist zwar spürbar zurückgegangen, sicherlich auch beeinflusst durch den Shutdown, aber das reicht noch nicht“, verdeutlichte Hahn. Er geht davon aus, dass sich der Verwaltungsgerichtshof in Kassel in der ersten Hälfte des Jahres mit der Klage der Umwelthilfe befasst.

Doch die Stadt verfolgt mit dem City-Logistik-Konzept auch noch weitere Ziele, daran ließ der 1. Stadtrat Michael Stanke keine Zweifel: „Der Lieferverkehr führt zu Behinderungen, bremst den Verkehrsfluss und nimmt direkten Einfluss auf das Stadtbild. Auch ohne die Corona-Pandemie ist von einer Zunahme dieser Verkehre aufzugehen.“ Und genau hier müsse die Stadt helfen, Rahmenbedingungen zu schaffen.

Tempo ist angesagt

Wie und was gemacht werden soll, darum kümmert sich ein Konsortium unter der Federführung der Prognos GmbH. Was in der Stadt passieren müsse, werde „kurz und intensiv“ sein, wie es Sven Altenburg als Projektleiter formulierte. Sein Unternehmen hat bereits Erfahrung mit der Umsetzung von City-Logistik-Konzepten, die allerdings über deutlich längere Phasen umgesetzt wurden. In Limburg sei Tempo angesagt, um in einem dreistufigen Konzept das zu entwickeln, was umgesetzt werden muss.

Verschiedene Möglichkeiten

Der Workshop diente neben der Vorstellung der Ist-Situation vor allem der Abfrage, was nach Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Limburg sinnvoll ist, umzusetzen. Danach ergibt sich folgende Reihenfolge:

Ladezonen (Flächen im öffentlichen Raum können für den Lieferverkehr für Anlieferungsprozesse freigehalten werden, multifunktionale Be- und Entladezone, im Zusammenhang mit der Digitalisierung können Quartiersflächen flexibel in Abhängigkeit von Tageszeiten sowohl als Lieferzone als auch für andere Nutzungen vorgesehen werden);

Einsatz von Lastenrädern und Einrichtung sogenannter Mikrodepots (für Limburg bedeutet dies zum Beispiel, Flächen und Immobilien am Rand der Altstadt mit Anlieferungsflächen zur Verfügung zu stellen und die Sondernutzung von Parkplätzen als mobile Mikrodepots zu erlauben);

eine optimierte Zustellung (das bedeutet zum Beispiel den Einsatz von Privatpersonen bei der Auslieferung, der kombinierte Einsatz von Lieferfahrzeugen und Fußgängerkurieren, Schaffung von anbieterneutralen Paketstationen);

die Elektrifizierung von Lieferfahrzeugen (die Anlieferung auf der letzten Meile wird nur durch Fahrzeuge mit e-Antrieb ermöglicht);

CityLogistik (beschreibt ein ganzes Bündel an Maßnahmen; für Limburg würde dies die Bereitstellung und Sicherung zentrumsnaher Flächen für die logistische Nutzung bedeuten, zudem müssten Anreize für Unternehmenskooperationen und zum Umschlag auf der letzten Meile geschaffen werden);

sowie am Tabellenende die Frage von Privilegien und Restriktionen für den Lieferverkehr (Einfahrbeschränkungen zum Beispiele für bestimmte Quartiere, zeitliche Regelungen für Be- und Entladevorgänge, Absperrung durch versenkbare Poller).

Vorschläge bis zum Herbst

Im Jahr 2019 gab es in Limburg nach der durch Prognos vorgelegten Untersuchung 1,7 Millionen KEP-Sendungen, dabei entfielen 900.000 auf den Bereich mit der Postleitzahl 65549 und davon wiederum 300.000 auf den zentralen Innenstadtbereich. Über die gesamte Stadt verteilen sich aktuell etwa 50 Abholstationen für Pakete- und Expressgüter. Zahlreiche Straßen in der Innenstadt bieten keine Möglichkeiten für Lieferdienste, kurzzeitig zu halten.

Nach dem Workshop soll nun ein erster Maßnahmenkatalog erarbeitet werden, daran anschließend wird von Prognos ein Zielszenario mit Potentialanalyse erarbeitet. All dies soll dann in einem zweiten Workshop vorgestellt werden. Ziel ist es, bis zum Herbst dann die Sofortmaßnahmen zu definieren, die in Limburg umgesetzt werden sollen.

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